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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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eine einzige konkrete Information.«
    Der Hauptkommissar atmete durch. Dann stand er auf und nahm seine Unterlagen. »Sie haben recht«, sagte er knapp. »Konzentrieren wir uns auf einen neuen Ansatz.«
    »Warten Sie«, sagte Pohl. »Da ist noch immer eine Sache an dem alten Ansatz, für die ich keine Lösung finde.«
    Herzberger sah ihn fragend an. Gerhard Pohl deutete auf das Flipchart hinter ihnen. Mit unterschiedlichen Farben waren dort Stichpunkte über den ersten Mord an der Jannowitzbrücke vermerkt, in ihrer Mitte stand Bettinas Name.
    »Wir sind von einer Beziehungstat ausgegangen, weil er Wiedergutmachungshandlungen am Opfer vollzogen hat«, sagte er. »Diese Handlungen zeigen, daß er bei Bettina trotz seiner sadistischen Seele die Konsequenzen der Tat erkannt hat, ein schockartiges Erlebnis für ihn.«
    Pohl sah nachdenklich auf die Stichpunkte. »Wenn er nun Bettina gar nicht gekannt hat«, fuhr er fort. »Warum sollte er dann überhaupt zu solchen Erkenntnissen gelangen? Warum war sie für ihn keine bedeutungslose Fremde, verwechselt oder nicht?«
    Michael starrte auf seinen Computerbildschirm mit dem Formular zur Aufnahme von Hinweisen aus der Bevölkerung. Erstmals seit Stunden schien das Telefon eine Zeitlang schweigen zu wollen. Michael hoffte, etwas Zeit zu haben, um die bislang eingegangenen Hinweise zu überarbeiten und auszudrucken.
    Den ganzen Morgen über hatte das Telefon nicht stillgestanden. Die Zeitungen hatten Einzelheiten über den neuen Mord gebracht. Darüber hinaus schienen viele Menschen an diesem Samstagvormittag nichts Besseres zu tun zu haben, als bei der Polizei anzurufen und nutzlose Hinweise zu liefern.
    Michaels Gedanken drifteten erneut zu Barbara Nowack. Er hatte sich tatsächlich in ihr geirrt. Dabei war er sich ganz sicher gewesen, daß sie einem Plan nachgegangen war. Er hatte sich sogar gefragt, ob sie mit dem Mörder in Verbindung stand.
    Statt dessen verarbeitete sie lediglich den Tod ihrer Schwester. Sie konnte nicht gemeinsam mit der Familie trauern, sondern mußte ihren eigenen Weg finden. Er hatte sich getäuscht, seine Gefühle hatten ihn dieses Mal getrogen.
    Das Läuten des Telefons riß ihn aus seinen Gedanken. Er öffnete ein neues Formular und nahm den Hörer ab.
    Eine Frau meldete sich, der Stimme nach konnte sie kaum älter als zwanzig sein.
    »Es geht um diesen Mörder«, sagte sie. »Der die Frauen aus dem Burger Point umgebracht hat.« Ihre Stimme klang unsicher. »Vielleicht habe ich da einen Hinweis.«
    Michael scrollte das Formular nach oben. »Könnten Sie mir zunächst Ihren Namen sagen?«
    Sie zögerte. »Was passiert denn mit den Angaben, die ich mache?«
    »Das hängt von den Angaben ab. Sie können sich aber sicher sein, daß wir sie vertraulich behandeln werden.«
    »Sie werden dem Verdächtigen nicht sagen, von wem der Tip gekommen ist?«
    »Nicht, wenn es sich verhindern läßt«, sagte er. »Wenn der Hinweis jedoch zu einer Festnahme führt, dann wird Ihre Zeugenaussage eventuell vor Gericht benötigt. Aber auch da gibt es Zeugenschutzprogramme.«
    Sie klang noch immer verunsichert. »Wie gehen Sie denn vor, wenn ich Ihnen den Namen eines Verdächtigen sage? Nehmen Sie ihn dann sofort fest? Verhören Sie ihn? Was genau passiert dann mit diesem Mann?«
    »Das hängt von der Beweiskraft Ihrer Aussage ab«, sagte er. »Erst einmal gehen wir jedem Hinweis nach, der hier eingeht. Doch in der Regel reicht eine Verdächtigung allein nicht aus, um jemanden festzunehmen. Wir überprüfen die Männer zunächst einmal. Meist ohne daß sie überhaupt etwas davon erfahren.«
    »Das heißt, unter Umständen würde er nichts davon erfahren, daß ich seinen Namen genannt habe. Er würde gar nicht bemerken, daß er überhaupt von mir verdächtigt worden ist.«
    »Genau.«
    Die junge Frau am anderen Ende der Leitung seufzte erleichtert.
    »Also gut«, sagte sie. »Mein Name ist Sonja Strahl. Ich war gemeinsam mit Jacqueline, dem ersten Opfer, in einer Jahrgangsstufe. Hier in Pankow.«
    »Sind Sie damals im Rahmen der Ermittlungen befragt worden?«
    »Ja, wie alle hier«, sagte sie. »Mir ist aber etwas Neues eingefallen, als ich in der Zeitung etwas über das Profil des Täters gelesen habe.«
    »Und was ist Ihnen da eingefallen?«
    »Also, die Art, wie dieser Unbekannte in den Zeitungen dargestellt wird«, sagte sie. »Was für ein Mensch er sein soll und wie er sich anderen gegenüber verhält. Das alles hat mich sehr an einen ehemaligen Klassenkameraden

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