Funkelnde Leidenschaft
Yancy, ich will keine Einzelheiten hören.«
»Das verstehe ich, und du brauchst dich auch gar nicht darum zu kümmern.«
»Hoffentlich passiert diesmal keine Panne. Dieser Indianer lebt immer noch.«
Nonchalant zuckte Yancy die Schultern. »Und wenn schon? Jetzt, wo wir zweiundzwanzig Millionen besitzen, spielen seine Claims keine Rolle mehr.«
»Ja, da hast du wohl recht. Und wann willst du deinen neuen Plan in Angriff nehmen?«
»Morgen, meine Liebe«, erwiderte er lächelnd.
34
Während der Sommer in den Herbst überging, verbrachte Hazard einen knappen Monat bei Rose. Und er teilte tatsächlich ihr Bett, so wie es Yancy behauptete, aber unter anderen Vorzeichen. Auch diesmal verlangte sie nicht, daß er irgendwelche Verpflichtungen einging. Das betonte sie, als sie an einem schönen sonnigen Morgen nebeneinander erwacht waren.
»O Rose, du bist so gut zu mir«, seufzte er.
Auf einen Ellbogen gestützt, schaute sie in Hazards Augen. »Trotzdem denkst du ständig an ihn? Warum folgst du ihr nicht nach Boston?«
»Weil ich ihr nichts bedeute.«
»Wieso weißt du das?«
»Ich fand einen Brief von ihr, der alle Zweifel zerstreute.«
»Glaubst du denn, sie war über Yancys Pläne informiert?«
»Offensichtlich.« Blaze hatte den Brief am Tag vor dem Überfall datiert. »Irgendwie muß sie's erfahren haben.«
»Dann mußte sie doch annehmen, du würdest sterben und könntest den Brief nicht lesen. Nein, Hazard, das ergibt keinen Sinn.«
»Vielleicht wollte sie auf diese Weise den Verdacht von sich ablenken und den Eindruck erwecken, sie hätte nichts mit meinem Tod zu tun. Sie glaubte vermutlich, das müßte sie beweisen, wenn sie meine Claims für unser Kind beansprucht.«
»Stört's dich gar nicht, daß dein Baby im Osten aufwachsen wird?« fragte Rose.
»Oh, doch!« stieß er wütend vor. »Sie erzählte mir, sie würde das Kind am liebsten in meinen Bergen zur Welt bringen. Was für ein verdammter, leichtgläubiger Narr ich war!«
Beruhigend streichelte sie seine Schulter. »Du konntest es nicht wissen.«
»Aber ich hätte es ahnen müssen. Immerhin kannte ich doch die heuchlerische Bostoner Gesellschaft.«
Als er zu seinem Volk zurückkehrte, fand er keinen Trost. Wohin er auch schaute, überall glaubte er, Blaze zu sehen. Nachts erinnerte er sich wehmütig an ihren warmen Körper, den er so oft neben sich gespürt hatte. Er beteiligte sich nicht an den Raubzügen, ging allein zur Jagd, und sein Clan sorgte sich um ihn. Offensichtlich hatte er seine ganze Lebensfreude verloren.
Eines Abends besuchte er Bold Ax und verkündete, er würde Blue Flower gern heiraten. Daß er diesen Entschluß nur gefaßt hatte, um sich von seiner Sehnsucht nach Blaze abzulenken, erwähnte er natürlich nicht. Überglücklich stimmte Blue Flower zu, und er hauchte einen keuschen Kuß auf ihre Wange.
Der erste Frost färbte die Pyramidenpappeln und zitternden Espen am Ufer des Bachs weiß, das Laub leuchtete goldgelb und rot. An einen Baumstamm gelehnt, suchte Hazard seinen Seelenfrieden zurückzugewinnen. Zwei kleine Kinder spielten in der Nähe ihrer Mütter, die das Abendessen vorbereiteten, und er beobachtete sie. Plötzlich empfand er den brennenden Wunsch, sein Baby möge hier aufwachsen. Nicht in Boston, wo der Ruß den winterlichen Schnee beschmutzte, wo man zwischen dichtgedrängten Gebäuden kaum die Sonne untergehen sah. Nein, sein Kind sollte nicht in diesem riesigen Haus an der Beacon Street leben, umringt von Dienstboten, in der Obhut einer lieblosen Mutter, die nur an ihren geschäftlichen Profit dachte.
Entschlossen eilte er in sein Zelt und begann, seine Sachen zu packen. Rising Wolf erschien im Eingang. »Verläßt du uns?«
»Ich fahre nach Boston.«
»Brauchst du Hilfe?«
Hazard schloß seine Satteltasche, dann steckte er die Colts in die beiden Halfter an seinem Gürtel. »Nein, danke, ich weiß, was ich tun muß. Bald wird Miss Venetia Braddock erkennen, daß sogar einer Millionärstochter gewisse Grenzen gesetzt sind. Ich will mein Kind zu mir holen.«
»Aber Blue Flower …«
»Sie wird tun, was ich ihr sage. In einem Monat sehen wir uns wieder.«
»Bringst du dein Kind hierher?«
»Gewissermaßen«, antwortete Hazard lächelnd.
Zehn Tage später erreichte er Diamond City und stieg in die Überlandkutsche. Den Hut tief ins Gesicht gezogen, versuchte er zu schlafen. Er hatte keine Lust, sich mit seinen Mitreisenden zu unterhalten. Bald stellten sie dem dunkelhäutigen,
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