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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Tatort von einer eintreffenden Polizistin überwältigt. Offenbar hat Frau Nowack die Tat beobachtet. Hast du Näheres in Erfahrung bringen können, Michael?«
    Sein Name drang zu ihm wie durch Watte. Doch er holte ihn schlagartig zurück. Mit einem Mal war er wieder hellwach.
    »Nein, leider nicht.« Er mußte sich räuspern. »Sie hat die Tat nicht beobachtet. Sie kam, als der Täter den Parkplatz bereits verlassen und die Polizistin die Wiederbelebung eingeleitet hatte.«
    »Was hatte sie am Tatort zu suchen?«
    »Sie kommt nicht über den Tod ihrer Schwester hinweg«, sagte Michael. »Deshalb sucht sie den Parkplatz immer wieder auf. Sie versucht zu verarbeiten, was geschehen ist.«
    »Es gibt also keinerlei Verbindung?«
    Michael schüttelte den Kopf. Sein Chef stieß einen kurzen Fluch aus.
    »Was ist mit der Brieftasche, die ihr von der Polizei abgenommen wurde? Gehört sie dem Täter?«
    Diesen Umstand hatte Michael während der Vernehmung beinahe vergessen. Als Barbara überwältigt wurde, hatte sie eine Brieftasche in der Hand gehalten, die von der Polizei sichergestellt wurde.
    Michael hatte sie darauf angesprochen und erfahren, daß sie sie tatsächlich am Tatort gefunden und aufgehoben hatte. Offenbar hatte der Täter sie bei seiner Flucht verloren.
    »Wir können davon ausgehen, daß die Geldbörse dem Täter gehört«, sagte er.
    »Weshalb hat Frau Nowack sie an sich genommen?«
    Michael zuckte mit den Schultern. »Es war wohl eine Übersprungshandlung. Sie hat sie vor Schreck aufgehoben und wollte sie einstecken.«
    »Dann bringt uns das auch nicht sonderlich weiter.« Wolfgang wandte sich an die Runde. »Im Portemonnaie waren weder Ausweise noch sonstige Hinweise auf den Täter. Es waren lediglich zwölf Euro und siebzig Cent Kleingeld darin. Darüber hinaus befanden sich drei Kassenbons im Mittelfach. Zwei sind aus einem Kaiser’s-Markt in Pankow, ganz in der Nähe des Schloßparks. Der dritte stammt von einer Tankstelle auf der Berliner Straße, stadtauswärts Ecke Hallandstraße. Das dürfte lediglich unsere Vermutung bestärken, daß der Täter in Pankow lebt oder zumindest dort arbeitet.«
    Er stand auf und hakte den Punkt auf dem Flipchart ab.
    »Kommen wir als nächstes zu dem Phantombild.« Er wandte sich an einen Kollegen. »Klaus, hast du es fertig?«
    Der Kollege schüttelte den Kopf. »Da war gestern nacht nichts mehr zu machen. Der Mann ist über achtzig. Er kommt später hierher. Um ein Uhr werden wir es fertig haben, schätze ich.«
    Wolfgang nickte. Er wollte fortfahren, doch Klaus meldete sich noch mal zu Wort.
    »Die Quelle scheint jedoch nicht sehr zuverlässig zu sein«, sagte er vorsichtig.
    Wolfgang sah ihn fragend an. »Wieso nicht? Ist der Mann dement?«
    Klaus zuckte mit den Schultern. »Zunächst schien er geistig außerordentlich klar zu sein. Wir sind nach der Befragung ins Gespräch gekommen, anfänglich sehr interessant.
    Er wollte mir erklären, wie der Parkplatz vor dem Krieg ausgesehen hat. Das Areal muß sehr dicht bebaut gewesen sein, mit lauter schmalen Sträßchen.«
    »Und weiter?«
    »Er hat sich immer mehr in seine Erinnerungen hineingesteigert«, sagte Klaus. »Am Ende hat er mich mit einem NS- Offizier verwechselt, der seine Schwester deportieren ließ. Ich mußte mich gegen einen körperlichen Angriff zur Wehr setzen.«
    Wolfgang blickte ihn ausdruckslos an, dann stieß er die Luft aus.
    »Na großartig«, zischte er. »Was ist mit dem Auto? Kommt dieser Hinweis auch von dem alten Mann?«
    Eine Kollegin am anderen Ende des Raums meldete sich zu Wort.
    »Nein, das war ein Hinweis aus der Nachbarschaft«, sagte sie. »Eine Frau stand am Fenster. Sie hat den Täter weglaufen und in einen Wagen steigen sehen. Er ist mit erheblichem Tempo davongefahren. Sie schwört, daß es ein dunkelgrüner Ford Fiesta war.«
    »Ist die Aussage verläßlich?«
    Die Kollegin machte ebenfalls ein unglückliches Gesicht.
    »Bist du dem denn bereits nachgegangen?« fragte er.
    Sie stöhnte. »In Berlin sind über achttausend Ford Fiesta gemeldet.«
    »Sieh dir nur Pankow an«, sagte er. »Und schränk die Suche erst einmal auf die näheren Angaben der Frau ein.«
    Michael riß mühsam die Augen auf und sah in die Runde. Doch die Gesichter verschwammen, und schließlich legte sich eine lähmende Ruhe über den Raum.
    Plötzlich hörte er seinen Namen, als käme er vom anderen Ende eines langen Tunnels. Erst da merkte er, daß er mit offenen Augen geschlafen hatte.
    Sofort war er

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