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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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betonte sie mit dunkler, enganliegender Kleidung, und ihre entschiedenen Bewegungen zeugten von Selbstbewußtsein. Sie begrüßte ihn knapp und wies ihn mit einer Bewegung ins Innere der Wohnung. Ihre Augen wirkten kühl und verschlossen. Instinktiv fragte Michael sich, was sie dahinter zu verbergen suchte. Doch schließlich war ihre Schwester ermordet worden, und er konnte es gut verstehen, daß sie sich ihm gegenüber distanziert zeigte.
    Er ließ sich von ihr ins Wohnzimmer führen. Dabei nutzte er die Gelegenheit, sich in der Wohnung umzusehen. Sie war sehr teuer eingerichtet, auffallend teuer. Doch die Möbel wirkten bei aller Eleganz eher schlicht und ließen keinerlei Wärme oder Behaglichkeit entstehen.
    Michael nahm im Wohnzimmer auf einer breiten Ledercouch Platz, Barbara Nowack setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl.
    »Sie haben eine schöne Wohnung«, sagte Michael höflich.
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Meine Schwester ist ermordet worden«, sagte sie. Der harte Tonfall ließ ihn fast zusammenzucken. »Von diesem Psychopathen, den alle den Würger von Pankow nennen, obwohl er die meisten seiner Opfer erdrosselt und nicht erwürgt.«
    »Wir nennen ihn nicht so«, schob er dazwischen.
    »Bettina ist jetzt also das dritte Opfer dieses Monsters geworden, und die Polizei hat zwar seine DNA, aber sonst keine Spur, richtig?«
    »So in etwa.«
    »Und was wollen Sie dann von mir?« fragte sie kühl.
    Michael war so perplex, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Er hatte fest damit gerechnet, hinter ihre Maske blikken zu können, sobald die Sprache auf Bettina käme. Doch Barbara Nowack war offenbar fest entschlossen, ihm diesen Blick nicht zu gestatten.
    »Was habe ich damit zu tun?« beharrte sie.
    »Die Umstände deuten darauf hin, daß es sich in diesem Fall um eine Beziehungstat handeln könnte.«
    »Welche Umstände?«
    Michael beschloß, sie nicht zu schonen. »Dieser Mord wirkt nicht wie eine sadistische Gewalttat, bei der sich der Täter am Leid seines Opfers weidet«, sagte er. »Zudem sind erstmals keine sexuellen Handlungen am Opfer vorgenommen worden. Vielmehr wirkt es so, als hätte der Täter sie möglichst schnell und schmerzfrei umbringen wollen.«
    »Schmerzfrei!« spuckte sie aus und funkelte ihn böse an.
    Es schien, als würde sie nun Gefühle zeigen. Aber bevor er darauf eingehen konnte, besann sie sich und stand auf.
    »Ich kann Ihnen da nicht helfen«, sagte sie. »Wenn Sie etwas über den Lebenswandel und über die Freunde von Bettina erfahren wollen, dann fragen Sie meine Mutter und meinen Bruder.«
    »Wissen Sie denn gar nichts über das Leben Ihrer Schwester?«
    Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn nüchtern an.
    »Ihr Bruder Olaf bedauert, daß Sie Bettina als letzte gesehen haben.«
    »Mein Bruder Olaf ist ein Idiot«, sagte sie. »Er fürchtet sich vor mir, weil ich auf der Uni war. Und er gönnt mir meinen Erfolg nicht. Weil er zu einfältig ist, um etwas aus seinem Leben zu machen. Sehen Sie sich mal die Akte an, die bei der Polizei über ihn geführt wird. Vielleicht ist das ja interessant. Graffitisprayen, Mitschüler erpressen, sogar eine Tankstelle wollte er ausrauben. Doch dazu fehlte ihm natürlich der Mumm, und er hat statt dessen seinen Kumpel verpfiffen. Und Mutter deckt das alles, als wäre es völlig normal, daß Jugendliche gewalttätig und kriminell werden.«
    Sie ging durch das Zimmer und blieb am Fenster stehen. Michael beobachtete sie aufmerksam und schwieg.
    »Meine Familie und ihre sechsundachtzig Quadratmeter in der Platte«, seufzte sie schließlich. »Für jeden ein Zimmer und für alle zusammen die große Küche. Alle drei kommen draußen in der Welt nicht zurecht. Und dann hocken sie zusammen in ihrer Platte, kochen, sehen fern, fallen sich auf die Nerven. Und die Heizung ist selbst im Sommer aufgedreht.«
    Sie drehte sich zu ihm. »Niemand von den dreien ist glücklich. Sie alle wissen nicht, wohin mit ihrem Leben. Und sie haben alle schon lange aufgehört, nach einem Weg zu suchen. Die Wohnung verlassen sie nur im Notfall. Draußen gibt es für sie schließlich nur schlechtbezahlte Jobs, das Sozialamt und den Jugendknast. Also hocken sie zu Hause herum und schlagen die Zeit tot.«
    Sie brach ab. Es war still in der Wohnung. Michael hatte sie nun gesehen, die andere Seite hinter der Maske. Er versuchte zu lächeln.
    »Und dennoch haben Sie sich, nicht wahr?« sagte er.
    Sie lächelte nicht zurück, hielt seinem Blick jedoch

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