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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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sich anmaßen zu sagen, ich sei eifersüchtig? Sein Verhalten war unangemessen und unprofessionell gewesen. Das war alles, was mich ärgerte. Außerdem war die Frau im Vergleich zu mir eine ganz andere Hausnummer. Sie war aufdringlich, aufgetakelt und neckisch. Ich bin nicht neckisch. Ich brauche diesen ganzen Schweinkram wie Push-up-BHs oder Stringtangas nicht, um Männer zu beeindrucken. Und außerdem waren Kerle wie Schalke, die sich von Ärschen und Titten derart einwickeln ließen, sowieso nicht mein Typ.
    Mit einem Pyjama bekleidet rollte ich mich in die kühle Bettdecke ein und legte das Handy auf den Nachttisch. Zwar glaubte ich nicht, dass sich Schalkowski bis zum Morgengrauen noch bei mir melden oder persönlich aufkreuzen würde. Aber bei Polizisten wusste man nie so genau.
     
    Gegen sieben Uhr morgens wachte ich auf und fühlte mich gerädert, beinahe verkatert. Weiße Pünktchen schwirrten vor meinen Augen herum und mein Hirn fühlte sich doppelt so schwer an. Abgehalftert schlurfte ich zum Fenster und zog die Rollläden hoch. Das weiße Licht überflutete das Zimmer. Es war, als hätte der Tag ohne mich begonnen. Dabei war es beinahe noch nachtschlafende Zeit.
    Ich trottete ins Bad und zog den Pyjama aus. Weder hatte Schalkowski angerufen noch angeklingelt noch sonst irgendeine Nachricht hinterlassen, und ich schätzte die Chancen als gut ein, dass er es in den kommenden vier Stunden nachholen würde. Ich stieg unter die Dusche und ließ mir das warme Wasser über meine Beine rieseln. Doch da es kaltes Wasser war, das munter machen soll, drehte ich am Einhandhebel, kniff die Augen zusammen, ballte die Hände zu Fäusten und hielt den Kopf unter den eisigen Strahl. Es dauerte keine zwei Sekunden und ich sprang beinahe kopfüber aus der Dusche. Wer immer mit dieser Erkenntnis hausieren gegangen war, gehörte meiner Meinung nach lebenslang eingekerkert.
    Bis ungefähr zehn Uhr hielt ich es zu Hause aus. Ich hatte bereits aus der Schublade gefrühstückt und die Waschmaschine angeworfen. Danach zog ich mir endlich etwas über und verließ ohne ein konkretes Ziel die Wohnung.
    Ich würde den Teufel tun und Alexander Schalkowski hinterherrennen.
     
    Die Dortmunder Einkaufsstraße war am Samstagvormittag hoffnungslos überlaufen und auf Höhe der U-Bahn-Station konnte ich den bunt besprenkelten Ameisenhaufen auf dem Ostenhellweg betrachten. Am anderen Ende der Meile, dem Westenhellweg, lebte ein Geschäft von der Angst und Wehrlosigkeit anderer. Losgelöst von den aneinandergeklatschten Geschäften stand es vor einer schmalen Gasse und klotzte mit Bescheidenheit. Weder hing eine Lichtreklame über der Tür noch standen irgendwelche Auslagen vor dem Schaufenster. Dieses wiederum war auf der anderen Seite zugeklatscht mit Camouflage-Klamotten und Pistolenattrappen.
    Die Eingangstür stieß gegen ein kleines Glöckchen und kündigte mich als vermutlich erste Kundin des Tages an. Sofort preschte eine braun gebrannte schmale Gestalt mit einer aufwändigen Hochsteckfrisur aus der Seitentür. Sie war über und über mit Tätowierungen asiatischer Couleur geschmückt. Ihren grünen Lidschatten hatte sie kreisrund um die Augen aufgetragen. Tiefe, sonnenbankbedingte Falten schnitten sich in ihren schmalen Hals.
    »Guten Morgen«, sagte sie. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich suche ein Mittel zur Selbstverteidigung«, erklärte ich. »Wenn man abends länger weggeht.«
    Sie nickte ausladend und die Falten unter ihrem Kinn zogen sich bis zum Nacken hoch. »Ich verstehe.«
    Ich trat an den Tresen heran.
    Die Verkäuferin öffnete auf Kniehöhe eine Schublade. »Sind Sie mehr für etwas Bulliges oder Diskretes?«
    »Kommt drauf an«, antwortete ich.
    Sie holte eine Spraydose aus der Schublade, die problemlos in die hohle Hand passte. »Das ist Reizgas der Sorte ›Ladysafe‹. Es wird dem Scheißkerl in die Augen gesprüht. Danach kann er für mindestens zehn Minuten seine Mutter nicht mal von einem Laternenpfahl unterscheiden.«
    »Es ist sehr leicht.«
    »Ja. Und es ist witterungsempfindlich.« Sie hob den Zeigefinger. »Wenn der Wind dreht, gnade dir Gott.« Dann beugte sie sich noch einmal vornüber und holte eine Pistole aus dem Zauberschrank. »Das ist eine Schreckschusspistole.«
    Ich glotzte auf die Wumme. Aus ein paar Metern Entfernung könnte ich sie von einer normalen Knarre nicht unterscheiden. »Braucht man dafür nicht einen Waffenschein?«
    Sie schüttelte den Kopf und zeigte auf die Griffschale.

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