Funkelnde Leidenschaft
letzten Teil des steilen, gewundenen Pfads stieg er ab und führte die Ponys am Zügel. Immer wieder stieß Peta ihn mit ihrer Nase an, als könnte sie die Reise in ihre Heimat kaum erwarten. »Ah, du freust dich auf die Sommerjagd, Peta«, murmelte Hazard und lachte. »Genauso wie ich.«
Drei Monate lang war er nicht daheim gewesen. Und abgesehen von den wenigen Tagen in Virginia City hatte er die ganze Zeit hart gearbeitet. Bald würde er sich bei seinen Freunden erholen.
Zum tausendstenmal schaute Blaze auf die Uhr. Zwei oder drei Stunden, hatte er gesagt. Jetzt waren es fast schon fünf. Wahrscheinlich amüsiert er sich so gut mit dieser Rose, daß er die Zeit vergißt, überlegte sie. Aber das hätte ich mir denken können. Da sitze ich und sorge mich, und mittlerweile trinkt er vielleicht seinen vierten Brandy … »Oder noch schlimmer.« Wütend sprang sie auf, lief zum Fenster und spähte den Berghang hinab.
Um halb zehn war sie auf die Veranda gegangen, weil sie geglaubt hatte, etwas zu hören.
Zwischen dunklen Wolken kam der Mond hervor und beleuchtete die Landschaft. Die Augen zusammengekniffen, hatte sie nach unten geschaut. Niemand weit und breit. Auch kein Geräusch mehr …
Wieder wanderte ihr Blick zu der kleinen Messinguhr hinüber, die im Regal stand. Zwanzig Minuten nach zehn. Großer Gott, wo trieb er sich so lange herum? »Wenn du dich wegen ein paar gottverdammter Kleider umbringen läßt, verzeihe ich dir niemals, Jon Hazard Black«, wisperte Blaze verzweifelt und ballte die Hände. Während der nächsten Stunde saß sie reglos im Lehnstuhl.
Elf Uhr dreißig. Jetzt sollte ich schlafen gehen, dachte sie. Da ängstige ich mich halb zu Tode, und er wälzt sich womöglich mit Rose im Bett herum. Ja, ich werde schlafen. Wenn ich's bloß könnte … Zumindest will ich mich schlafend stellen.
Was war das? Loser Kies rollte den Hang hinab. Nein, das konnte er nicht sein. Es klang wie Hufschläge. Atemlos stürmte sie zum Fenster. Hazard! Lieber, gütiger Gott im Himmel!
Kaum hatte er den kleinen Raum betreten, warf sie sich auch schon an seinen Hals und bedeckte sein Gesicht mit Küssen, die er lächelnd erwiderte. Nach einer Weile schob er sie sanft von sich, um ihr in die Augen zu schauen. »Möchtest du mich zur Sommerjagd am Arrow Creek 13 begleiten?«
»O ja«, stimmte sie ohne Zögern zu. »Wann?« Mit Hazard war auch die Freude in ihre Welt zurückgekehrt – vollkommene Zufriedenheit und ein Glück, das sie längst nicht mehr zu ergründen suchte.
»Sofort.«
Sie schrie entzückt auf. Aber dann sah sie das Blut an seinen Händen und hielt erschrocken den Atem an. »Du bist verletzt …«
»Nicht so schlimm.« Als er über die Dächer gekrochen war, hatte er sich die Finger aufgeschürft. »Nur ein paar Kratzer. Komm, beeilen wir uns.«
»Also ist jemand hinter dir her. Strahan?«
»Vielleicht habe ich ihn getötet.«
»Wo?«
»In Roses Haus.«
»Nur vielleicht?«
»Weil ich so schnell wie möglich fliehen mußte, konnte ich mich nicht vergewissern.«
»Werden sie hier heraufkommen?«
»Das bezweifle ich. Sie würden es nicht wagen, dein Leben aufs Spiel zu setzen. In dieser Hütte sind wir sicher. Aber – ich will nach Hause. Vermutlich habe ich's satt, ständig von weißen Männern bedroht zu werden. Oder ich brauche einfach nur eine Ruhepause. Es macht dir doch nichts aus?«
Ob es ihr etwas ausmachte, die Heimat des geliebten Mannes, seine Verwandten und seine Lebensweise kennenzulemen? »Überhaupt nichts.«
Hastig packte er zwei weitere Ranzen mit Kleidung und Proviant, trug sie mit einigen Fellen hinaus und belud die beiden Pferde. Als er in die Hütte zurückkehrte, fragte er: »Kannst du reiten?« In einem seiner dünnen Hemden würde sie die Reise wohl kaum überstehen, und die leichten Baumwollkleider, die er ihr mitgebracht hatte, waren jetzt ironischerweise nutzlos.
»O ja. Das war immer mein liebster Zeitvertreib.«
»Nachts kann's gefährlich werden. Manchmal stolpern die Pferde.«
»Ich komme schon zurecht.«
Nachdenklich musterte er ihr ungeeignetes Hemd. Dann nahm er eine große, mit schwarzen und weißen Perlen bestickte Rehledertasche aus dem Regal und legte sie auf den Tisch. »Zieh eins davon an«, befahl er kurz angebunden und ging wieder ins Freie.
Blaze öffnete die Tasche, in der drei Frauenkleider steckten, sorgsam in Hermelin gewickelt – eins aus hellgelbem Rehleder, eins aus Elchhäuten und eins aus weißem Leder, dessen Herkunft sie
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