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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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parkte in einer der hinteren Buchten an der Alexanderstraße. Von dort aus hatten Karen Schipp und ihr Kollege Peter Östrich von der Dritten Observationseinheit des LKA einen guten Blick auf den schwachbeleuchteten Tatort, der gut hundert Meter entfernt zwischen ihnen und dem Alexanderplatz lag.
    Karen kämpfte seit über einer Stunde gegen ihre Müdigkeit an. Dabei hatte die Nacht gerade erst angefangen. Die Schicht würde noch lange dauern. Sie stellte die Standheizung des Passats niedriger. Die warme Luft machte sie schläfrig.
    Sie gehörte der Einheit an, die bereits in Pankow die Tatorte überwacht hatte. Der Täter war damals nicht zurückgekehrt. Und er würde es auch dieses Mal nicht tun, dachte Karen. Die Observationen waren hinausgeworfenes Geld, jedesmal. Sie fragte sich, wann die Einsatzleitung das endlich begreifen würde.
    Peter war kurz zum S-Bahnhof Jannowitzbrücke gelaufen, um Kaffee aus dem Bahnhofsimbiß zu besorgen. Das lauwarme Zeug aus der Thermosflasche war einfach ungenießbar. Karen stellte den Rückspiegel so ein, daß sie ihn kommen sehen würde, wenn er auf dem Parkplatz auftauchte.
    Als sie wieder zum Tatort sah, erschrak sie. Eine verdächtige Person hatte sich genähert. Der Mann sah sich um, dann ging er direkt zu der Stelle, wo die Leiche aufgefunden worden war. Er beugte sich herab und fuhr langsam mit einem Finger über den Asphalt. Nach einer Weile sah er auf und blickte hinüber zur Jannowitzbrücke.
    Karen griff sofort nach dem Funkgerät.
    »Dritte Observationseinheit«, flüsterte sie hinein. »Einsatzzentrale, bitte melden!«
    »Was gibt es, Karen?«
    »Ihr werdet es nicht glauben, aber wir haben hier eine verdächtige Person. Männlich, etwa 1,80 bis 1,85 groß, dunkel gekleidet, trägt eine Wollmütze, Gesicht unbekannt. Begeht Tatort.«
    »Alles klar! Zugriff vorbereiten!«
    »Steht die Schutzpolizei bereit?«
    »Na, so in etwa. In zwei bis drei Minuten müßte Unterstützung da sein.«
    »Alles klar, Ende.«
    Karen Schipp griff nach ihrer Waffe, entsicherte sie und steckte sie zurück ins Halfter. Im gleichen Moment huschte ein Schatten von hinten über das Auto. Es war Peter, und in der Hand trug er zwei Becher Kaffee. Ein Baum versperrte ihm den Blick auf den Parkplatz, offensichtlich konnte er den Verdächtigen nicht sehen.
    Karen starrte entsetzt durch das Beifahrerfenster, ihr blieb keine Zeit zum Handeln.
    »Frischer Kaffee!« rief Peter und stellte die Becher auf das Autodach. »Die volle Bohne! Das volle Aroma!«
    Dann riß er die Tür auf und grinste sie an. Als er ihren Blick registrierte, war es bereits zu spät. Der Verdächtige erschrak und sah zu ihnen herüber. Er zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, dann wandte er sich ab und begann zu rennen.
    »Zugriff!« rief Karen in das Funkgerät. »Person flieht in Richtung Stralauer Straße!«
    Sie warf das Funkgerät zwischen die Sitze und sprang aus dem Wagen. Peter war bereits fünf Meter vor ihr, seine Waffe lag allerdings noch auf dem Rücksitz.
    Der Mann hatte bereits einen großen Vorsprung. Peter war schnell, doch er würde ihn nicht mehr einholen.
    »Stehenbleiben!« schrie Karen. »Polizei!«
    Sie gab einen Warnschuß in die Luft ab. Der Mann reagierte nicht, sondern rannte atemlos weiter. In einer Sekunde würde er die S-Bahnbögen erreicht haben und aus der Schußlinie verschwunden sein.
    »Stehenbleiben!« rief sie verzweifelt und zielte mit der Waffe auf seine Beine.

5
    Michael Schöne lag nackt zwischen den blütenweißen Laken des Hotelbetts. Er döste im Zwielicht der Nachttischlampe und lauschte den Geräuschen aus der Dusche, die durch die offene Badezimmertür zu ihm herüberdrangen.
    Sein Körper war warm und wohlig, er fühlte sich satt und leicht und frei. Mit geschlossenen Augen rutschte er tiefer in die Laken und atmete Elisabeths Duft ein. Das alles würde bald vorbei sein, er wollte jeden Augenblick genießen. Sobald sie das Hotelzimmer verlassen hätten, wäre diese Nähe vorbei. Ihre gemeinsamen Stunden würden keine Spuren hinterlassen.
    Elisabeth drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. In ein Badetuch gehüllt huschte sie ins Zimmer, wobei sie feuchte Spuren auf dem Teppichboden hinterließ. Sie strich die nassen Haare aus dem Gesicht und lächelte ihn an, dann zog sie eine Haarbürste aus ihrer Tasche und verschwand wieder im Bad.
    »Ihr habt ein neues Opfer«, rief sie. »Ich habe in der Zeitung davon gelesen.«
    Er ging nicht darauf ein, sondern lauschte den

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