Funkelnd wie ein Diamant
fragte sie sich, wie lange sie diese Anspannung und diese Zerrissenheit noch aushalten würde – ihn zu wollen und dann wieder nicht. Ihm zu widerstehen, obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, als alle Hemmungen abzulegen. In der Bibliothek setzte sie sich auf den breiten Sockel des Kamins und schloss die Augen, erschöpft von dem Gefühlschaos, das in ihr herrschte.
Nach einer Weile kam Travis herein, schenkte sich einen Whiskey ein und nahm in einem der großen Ledersessel Platz. Paige hätte sich am liebsten auf seinen Schoß gekuschelt und ihn bis zur Besinnungslosigkeit geküsst.
War es ihrer Mutter bei Rex Foley auch so ergangen? Wie lange hatte es gedauert? Und wie lange würde sie selbst Travis Foley widerstehen können?
Jahre?
Wann würde sie der Versuchung nachgeben? Wenn sie mit einem anderen Mann verheiratet war und Kinder hatte?
Ihre Mutter hatte für Rex Foley alles aufs Spiel gesetzt, und Paige hatte ihr deswegen Vorwürfe gemacht. Ihre Mutter hatte daraufhin traurig den Kopf geschüttelt. Du warst noch nie richtig verliebt, Paige. Du weißt nicht, wie es ist.
Die Worte hatten sie entsetzt.
Ihre Mutter hatte nicht nur mit Rex Foley geschlafen und seinen Sohn bekommen. Sie hatte den Mann geliebt.
Und was war mit Paiges Vater? Hatte ihre Mutter Devon McCord geliebt? Und wenn nicht, warum hatte sie ihn trotzdem geheiratet? Warum hatte ihr Vater es getan? Nur um ihre Mutter von Rex fernzuhalten?
Was für ein Leben war das für ihre Mutter gewesen?
Eins voller Enttäuschung, Sehnsucht und Verzicht. Bestimmt hatte ihre Mutter viel mehr gelitten als Paige jetzt, nachdem sie Travis erst seit ein paar Tagen kannte.
Sie stand auf und sagte ihm, dass sie müde war und schlafen musste. Dann ging sie hinaus, bevor sie sich zu etwas hinreißen ließ, was für keinen von ihnen gut wäre.
Paige verbrachte eine unruhige Nacht im Gästezimmer. Entweder lag sie wach und dachte an Travis, oder sie schlief unruhig und träumte von ihm.
Sie wusste nicht, was schlimmer war.
Als sie am Morgen aufstand, war er schon aus dem Haus. Sie duschte, zog frische Sachen seiner Exfrau an und ging in die Küche, wo Marta mit einem herzhaften Western-Omelett auf sie wartete.
Die Haushälterin lebte mit ihrem Mann auf der Ranch, seit die Foleys sie übernommen hatten. Sie sagte nichts Schlechtes über Travis’ Exfrau, aber ihr war deutlich anzusehen, wie wenig sie von ihr hielt.
Paige konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann wie er sich von einer Frau den Kopf verdrehen ließ oder sich so gründlich in ihr täuschte. Dazu erschien er ihr zu intelligent und zu beherrscht. Aber vielleicht war er erst nach seiner Ehe so geworden.
Nach dem Frühstück ging Paige in die Bibliothek, um ihre E-Mails zu lesen. Gabby hatte zurückgeschrieben.
Bin verliebt. Verliebt. Wahnsinnig verliebt. Wo bist du? Hast du inzwischen etwas von Penny gehört?
Bevor sie ihrer Cousine antwortete, sah sie nach, ob Penny sich bei ihr gemeldet hatte.
Sie hatte.
Es geht mir gut. Ich arbeite an neuen Entwürfen für die Geschäfte. Wo genau steckst du?
Seltsam.
Das klang, als wollte Penny ihr ebenso wenig verraten wie sie ihrer Schwester. Dabei hatten sie einander immer alles erzählt. Vielleicht war sie nicht die Einzige in der Familie, die ein großes Geheimnis hatte.
Paige schickte Gabby und Penny kurze Antworten, ohne zu verraten, wo sie war. Blieb noch ihr Bruder. Den würde sie wohl anrufen müssen, denn sonst würde er wahrscheinlich ihr Satellitentelefon anpeilen lassen und herausbekommen, dass sie sich im Ranchhaus von Travis Foley aufhielt.
Am liebsten hätte sie dieses Versteckspiel aufgegeben und ihm einfach die Wahrheit gesagt. Lass uns den Diamanten vergessen. Ich habe einen Mann kennengelernt. Einen wirklich tollen Mann.
Na klar. Als könnte sie ausgerechnet Blake dazu überreden, auf den Stein zu verzichten.
Sie griff nach dem Hörer in der Bibliothek und setzte sich damit an den Kamin.
Es knisterte in der Leitung, aber sie erreichte ihn sofort.
„Du bist in Travis Foleys Haus?“, schrie er sie an, bevor sie mehr als „Hallo“ und ihren Namen sagen konnte.
Paige zuckte zusammen. „Was?“
„Du bist in seinem Haus!“
„Woher weißt du das?“
„Auf meinem Display steht Foley Ranch. Warum bist du dort?“
„Upps.“ Sie war so nervös gewesen, dass sie vergessen hatte, ihr eigenes Telefon zu benutzen. „Blake, es tut mir leid, aber … er hat mich erwischt.“
Ihr Bruder fluchte laut.
„Am ersten
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