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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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zerstört.«
    Was er sagte, war falsch. Barbara wandte den Blick langsam vom Boden ab.
    Es ist egal, ermahnte sie sich. Laß ihn reden. Das alles ist nicht wichtig.
    »Sie sind im Unrecht«, sagte sie. »Ihr Vater wurde verschont. Und jetzt sehen Sie sich an. Für Sie ist nie Gerechtigkeit geschaffen worden. Sie sind dadurch einsam geworden, und man kann Ihre Trauer geradezu riechen.«
    Er sah sie überrascht an. Es war gut, daß sie redete, dachte sie. Es war gut, daß sie es ihm sagte.
    »Sie kennen diese Geister nur zu gut«, fuhr sie fort. »Denn bei Ihnen sitzen sie noch immer auf der Brust. Sie haben bis heute keinen Frieden gefunden.« Ihre Stimme gab ihr Kraft. Sie hatte recht. »Ich werde nicht so enden wie Sie. Ich tue etwas gegen diese Geister.«
    Jetzt fehlte nur noch der Schuß. Danach wären sie alle erlöst.
    Doch Michael Schöne sprach weiter. »Mein Vater wurde nicht verschont«, sagte er. »Ich habe ihn sterben lassen.«
    Sie sah ihn verwirrt an. In seinem Blick war unendlich viel Ruhe. Sie mußte vorsichtig sein, er würde sie sonst in eine Falle locken.
    »Für mich war mein Vater tot. Er war es, bis er tatsächlich gestorben war. Doch es hat nie eine Erlösung gegeben. Heute weiß ich, weshalb. Ich hätte ihn nicht sterben lassen dürfen. Ich hätte ihn zwingen müssen, die Verantwortung zu übernehmen.«
    Ihr wurde schwindelig. Was er sagte, war falsch. Sie wußte es genau. Doch es fiel ihr immer schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Das war mein Fehler«, sagte er. »Doch jetzt kann ich es nicht mehr ändern.«
    Barbara schüttelte heftig den Kopf. Sie wollte ihm nicht mehr zuhören. Sie mußte nun endlich schießen. Das Monster mußte sterben. Sie durfte nicht mehr auf den Kommissar achten.
    »Sie stehen unter Streß, Barbara. Sie können nicht mehr klar denken.«
    Seine Stimme klang wie in Watte gepackt. Sie konnte ihn kaum noch verstehen. Doch es war nun ohnehin egal. Sie hatte einen Entschluß getroffen. Sie würde in diesen Haufen vor ihren Füßen schießen. Er war wirklich nichts als Blut und Rotz und Schweiß und Dreck. Sie konnte ohne weiteres hineinschießen. Und nicht nur das. Sie mußte es tun.
    Wolfgang Herzberger schaltete das Blaulicht ab, bevor er in die Binzstraße einbog. Er hoffte, daß die Kollegen vom SEK dort bereits auf ihn warteten. Doch die Straße lag ausgestorben und menschenleer vor ihm.
    Er hielt Ausschau nach dem grauen Haus, in dem Wink wohnte. Es war schnell zu finden, deutlich stach es aus der Reihe sanierter Fassaden heraus.
    Anke wies auf die andere Straßenseite. »Da vorn steht sein Golf.«
    Wolfgang hielt den Wagen und zog sein Handy hervor.
    »Sag ihm Bescheid, daß wir hier sind«, sagte er. »Ich funke den Leiter des SEK an.«
    Anke sprang aus dem Wagen. Wolfgang sah ihr nach, wie sie über die dunkle Straße auf den Golf zulief. Da meldete sich bereits der Einsatzleiter.
    »Wir sind jetzt am Einsatzort«, sagte Wolfgang.
    »Es kann gleich losgehen«, meinte der Einsatzleiter. »Wir werden in fünf Minuten bei euch sein.«
    »Also gut. Beeilt euch.«
    Er sah auf die Straße. Anke stand vor Michaels Wagen und blickte zu ihm herüber. Sie schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    »Scheiße«, entfuhr es Wolfgang.
    Er sah besorgt zu dem Haus hinüber. Im Hochparterre brannte Licht, doch es war niemand zu sehen. Er hoffte, daß Michael nicht allein hineingegangen war, gegen seine Anweisung, sondern nur einen günstigen Beobachtungspunkt gesucht hatte, aber er wußte gleichzeitig, wie unwahrscheinlich das war.
    Dennoch spähte er um sich. Irgendwo mußte ein Versteck sein, in dem sich Michael aufhielt. In diesem Moment fiel ein Schuß. Wolfgang wirbelte herum. Der Schuß kam von der anderen Straßenseite, direkt aus der Wohnung im Hochparterre.

20
    Es war bereits nach drei, als Michael auf den Flur des Präsidiums trat. Das grelle Neonlicht blendete ihn, und er mußte einen Augenblick blinzeln, bevor er sich orientieren konnte. Seine Augen schmerzten vor Müdigkeit.
    Der Flur lag ausgestorben vor ihm, aus den Büros drang nicht das geringste Geräusch. Selbst die Tür zu dem engen Beobachtungsraum, der zwischen den beiden Vernehmungsräumen lag, war geschlossen. Er drückte die Klinke und öffnete die Tür ganz leise, als würde er jemanden aus dem Schlaf reißen können. In dem engen Raum stand jedoch nur seine Kollegin Anke. Sie knabberte an ihrem Fingernagel und starrte in den Vernehmungsraum.
    Als sie ihn eintreten hörte, drehte sie

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