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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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mir schon auf Höhe der ersten Etage redlich Mühe, nicht wieder vor Anstrengung zu hecheln. Vor meiner Wohnung ließ ich die Tüten zu Boden fallen und schloss mit baumelnder Reizgasdose die Tür auf. Schalkowski schickte sich an, meine Tüten aufzuheben, doch ich kam ihm mit eisigem Blick zuvor.
    »Ist etwas?«, fragte er, als ich die Taschen ins Schlafzimmer pfefferte und die Tür schnell wieder schloss, damit er den Wäscheberg nicht sah.
    »Wo waren Sie?«, fragte ich.
    Abwehrend hob er die Hände. »Hey. Sie sind einfach abgehauen. Ich war die ganze Zeit oben.«
    Klar war er das. Oben an der Bar.
    »Hören Sie, Frau Roloff.« Seine besänftigenden Rehaugen suchten meinen Blick. »Darf ich Esther zu Ihnen sagen?«
    Ich nickte schwach.
    »Esther. Wir müssen uns unterhalten.«
    »Schießen Sie los.«
    »Ich halte die ganze Sache für keine gute Idee. Für einen Abend war es ganz lustig. Aber es bringt niemanden weiter.«
    »Ganz lustig?«, äffte ich ihn nach.
    Entschuldigend ließ er den Kopf wackeln. »Ja, okay. Das war falsch ausgedrückt. Aber Fakt ist, dass diese Spielerei zu keinem Ergebnis führt.«
    »Sie steigen also aus?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ja. Aber ich meinte damit nicht nur mich.«
    »Ich steige nicht aus!« Verbissen klemmte ich meine Hände unter die Achseln.
    Er reichte mir einen kleinen Stoffbeutel. »Hier. Das ist noch übrig. Ich lasse Sie bis zum Ende der Woche im Casino herumschnüffeln.«
    »Herumschnüffeln.« Ich rümpfte die Nase. »Und dann?«
    »Werde ich dem Casino empfehlen, Ihnen Hausverbot zu erteilen.«
    Mir fiel die Kinnlade herunter. »Sind Sie verrückt? Wenn Sie aussteigen wollen, meinetwegen. Aber halten Sie sich aus meinen Angelegenheiten raus!« Mit konzentrierter Schärfe sah ich ihn an. »Woher kommt überhaupt dieser Sinneswandel?«
    Er zog eine Grimasse. »Es liegt an meinen Vorgesetzten.«
    Ich glaubte ihm kein Wort. »Wenn Sie mir die Tour vermasseln, werden Sie mich kennenlernen«, drohte ich ihm.
    Doch er grinste nur. »Versprechen Sie mir das?«
     
    *
     
    Das Tableau auf Tisch vier war leer und der Stuhl des Croupiers unbesetzt. Ich stand wie ein gut gekleideter Ochse vor dem Berg und war unschlüssig, in welche Windrichtung ich mich bewegen sollte. Ich ließ meinen Blick über die Menge gleiten und traf auf ein bekanntes Gesicht am Nebentisch, das sich augenblicklich in meine Richtung drehte. Er lächelte mich an, was ich als eine Einladung empfand. Also ging ich zu ihm herüber.
    »Guten Abend«, sagte er und strich sich über die Glatze. »Ich heiße übrigens Theo.«
    »Sie machen Witze«, erwiderte ich. »Theo wie Theo Kojak?«
    Er zwinkerte. Ich legte meine Jetons auf dem Tischrand ab.
    »Meine Güte«, konversierte er. »Sind Sie nun auch unter die Spieler gegangen?«
    »Ich wurde einfach mitgerissen«, flunkerte ich.
    »Und so wie es aussieht, liegt Ihnen das Spiel. Sie haben ja ordentlich Holz vor der Hütte liegen.«
    Ich ignorierte seine zweideutige Bemerkung und setzte meinen ersten Jeton auf Rouge.
    »Sind Sie noch an diesem Typen dran?«, fragte er beiläufig.
    »Nein«, log ich weiter. »Es hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. Er hat seine Schulden beglichen.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    Ich glotzte ihn an. »Was soll das heißen?«
    Er rieb sich noch einmal die Platte »Nun. An jenem Freitag sah der nicht wirklich schuldenfrei aus.«
    Ich versuchte, ein paar mehr Hinweise aus ihm herauszukitzeln. »Wie sieht man denn aus, wenn man schuldenfrei ist?«
    »Glücklicher«, sagte er nur.
    Ich schürzte die Lippen. »Vielleicht hat er seine Schulden erst auf den letzten Drücker beglichen.«
    »Auf den letzten Drücker. Wenn Sie meinen.« Er fixierte die Cuvette. Das Zahlenrad kreiste und die Kugel kullerte in entgegengesetzter Richtung auf den äußersten Rand. Ich war einigermaßen überrascht über Theos Redefreudigkeit in Anbetracht der Tatsache, dass er vor ein paar Tagen noch den großen Schweiger mimte. Vielleicht gab es einen Grund dafür. Vielleicht lag es auch nur daran, dass Fräulein Vu erst morgen wieder ihre Schicht antrat und ihn im Augenblick nicht mit bösen Blicken abstrafte.
    Die Kugel landete auf einem schwarzen Feld und der riesige Rechen nahm meinen Jeton in Gewahrsam. Als alle Aufräumaktionen beendet waren, legte ich prompt einen neuen Chip auf das Spielfeld. Diesmal setzte ich auf das erste Dutzend. Ein weiterer Jeton landete auf der 18, meiner Lieblingszahl.
    »Sie spielen ohne System«, läutete Theo ein.

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