Funkelnd wie ein Diamant
Nachmittag. Ich war vorsichtig, aber er hat die Mine beobachtet und ist mir gefolgt. Mir blieben keine fünfzehn Minuten dort unten, bevor er …“
„Er hat dir doch nicht wehgetan, oder?“
„Nein.“
„Paige? Erzähl mir, was …“
„Er hat mir nicht wehgetan. Natürlich ist er nicht gerade begeistert, dass ich auf seiner Ranch …“
„Es ist nicht seine Ranch“, erinnerte Blake sie.
„Das weiß er auch. Aber er lebt und arbeitet hier seit zwanzig Jahren und hängt daran … Ach, was soll’s? Jedenfalls hat er mich erwischt und weiß jetzt, dass wir hinter dem Diamanten her sind. Und ich glaube nicht, dass er untätig zusehen wird, wie ich ihn suche.“
„Dann hat er eben Pech. Er hat das Land nur gepachtet. Auf Zeit. Es gehört uns, und wenn wir einen Anwalt oder Richter brauchen, der uns bescheinigt, dass wir …“
„Blake?“ Ihr Bruder wollte Travis verklagen?
„Der Pachtvertrag sieht keine Schürfrechte vor. Die liegen allein bei uns, und wenn wir sie nutzen wollen, haben wir jedes Recht dazu. Foley kann uns nicht daran hindern.“
Sie wollte sich nicht ausmalen, wie Travis reagieren würde, wenn er erfuhr, dass ihr Bruder ihn vor Gericht schleifen wollte.
„Warte! Du musst mir ehrlich sagen, was du vorhast. Wenn du schon mit Anwälten sprichst und nach einem Richter suchst, der den McCords … Wie schlimm steht es wirklich um uns, Blake? Ich dachte, die Firma steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das tun heutzutage viele. Aber jetzt glaube ich langsam, dass es um viel mehr geht.“
„Ich werde damit fertig“, beharrte er.
„Aber von mir verlangst du, dass ich in die Mine zurückkehre. Ich will die Familie nicht im Stich lassen, aber … Er hat mich auf frischer Tat ertappt, Blake. Und er will ganz sicher nicht, dass irgendwelche Leute auf seiner Ranch ausschwärmen und nach einem Schatz suchen, von dem er glaubt, dass er gar nicht existiert. Und erst recht will er keine McCords hier …“
„Dann überrede ihn dazu“, unterbrach Blake sie.
Natürlich. Kein Problem.
Überrede ihn.
„Leichter gesagt als getan. Hör mal … verlieren wir die Firma, wenn wir den Diamanten nicht finden?“
Das war unvorstellbar. McCord Jewelers war ein weltweit angesehenes Juwelenimperium. McCord Jewelers stand für makellose, hochwertige Edelsteine in wunderschönen, kunstvoll gearbeiteten Fassungen. Wenn ein Mann eine Frau beeindrucken wollte, tat er es mit einem der überall bekannten fliederfarbenen Etuis. Die Familie hatte Jahrzehnte gearbeitet, um sich diesen Ruf zu erwerben.
„Blake?“, wiederholte sie, als er nicht antwortete. „Sag mir, dass es nicht so schlimm aussieht.“
Er seufzte. „Dad war absolut kein begnadeter Geschäftsmann. Er konnte sehr impulsiv sein und hat einige falsche Entscheidungen getroffen, von denen wir nichts wussten. Als ich seine Nachfolge angetreten habe …“
„… war der Schaden längst angerichtet.“
„Ich war sicher, dass ich ihn beheben konnte, aber dann kam die Wirtschaftskrise. Die Gold- und Silberpreise schnellten in die Höhe, und die Leute geben nicht mehr so viel Geld aus wie früher. Wir brauchen den Diamanten, Paige“, schloss er beschwörend.
„Aber selbst wenn wir ihn finden, werden wir uns jahrelang, vielleicht jahrzehntelang vor Gericht darum streiten. Angeblich war Elwin Foley an Bord, als das Schiff unterging. Er hat den Diamanten gerettet, und ihm haben die Ranch und die Silbermine zuerst gehört. Die Foleys werden behaupten, dass der Stein ihnen zusteht. Und ehrlich gesagt, wenn er so ist, wie die Legende sagt, ist er einmalig und gehört ins Museum.“
„Ich weiß. Wir müssen ihn ja nicht behalten, sondern nur diejenigen sein, die ihn finden.“
„Sicher, das würde uns eine Menge Publicity einbringen, aber glaubst du wirklich, damit könnten wir die Firma retten?“
„Damit allein nicht. Aber der Fund würde Schlagzeilen machen, die Fantasie der Menschen anregen und uns einen riesigen Markt für gelbe Diamanten eröffnen.“
Gelbe Diamanten.
Die Steine gab es in allen möglichen Formen und Farben. Bisher waren die weißen, genauer gesagt, die farblosen am wertvollsten. Allerdings hatte in letzter Zeit das Interesse an pinkfarbenen, blauen und schwarzen Diamanten zugenommen.
Der Santa-Magdalena-Diamant war angeblich leuchtend gelb und so groß wie der berühmte Hope-Diamant. Eine uralte Legende behauptete, dass die beiden Edelsteine früher einmal das blaue und das gelbe Auge der riesigen Statue einer
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