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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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hervorstechender war das Outfit, in welchem sich das Casino diesmal präsentierte: Im Erdgeschoss zelebrierte man einen Casual Friday, einen Freitag ganz leger, und ich erlag einer Reizüberflutung, verursacht durch bunte Hawaiihemden, AC/DC-T-Shirts, Brüsten in Tanktops und zahllosen Baseballcaps. Doch hin und wieder sah ich auch einen gut sitzenden Zweireiher durch das lässige Publikum gleiten, sodass ich schnell wieder das Gefühl verlor, völlig unangebracht gekleidet zu sein.
    Die Black-Jack-Tische reihten sich im Erdgeschoss auf der anderen Seite des Treppengeländers auf, in entgegengesetzter Richtung zu den Roulettetischen. In diesen Gefilden hatte ich nur kurz gewildert und machte dementsprechend einen verlorenen Eindruck, als ich einen Tisch nach dem anderen nach einem gut aussehenden Hahnenkamm absuchte. Ich fand Schalkowski gegenüber einem Kartengeber mit einer violett glänzenden Fliege unter dem Kinn. Schalkes Oberkörper war angespannt über den samtenen billardgrünen Spieltisch gebeugt, die Augen konzentriert auf seine Karten gerichtet. Er trug ein schwarzes Jackett, der steife Kragen seines Hemdes war über die Jacke geschlagen. Seinen Hahnenkamm hatte er ausgekämmt, sodass das Haar flach und geordnet auf seinem Kopf lag. Zaghaft trat ich an ihn heran. Ich wollte ihn nicht stören. Erst als die Runde ihr Ende fand und er ausgelassen seinen Rücken lockerte, sprach ich ihn an.
    »Vodka Martini?«, begann ich den Small Talk.
    Er sah auf und seine haselnussbraunen Augen fingen das Licht der Deckenlampen ein. Er grinste. Lachfältchen bildeten sich in seinem Gesicht. »Ich bevorzuge Bacardi Cola.«
    Als wäre es ein geheimes Stichwort gewesen, erhob er sich vom Tisch und sammelte seine Jetons ein. Es waren nicht wenige.
    »Woher haben Sie das Geld?«, fragte ich.
    »Spesen«, sagte er und legte beinahe seinen Kopf auf meine Schulter, als er flüsterte: »Ich ermittele doch verdeckt.« Er grinste albern.
    Ich glotzte ihn an. »Hat man Ihnen tatsächlich Geld zur Verfügung gestellt?«
    »130 Euro. Es ist nicht viel, aber ich hatte schon eine erste Glückssträhne.« Er legte seine Hand um mein Handgelenk und führte sie an seine Jackentasche heran. Seine Hand war ganz warm und die spontane Berührung irritierte mich ein wenig, sodass ich eine Gänsehaut bekam. Ich steckte die Hand in die Tasche und ließ die Jetons zwischen meinen Fingern klimpern. »Eine verdammt große Tasche haben Sie da.«
    »Ich mag große Dinge«, ließ er mich bündig wissen und mir schoss prompt das Blut in den Kopf.
    Er lachte auf. »Gehen wir was trinken.«
    Wir flanierten an den Rand des Geschehens und bedienten uns der Marmortreppen, um uns in der oberen Etage an eine exklusive Bar zu setzen. Tischtennisballgroße Spots leuchteten auf den gläsernen Tresen mit Silberrand und ich konnte mein Spiegelbild auf der Tischplatte sehen. Als wir uns auf die Barhocker setzten, waren Schalkowski und ich wieder auf Augenhöhe. Eigentlich waren wir ungefähr gleich groß. Heute Abend trug ich allerdings Schuhe mit Pfennigabsätzen. Dies war mitunter der Grund, warum ich ausgesprochen froh war, als ich endlich wieder auf meinem Hintern saß. Ich war keine 100 Meter gelaufen, aber meine Fußballen waren bereits wund gescheuert.
    Ich sah auf die Getränkekarte und mir wurde schwindelig bei den Preisen. Schalke erkannte den Ernst der Lage. »Keine Sorge. Ich bezahle«, sagte er sofort.
    Er bestellte Bacardi Cola. Ich bevorzugte die alkoholfreie Variante eines Caipirinha.
    »Müssen Sie nicht fahren?«, fragte ich.
    »Ich bin mit dem Taxi hier.«
    Siehe da. Ein vorausschauender Zeitgenosse. Schweigend beobachteten wir den Barmann, wie er eine Zutat nach der anderen in die Gläser schüttete. Der Kerl war wie für einen Film gemacht: Kugelrunder Bauch, spitzer Schnauzbart sowie eine quer gestreifte Weste über einem weißen, an den Ärmeln hochgekrempelten Hemd. Als er uns die Gläser vor die Nasen stellte, nahm ich als Erstes das Schirmchen aus der Limettenscheibe. Schüchtern nippte Schalkowski an seinem Glas. Das mir zugewandte Ohrläppchen war durchgestochen.
    »Sie tragen einen Ohrring?«, fragte ich.
    »Nicht mehr. Aber das Loch will einfach nicht zuwachsen.« Er betrachtete mich. »Sie haben keine Ohrlöcher«, stellte er fest.
    »Ich hatte immer Angst vor den Schmerzen.«
    Er grinste. »Immer noch?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    Er lachte. »Eine Privatdetektivin, die Angst vor dem Ohrlochstechen hat. Das ist komisch.«
    Wie

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