Funkelnde Leidenschaft
wirst du vernünftig sein, nicht wahr, Liebes?« murmelte Millicent und bewegte lässig ihren Fächer.
»In drei Wochen!« wiederholte Yancy, schloß die Tür auf und führte Millicent hinaus.
Danach wurde Blaze wieder eingesperrt. Ihre Zofe hatte das Haus verlassen, Hazard war tot. Und wenn ihre Freunde zu Besuch kämen, würde man ihnen mitteilen, sie sei nach Montana zurückgekehrt. Die Dienstboten glaubten, sie habe einen Nervenzusammenbruch erlitten und müsse vor der neugierigen Bostoner Gesellschaft geschützt werden.
Nur sie und ihr Kind standen zwischen Yancy und Millicent – und den zweiundzwanzig Millionen, die sie sich aneignen wollten. Und als Yancy ihr erklärt hatte, sie könnten ihr das Leben sehr schwer machen, war ein beängstigend frostiger Glanz in seinen Augen erschienen.
Wenn Hazard doch noch am Leben wäre, dachte sie in dieser Nacht, von Verzweiflung überwältigt. Dann könnten wir drei in seinen Bergen leben, weit entfernt von meiner geldgierigen Mutter und ihrem skrupellosen Liebhaber.
Als hätte der Himmel ihren Wunsch erfüllt, brachte Yancy ihr am nächsten Morgen das Frühstückstablett und erzählte ihr eine interessante Neuigkeit. »Vielleicht möchtest du nicht mehr nach Montana reisen, wenn du hörst, daß dein Liebhaber sich bereits mit einer anderen tröstet.«
»Falls das ein Scherz ist, finde ich ihn nicht besonders komisch.«
»Leider ist's die reine Wahrheit. Irgendwie konnte sich der Bastard aus der verschütteten Mine befreien.«
Heiße Freude stieg in ihr auf, aber sie verbarg ihre Gefühle. »Nun, dann solltest du diese Tür aufsperren und schleunigst verschwinden. Hier bist du deines Lebens nicht mehr sicher.«
»Hast du mich nicht verstanden?« fragte er gedehnt. »Er wird nicht hierherkommen, sondern in Diamond City bleiben. Dort liegt er in Rose Condieus Bett, schon seit einem Monat.«
Nein, das konnte und wollte sie nicht glauben.
Sie war Hazards Frau, sie erwartete sein Kind, und er liebte sie. Zweifellos würde er nach Boston reisen.
»Mein Angebot gilt immer noch, Venetia. In drei Wochen mußt du dich entscheiden und die Vollmacht unterschreiben. Solltest du dich weigern, werde ich Mittel und Wege finden, um dich eines Besseren zu belehren.«
Bedrückt stand sie vom Sofa auf und trat ans Fenster. Er durfte nicht sehen, daß sie mit den Tränen kämpfte. Wie lange würde sie sich gedulden müssen, bis Hazard sie befreite?
»Warte nicht auf ihn«, fügte Yancy hinzu. »Dieser Indianer verschwendet keinen Gedanken mehr an dich. Erinnerst du dich an all die pikanten Gerüchte? Er hat schon sehr viele Frauen beglückt – und keine einzige wirklich geliebt.«
Aber sie wartete. Trotz allem. Trotz Yancys boshafter Behauptungen, trotz ihrer wachsenden Skepsis.
Am Ende der dritten Woche kam Yancy wieder in ihr Zimmer, in seinem seidenen Morgenrock, eine Peitsche in der Hand.
Schweren Herzens gab sich Blaze geschlagen. »Das wird nicht nötig sein«, flüsterte sie. »Ich unterschreibe die Vollmacht.«
Ein paar Minuten später verließ er sie, ihr Vermögen in der Tasche, und Blaze weinte sich in den Schlaf.
Nicht ihrem Erbe trauerte sie nach, sondern ihrer verlorenen Liebe. Hazard war nicht zu ihr gekommen. Nicht einmal sein Kind interessierte ihn. Er hatte bereits Söhne, von anderen Frauen. Wahrscheinlich wußte er nicht einmal mehr, wie Blaze hieß.
Millicent und Yancy feierten ihren soeben erworbenen Reichtum mit dem teuren Champagner des verstorbenen Colonels.
»Wenn er auch ein Bauer war, meine Liebe, von französischen Weinen verstand er was«, bemerkte er und entkorkte eine weitere Flasche.
»Trotzdem war er ein furchtbar primitiver Mensch. Und sein Blut fließt auch in Venetias Adern.«
»Da wir gerade von seinem Blut reden – sein Enkelkind wird's erben, und das sollten wir verhindern.«
Verblüfft richtete sie sich in ihrem Polstersessel auf und stellte den Champagnerkelch ab. »Was schlägst du vor?«
»In New York gibt's eine Spezialistin, die schon vielen gefallenen Mädchen aus der Klemme geholfen hat.«
»Niemals würde Venetia einer Abtreibung zustimmen.«
»Dazu brauchen wir ihre Zustimmung nicht. Mit Hilfe meiner tüchtigen Leibwächter kann ich sie zwingen, alle unsere Wünsche zu erfüllen.«
»Wo und wann?«
»Wie ich bereits sagte, in New York. Wir werden uns an Madame Resteil 25 wenden. Und es besteht sogar die Möglichkeit, daß Venetia die Abtreibung nicht überlebt.« Vielsagend hob er die Brauen.
»Das reicht,
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