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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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haben; Elisabeth, Anna und Domenikus hier sind Kinder von Hübschlerinnen. Geboren in einem Frauenhaus.«
    Hannah sah ihre Tochter lange an. In ihr nagte schon lange eine Frage, und jetzt war der rechte Zeitpunkt, sie zu stellen.
    »Wie haben sie dich einfangen können, Gera?«
    Gera sah ihre Mutter offen an. »Ich weiß, dass ich unrecht gehandelt habe, Mutter.«
    Verblüfft schüttelte Hannah den Kopf. »Aber nicht doch. Erzähl einfach.«
    Und Gera erzählte, wie sie ein Geräusch gehört hatte, wie sie aber Hannah nicht hatte wecken wollen und an ihr vorbei nach unten geschlichen sei.
    »Vater stand dort in seinem Labor und hat sich mit einem Mann gestritten. Sie haben sich gegenseitig angezischt. Vater hat immer gesagt, er würde dieses Haus nicht verkaufen. Da ist der andere Mann handgreiflich geworden. Vater hat ihn gegen das Regal gestoßen, und der Mann hat sich dabei verletzt. Ich habe es gesehen und bin in die Stube gelaufen. Vater war einen Moment abgelenkt. Er hat ganz erschrocken zu mir herüber gesehen, und da hat ihm der Mann ...«, Gera unterbrach sich, übermannt von der Erinnerung und den Tränen nah, »... da hat ihm der Mann ein Messer in den Bauch gestoßen. Ich wollte schreien, aber der Weißfuchs hat plötzlich hinter mir gestanden und mir den Mund zugehalten. Vater hat den Fremden gepackt, ihn festgehalten und dann im Fallen das Regal umgeworfen, das sie beide begraben hat.« Geras Lippen zitterten, als sie geendet hatte. »Dann hat der Weißfuchs mich mitgenommen und eine Öllampe, die dagestanden ist, in das Labor geworfen. Alles hat sofort Feuer gefangen, Mutter. Ich wollte ... ich wollte ...«
    Hannah nahm das verstörte Kind in den Arm und tröstete es. Und während ihre Tochter sich ausweinte, sah sie sich die Kinder wieder an.
    Es waren traurige Gestalten. Mager und verhärmt. Die Augen dieser Kinder wirkten im trüben Licht des Kellers wie erloschen.
    »Wie lange halten sie euch schon gefangen?«, fragte Hannah zaghaft weiter.
    Gera löste sich von ihrer Mutter, verbiss sich die Tränen und beantwortete die Fragen. Die Kinder standen immer noch stumm und verängstigt da und sahen zu. Sie rührten sich nicht von der Stelle.
    »Ein halbes Jahr. Manche noch länger. Antonia hier wurde schon einmal ...« Mehr sagte Gera nicht. Doch Hannah wusste genau, was gemeint war.
    Sie blickte das Mädchen an, das kaum elf Jahre zählen mochte. Es war blass und mit dunklen Ringen unter den Augen, die man selbst im matten Laternenschein deutlich erkennen konnte.
    Gera fuhr fort: »Manche wurden freigelassen. Wir haben alle so gehofft, dass wir ebenfalls freikommen, wenn ...«
    Mit einer energischen Geste schnitt Hannah Gera das Wort ab. »Niemand ist freigelassen worden«, sagte sie Gera verbittert. Dann zögerte sie, weil sie nicht wusste, wie die Wahrheit wirken würde, und ob die Kinder wirklich erfahren sollten, was sie erwartet hätte. Dann aber fuhr sie mit fester Stimme fort. »Die Kinder wurden ermordet. Wir haben sie gefunden. Im Stadtgraben. Mit durchgeschnittener Kehle. Weggeworfen wie Abfall.«
    Sie blickte in die Runde in die entsetzten Blicke. Hannah deutete auf den Weißfuchs, der sich noch immer nicht rührte.
    »Es war vermutlich sein Werk.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Gera.
    »Wir gehen hinauf. In den Palast. Dort werdet ihr erzählen, was sie mit euch gemacht haben, der Weißfuchs und Aigen.«

    »Wer soll Euch all diese Hirngespinste und Fantastereien von Brandstiftung und gefälschten Urkunden und Mordabsichten glauben? Ihr seid wie eine Spinne, die sich ein Netz webt und aus dem Seim ihres Körpers einen endlosen Faden gebiert, der zu nichts anderem dient, als Gutgläubige darin zu fangen. Das ist doch alles Unsinn. Das habt Ihr Euch alles ausgedacht. Spannend zwar, aber eben alles nur Ausfluss Eurer wirklich blühenden Fantasie.«
    Die Menge begann zu lachen. Mittlerweile waren sie auch aus einzelnen Zimmern auf die Balkongänge hinausgetreten und schauten auf ihn hinunter. Eine Stimme erhob sich und schrie: »Schafft ihn hinaus, den Schwätzer.«
    Doch Bruder Adilbert schrie über die Menge hinweg – und es gelang ihm tatsächlich, sie für einen kurzen Augenblick zu beruhigen.
    »Ich werde zwei weitere Zeugen aufbieten, die bestätigen ...«
    »Er hat mit jedem Wort, das er gesagt hat, die Wahrheit gesprochen!«, rief plötzlich eine rauchige Stimme dazwischen. Der Mönch fuhr herum.
    In der Türöffnung, die zum Keller hinabführte, stand Hannah. Sie stand dort

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