Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
Vom Netzwerk:
recht er hatte.
    »Wo Sie doch so mutig sind.«
    Ich sah ihn an. »Wie bitte?«
    Er nahm einen Schluck. »Ich weiß jetzt, wer Sie sind. Schon beim ersten Mal kam mir Ihr Name bekannt vor. Später ist es mir wieder eingefallen.«
    Wortlos schlürfte ich an dem Glas.
    »Sie sind hartnäckig.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte ich.
    »Edgar hat es mir erzählt.«
    Ich riss die Augen auf. »Doch nicht Edgar Ansmann?« Ich wurde leichenblass.
    »Doch. Er hat Sie in den höchsten Tönen gelobt.«
    »Sie wollen mich verarschen.«
    Wieder lachte er und seine weißen Zähne wurden von der Tischplatte reflektiert. »Er sagt, Sie hätten ein Gespür dafür, das Unheil anzuziehen.«
    »Und dann kommen Sie freiwillig hierhin?«, spottete ich.
    Er trank einen Schluck. »Edgar riet mir, Sie im Auge zu behalten.«
    Daher wehte also der Wind. »Damit ich keinen Mist baue oder Ihnen die Tour versaue?« Seine Antwort überrumpelte mich und ich fühlte mich wie ein Kaninchen, das mit einer Karotte aus der Deckung gelockt wurde, um es abzuschießen. Mein Magen zog sich bei der Erkenntnis zusammen. Vor allem, weil ich geglaubt hatte, mit Schalkowski einen Verbündeten gefunden zu haben. Aber das war ein Irrtum gewesen.
    Ich trank mein Glas leer, was nicht schwierig war, weil es zu zwei Dritteln aus zerstoßenem Eis bestand. Das kalte Gesöff betäubte meine Kehle. Ruckartig stand ich auf und ging.
    »Warten Sie!«, rief er mir hinterher. Ich wartete nicht, sah mich aber kurz nach ihm um. In der Hektik bemühte er sich, unsere Getränke zu bezahlen. Ich hätte es wissen müssen. Keiner von der Staatsmacht tat sich freiwillig mit mir zusammen. Es sei denn, es drohte Gefahr in Verzug. Und ganz offensichtlich fühlte sich Schalkowski von mir ans Bein gepinkelt.
    Ich ging die Treppe hinunter und überlegte, ob ich einfach nach Hause fahren sollte. Ich hätte am Samstag noch ausreichend Zeit, mich am Roulettetisch vier umzusehen und den Glatzkopf auszuhorchen, ehe Fräulein Vu am Sonntag wieder die Schicht übernahm. Am Treppenansatz hörte ich Schalkowskis Schuhsohlen, wie sie schlitternd die Stufen hinunterklackerten. Ich beeilte mich, kam mit den Pfennigabsätzen aber nur langsam stöckelnd vorwärts, weshalb er mich einholte und am Arm festhielt.
    »Ich habe es nicht so gemeint«, sagte er. Er war nicht einmal außer Atem. Daraus schlussfolgerte ich, dass er top in Form war. Was man von mir nicht behaupten konnte.
    »Ich will Sie nicht im Auge behalten, damit Sie keinen Mist bauen. Sondern weil Sie einen guten Riecher haben.«
    Argwöhnisch rümpfte ich die Nase. »Wirklich?«
    »Edgar ist ein guter Ermittler, aber ein hoffnungsloser Egozentriker. Ich habe die Akten über den Pfeiffer-Mord gelesen und aus sicheren Quellen weiß ich, welch großen Anteil Sie an der Auflösung hatten.«
    Mit der sicheren Quelle war wohl Sascha Richter gemeint.
    »Sie haben die Akten gelesen?« Ich war nach wie vor misstrauisch.
    »Ja. Nachdem ich wusste, wer Sie sind.«
    Mit flehenden Augen wickelte er mich ein, was mir gefiel. Also gab ich mich geschlagen in der Vorfreude, den restlichen Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen. »In Ordnung«, sagte ich und sah, wie Erleichterung in ihm aufflackerte.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte er.
    »Ich will pleitegehen. Ich will diesen Schuldschein.«
    Er gab sich unbeeindruckt. »Und dann?«
    »Darauf hoffen, dass etwas Ungewöhnliches passiert.«

10.
    Vor meinen Augen flimmerten schwarze und rote Punkte, als sich die Cuvette in Windeseile um ihre Achse drehte. Seit einer Dreiviertelstunde stand ich mir die Beine in den Bauch und setzte einen Jeton nach dem anderen an Tisch vier in den Sand. Vor 15 Minuten war mir ein Treffer mit einem Fünf-Euro-Jeton am Rande des Spielfeldes gelungen, mit dem ich auf die Wahrscheinlichkeit setzte, dass eine von insgesamt sechs markierten Zahlen fiel. Und ich gewann.
    Das Spiel war ein einziges Trauerspiel, denn mit jedem Jeton, der mir, gerade erst gewonnen, wieder durch die Lappen ging, erreichte meine Laune einen neuen Tiefpunkt. Doch schlimmer war es, wenn ich gewann, da das Geld nicht dazu bestimmt war, mit mir nach Hause zu gehen. Mehr als einmal musste ich mich beherrschen, den einen oder anderen Gewinn nicht in der Tasche verschwinden zu lassen. ›Das ist unprofessionell‹, flüsterte das Engelchen auf der Schulter, das Teufelchen gegenüber hingegen knurrte: ›Das ist nur fair. Du hast dir für den Job eine Provision verdient.‹ Ich habe eine gute

Weitere Kostenlose Bücher