Funkelnde Leidenschaft
seinem Gewehr griff, erklärte sie in Richtung seines stocksteifen Rückens: »Wenn ich wieder in Boston bin, werde ich meine neuen Fähigkeiten nutzen und dem Hauspersonal ganz genau auf die Finger schauen.«
Oh, da wird Boston eine Überraschung erleben, dachte er.
»Zum Mittagessen möchte ich Muffins backen«, verkündete Blaze.
Skeptisch verdrehte er die Augen und murmelte: »Hab' Erbarmen, Molly Pernell! Schick Jimmy herauf!«
»Wie bitte?«
Das Frühstück war karg gewesen, zu Mittag erwartete ihn ein weiteres mißlungenes Experiment, und draußen regnete es. Daß Blaze in einem seiner dünnen Hemden vor ihm stand und hinreißend aussah, besserte seine Laune keineswegs. Am liebsten hätte er sie aufs Bett geworfen und endlich sein Verlangen gestillt. Ohne Vorspiel, ohne Süßholzgeraspel. Nun ärgerte er sich, weil er Roses Angebot abgelehnt hatte. Vielleicht würde er an diesem Abend noch einmal zu ihr gehen, um diese unerträglich gutgelaunte Frau in seiner Hütte zu vergessen.
Eins mußte man ihr allerdings zugestehen – sie bemühte sich. Deshalb unterdrückte er seinen Zorn und erwiderte: »Eine gute Idee. Verbrenn dich nicht.« Dafür würden die Muffins verbrannt sein.
»Dann sehen wir uns zu Mittag.«
»Ja.« Hazard öffnete die Tür.
»Mein Gott, du wirst ja ganz naß!« rief Blaze, ohne auch nur das geringste Mitleid zu zeigen.
Wortlos starrte er sie an und suchte das Weite.
Blaze versuchte ihr Möglichstes. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, ob man zwei Löffel Backpulver und zwei Löffel Salz nehmen mußte oder jeweils nur einen. Und die Eier …? Wie viele hatte Jimmy in den Teig gerührt? Verdammt, wenn sie doch bloß ein Kochbuch hätte!
Die Erkenntnis überkam sie so plötzlich, daß sie sich vor lauter Schreck setzen mußte. Tatsächlich, sie wollte kochen lernen – ihm zuliebe. Sie wollte ihm Freude machen, und sie wünschte sich seine Anerkennung.
Was sie empfand, war nicht nur sinnliches Verlangen, obwohl sie sich das tagelang eingeredet hatte. Nein, sie mochte Hazard. Es war ihr wichtig, was er von ihr hielt. Und sie konnte nicht einmal kochen und saubermachen, oder was immer andere Frauen für die Männer taten, die sie liebten.
Reglos saß sie am Tisch, und es dauerte sehr lange, bis sie verstand, in welchem Ausmaß sich ihr Leben verändert hatte. Sie sehnte sich nicht nur nach Hazards Körper, sie liebte ihn – einen Indianer aus irgendeinem Gebirgsstamm mit einem fremdartigen Namen. War das möglich? Wo sie ihn doch kaum kannte … Aber das Gefühl schien in ihrem Herzen zu singen – ich liebe ihn. Dann sprach sie es laut aus. »Ich liebe ihn.«
Und er? Erwiderte er ihre Liebe? Entschlossen straffte sie die Schultern. Nein, niemals würde sie eine Niederlage akzeptieren. Nicht umsonst war sie die Tochter ihres Vaters. »Sobald der Richtige vor dir steht, wirst du's wissen, Schätzchen«, hatte er gesagt. Jetzt wußte sie es. Und sie würde für ihre Liebe kämpfen.
Sie hatte das Getratsche der Frauen stets verachtet, die Geheimnisse und geflüsterten Vertraulichkeiten, am Teetisch ausgetauscht, hinter flatternden Fächern gemurmelt, die Bekenntnisse verheirateter Freundinnen, die nach den Flitterwochen immer noch glücklich waren.
Nun versuchte sie das alles in ihr Gedächtnis zurückzurufen. Während der Muffin-Teig rettungslos in sich zusammenfiel, erwog sie diese oder jene weiblichen Listen, verwarf die ungeeigneten, konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf die subtilen und fantasievollen. Und so schmiedete sie einen vielversprechenden Plan, um Hazards bereits erwiesenes Interesse neu zu beleben.
Lächelnd begann sie wieder in der Schüssel zu rühren. Dann hielt sie bestürzt den Atem an. Der Teig war so zäh und klebrig wie das regennasse Erdreich da draußen.
»Macht nichts«, flüsterte sie und stellte die Schüssel hinter die große Holzkiste. Muffins zählten ohnehin nicht zu Hazards Lieblingsspeisen. Die Buttermilch-Biskuits aß er viel lieber. Ein paar Tassen Mehl – dann ein Löffel Essig in einem Becher Milch … oder ein Löffel Milch in einem Becher Essig? Wenn Jimmy demnächst heraufkam, mußte er ihr das Rezept diktieren – vorausgesetzt, Molly Pernells Moralbegriffe und ihre Eifersucht würden es zulassen.
Schließlich entschied sie sich für Bratkartoffeln.
Mittags kehrte Hazard in die Küche zurück, bis auf die Haut durchnäßt. Er begrüßte Blaze höflich, als wäre sie seine Schwester oder seine Tante, und setzte
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