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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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»PTB-Siegel. Dafür brauchen Sie nur den kleinen Schein.«
    »Aber soweit ich weiß, darf man sie im Außengelände nicht so ohne Weiteres abfeuern.«
    Sie verdrehte die Augen. »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.« Ein Runzeln kroch über ihre Stirn. »Sind Sie von der Polizei?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Ihr Stirnrunzeln löste sich in Wohlgefallen auf. »Wenn Sie damit Ihr Leben retten, juckt es die ACABs nicht die Bohne. Und selbst wenn. Die kleine Geldstrafe zahlen Sie gerne, wenn Sie es dem Scheißkerl, der Ihnen seinen Riesenschwanz präsentieren wollte, mal so richtig gezeigt haben.« Sie zwinkerte.
    Die Aussicht, so einen Ballermann in der Tasche zu tragen, war tatsächlich verlockend. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich in naher Zukunft mit meiner Glock hausieren gehen durfte und es unter Umständen in der Handtasche eng werden würde, widerstand ich der Versuchung. »Ich nehme das Reizgas.«
    Sie war ein wenig enttäuscht. »In welcher Farbe? Das gibt es in schwarz, weiß, blau und rosa.«
     
    Zwei Stunden waren vergangen und das Polizeipräsidium in Dortmund wurde am Samstagmittag nicht unbedingt von der Sonne geküsst. Dunkle Schatten dichter Baumkronen legten sich quer über das Gebäude und bemalten die Fenster der Lobby grau und schwarz. Der Gedanke, dass ich kurz davor stand, die Abmachung, die ich mit mir selbst getroffen hatte, zu brechen und Schalkowski aufzusuchen, machte mich madig. Aber ich überlistete mein Gewissen mit der Ausrede, dass ich mich dazu verpflichtet fühlte, ihn über den Verbleib seiner Spesen zu unterrichten und versprach mir, nach der Ansage gleich wieder das Weite zu suchen.
    In der Lobby war an einem Samstag nicht weniger Betrieb als an den Wochentagen. Eine junge Frau beklagte ihre gestohlene Tasche, ein Rentner mit schmutzigen Füßen in weißen Sandalen beschwerte sich über die nächtliche Ruhestörung, die von der streunenden Katze seines Nachbarn ausging. Routiniert ging ich die Treppe hinauf und folgte den Warnplakaten im Flur. Ich traf Schalkes Tür verschlossen an. Ich lauschte, klopfte und drückte die Klinke runter, aber die Tür war abgeschlossen. Ein Uniformierter kam aus dem Nebenbüro.
    »Suchen Sie jemanden?«, fragte er.
    »Alexander Schalkowski.«
    »Der hat keine Samstagsschicht. Wenn es um Sachen aus seinem Dezernat geht, könnten Sie ins Zimmer 1.4 gehen.«
    »Nein, danke«, sagte ich nur und trat übermäßig schnell den Rückzug an.
    Eilig, aber vor allem sauer stieg ich wieder in mein Auto. Dieser Amateur sollte mir ja nicht mehr unter die Augen treten! Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn bis zum Anschlag, bis der Motor knirschte. Als ich den Gang einlegte, klingelte mein Handy.
    »Was?«, maulte ich hinein.
    »Frau Roloff?« Es war Schalke. »Wo sind Sie?«
    »Ich observiere gerade«, log ich.
    »Ich stehe vor Ihrer Wohnung. Wie lange dauert das noch?«
    So ein Flappmann. Glaubt wohl, ich würde für ihn alles stehen und liegen lassen. Ich ließ ihn zappeln. »Ich bin so in einer Stunde fertig.«
    »In Ordnung. Ich komme dann noch einmal wieder.«
    Ich legte auf. Was sollte ich nur so lange mit meiner Zeit anfangen?
     
    Eine geschlagene Stunde lang kreiste ich zu Fuß den Ruhrpark ein. Der Ruhrpark ist das größte und beinahe älteste Einkaufszentrum Deutschlands sowie der geräumigste kostenlose Parkplatz im Ruhrgebiet. Auf seiner Fläche stehen über 100 Geschäfte, eine überteuerte Fressmeile und ein UCI-Kino mit reservierbaren Sitzplätzen. Im Sommer plärrten Kleinkinder über die Ufer diverser Wasserattraktionen, im Winter bekam man wegen beengter Wegeverhältnisse, verursacht durch tiefe Weihnachtsbuden und Karussells, zeitweise keinen Fuß mehr auf den Boden. Ich kaufte ein Paar schwarze Turnschuhe, eine Jeans und einen Schlüsselbundring, an dem sich neben meinen Schlüsseln auch das Reizgas befestigen ließ. Außerdem gab es in einer Auslage Handtücher zum halben Preis.
    Zehn Minuten vor dem vereinbarten Termin kam ich zu Hause an. Mit drei Tüten in den Händen sowie meiner Handtasche über der Schulter eilte ich in den Hauseingang, wo ich beinahe einen Mann umrannte. Es war Schalke.
    »Hallo«, sagte er und schaute an mir herunter. »Wo haben Sie observiert? Lassen Sie mich sehen.« Er guckte auf meine Tüten. »Bei Woolworth?«
    Wortlos ließ ich ihn vor der Haustür stehen und fühlte, wie mir, peinlich berührt, das Blut in den Kopf schoss. Schalkowski folgte mir bereits auf dem Fuße und ich gab

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