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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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eine große Zähre rollte ihm über die Wange und lief ihm in den Mundwinkel.
    »Wenn Ihr mich zurückschickt, bringt er mich um«, schluchzte das Mädchen.
    »Er kann doch nicht ... also er ... erwartet doch nicht, dass ich ...«
    »Bitte«, flehte das Mädchen ihn an. »Ich ... wenn Ihr mich zurückschickt ... ich tauge zu sonst nichts ... bitte ...«
    »Jetzt zieh dich endlich an!«, knurrte der Mönch die Kleine an. Das Mädchen zuckte zusammen, ging in die Knie und hob ihr Kleid auf. Umständlich ließ es den Fetzen über ihren dürren Körper gleiten.
    »Er bringt mich um, er bringt mich um«, flüsterte es dabei fortwährend.
    »Er bringt dich nicht um!«, sagte Bruder Adilbert. »Und jetzt erklärst du mir einfach, wie du heißt, woher du kommst und was du hier sollst.«
    Das Mädchen schüttelte energisch den Kopf. »Ich darf nicht.«
    »Ach, aber als Mädchen hier in den Konvent eindringen und einen Mönch belästigen, das darfst du?« Bruder Adilbert hatte etwas schärfer gesprochen, als er es beabsichtigt hatte.
    Sofort brach das Mädchen wieder in Tränen aus und schlug die Hände vors Gesicht.
    Unter heftigem Schluchzen brachte sie nur hervor, dass er – und Bruder Adilbert wusste nur zu genau, wer dieser »er« sein musste – ihr gesagt habe, der Mönch habe Bedürfnisse, und um die solle sie sich kümmern.
    »Und du kennst diese Bedürfnisse?«
    Das Mädchen nickte.
    »Und du weißt, wie man sie ... behandelt?« Bruder Adilbert wollte das rechte Wort nicht aussprechen.
    Wieder nickte die Kleine.
    »Und deshalb bist du hier?«
    Zum dritten Mal bestätigte das Mädchen, trat einen Schritt auf den Mönch zu und griff rasch unter seine Kutte. Bruder Adilbert wich erschrocken zurück und schlug ihre Hand weg.
    »Lass das bleiben«, knurrte er heiser und wusste nicht recht, welcher Teil von ihm sich hier sträubte. Er atmete tief durch und betrachtete das Mädchen. Dessen Augen waren jetzt weit aufgerissen vor Furcht, und Tränen standen darin.
    »Oh Herr«, stöhnte der Mönch wieder. »Wein doch nicht schon wieder.« Gleich darauf tat es ihm leid, dass er so grob gewesen war. Ihr Schluchzen schnitt in die Stille, und Bruder Adilbert glaubte fast, die Tränen auf den Steinfußboden aufschlagen zu hören. »Du kannst mir doch nicht unter die Kutte fassen. Ich bin ein Mönch.«
    Das Mädchen nickte. »Ich weiß. Aber niemanden stört das. Nur Euch.«
    Verblüfft hockte sich Bruder Adilbert auf die Fersen, sodass sein Gesicht jetzt auf gleicher Höhe war wie das des Mädchens.
    »Niemanden?«, fragte er nach.
    Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf.
    »Aber das heißt ... du hast ... du bist schon mit anderen ... die Bedürfnisse ...« Er wusste nicht recht, wie er es sagen sollte, ohne die Sprache der Gosse zu verwenden.
    »Wenn Ihr damit meint, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Ja.«
    Die Ehrlichkeit der Kleinen war erschreckend.
    »Aber wer tut so etwas? Wie heißt er ?«
    Verlegen sah das Mädchen zu Boden, dann schüttelte sie denKopf und zuckte schließlich mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Und du, wie heißt du?«
    »Giber...«, das Mädchen unterbrach sich und fuhr sich mit der Hand an den Mund, als hätte sie etwas getan, was sie niemals hätte tun dürfen. Verängstigt sah sie um sich.
    »Ist er hier? Draußen womöglich?«
    Bruder Adilbert wartete die Reaktion des Mädchens nicht ab, sondern stand auf und rannte zur Tür. Er riss sie auf und trat auf den Gang. – Nichts. Nicht einmal die Tür zum Schrank stand offen. Auf dem Boden entdeckte er nur seine Fußspuren und die des Mädchens. Er drehte sich wieder um und schloss sorgfältig den Flügel.
    »Giberta also?«, schloss der Mönch und sah, dass er recht hatte, als sie ihn erneut mit weit aufgerissenen Augen erschrocken anstarrte. »Wo kommst du her, Giberta?«, fragte er.
    Das Mädchen stand vor ihm, mit gesenktem Kopf und zuckenden Schultern. Er traute sich nicht, sie in den Arm zu nehmen. Es war eine verzwickte Lage, aus der er sich wünschte, so rasch wie möglich erlöst zu werden. Dafür gab es nur eine Möglichkeit. Bruder Adilbert wedelte mit den Händen, als müsse er einen Albtraum verscheuchen.
    »Geh mir aus den Augen!«, sagte er. Nicht nur, dass sie sich als Frau im Konvent aufhielt – auch die Tatsache, dass sie sich schon so lange in diesem Raum war, erhöhte für ihn die Wahrscheinlichkeit, mit ihr zusammen angetroffen zu werden. »Aber ...«, begann Giberta wieder, doch Bruder Adilbert schob sie

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