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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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versehentlich ausgeplaudert hat. »Du bist keine Jungfrau mehr? Du hattest schon Sex und erzählst mir das nicht?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, versucht sie abzuwehren.
    Ich schüttle den Kopf. »Warum hast du nie etwas davon gesagt? Ich dachte, wir können uns alles anvertrauen. Kenne ich den Typen etwa?«
    Jelly sieht mich traurig an, doch ehe sie antworten kann, zucke ich vor Schreck zusammen.
    In der Menschenmenge baut sich auf einmal ein bedrohliches Bild vor mir auf. Er ist hier. Mein Bruder. Im Q10. Er steht an der Bar und drückt einem schmierigen Typen einen Euroschein in die Hand. Keine zehn Meter von uns entfernt! »Was macht der denn hier?«, keuche ich entsetzt.
    »Wen meinst du?«, fragt Jelly gleichgültig.
    Ich nicke in Richtung Strandbar. »Dort drüben. Siehst du? Raphael!«
    Da verändert sich ihr Gesicht mit einem Mal. Es beginnt zu strahlen. »Echt?« Sie reckt sich, um einen besseren Blick auf meinen Bruder erhaschen zu können.
    »Was ist bitte schön so toll daran«, zische ich. »Hast du vergessen? Finn ist auch hier!«
    Doch Jelly scheint mir gar nicht richtig zuzuhören. »Na und«, murmelt sie gedankenverloren. »Du kannst das mit Finn sowieso nicht ewig geheim halten. Schon mal daran gedacht, was werden wird, wenn die Schule wieder anfängt? Was willst du dann machen? Ihn verleugnen? Das klappt nicht. Glaub mir. Es sei denn, du willst ihn loswerden …«
    »Ich verleugne Finn doch gar nicht!«
    Jelly sieht mich an. »Machst du wohl! Weil du zu feige bist, um für deine Liebe einzustehen. Muss vererbt sein oder so.«
    »Sag mal, wovon redest du eigentlich?«, will ich wissen.
    Doch Jelly hat ihren Kopf schon wieder weggedreht und scheint nur noch Augen für das Geschehen an der Bar zu haben. Wütend kippe ich den letzten Rest Whiskey-Red Bull herunter und stelle das Glas knallend auf einem Bartisch ab.
    »Du bist mir heute eine wirklich tolle Hilfe!«, knurre ich. »Egal! Ich muss Finn finden, bevor Raphael ihn entdeckt. Und dann will ich nach Hause. Kommst du mit?«
    Jelly zuckt mit den Schultern. »Geh ruhig schon vor. Ich komme gleich nach …«, meint sie und verschwindet dann in Richtung Strandbar.
    Verdattert sehe ich meiner Freundin nach. Dabei blitzt ein Gedanke in mir auf. Doch der erscheint mir so absurd, dass ich ihn gleich wieder beiseite schiebe. Lieber mache ich mich auf die Suche nach Finn. Das ist im Moment wichtiger.
     
    Weit aber komme ich nicht. Nach wenigen Metern durch die Menschenmenge hat mein Bruder mich entdeckt. Er steuert auf mich zu und knurrt: »Was machst du denn hier?! Und was hast du mit deinen Haaren gemacht? Die sehen …«
    »Spar dir den Kommentar«, fauche ich kampfbereit.
    Raphael verzieht das Gesicht. »… ›schön aus‹, wollte ich sagen, du Schnepfe! Ehrlich, die Frisur steht dir gut.« Er lacht. »Hat Jellena das gemacht?«
    Ich nicke. Was ist denn auf einmal mit meinem Bruder los?
    »Sie ist gut«, brummt er zufrieden und sieht sich um. »Bist du alleine hier?«
    »Nein, mit Jelly«, antworte ich vorsichtig.
    Raphael grinst. »Klar, mit wem sonst. Es wird euch hier gefallen. Im Q10 gibt es vieles. Und die Beachpartys sind sowieso immer eine Wucht.« Als ich nicht antworte, hängt er dran: »Übrigens, danke, dass du mich bei Mama und Papa nicht verpfiffen hast. Du weißt schon … hatte wohl zu viel getrunken vorletzte Nacht.«
    »Kann man wohl sagen!«, antworte ich mit Grabesstimme. »Scheint dir ja in letzter Zeit häufiger zu passieren!«
    Raphael verdreht die Augen. »Fang doch nicht schon wieder an! Musst du immer klugscheißern? Sei doch einfach mal locker.« Er nickt in Richtung Tanzfläche. »Sieh dir Jelly an! Die ist auch nicht so verklemmt wie du!«
    Verwundert folge ich Raphaels Blick und bleibe an der Tanzfläche hängen. Jelly tanzt. Ihr Haar leuchtet nur so im Discolicht, während sie sich zur Musik räkelt. Sie dreht sich um, wirbelt auf die andere Seite und krallt sich einen Typen aus der Menge. Als die Musik langsamer wird, fangen sie an, sich zu umarmen.
    Hä? Das ist doch Tobias, erkenne ich jetzt im Scheinwerferlicht. Ich verstehe gar nichts mehr! Zuerst erzählt sie, dass sie von Tobias nichts mehr wissen will, und dann schmeißt sie sich doch wieder an ihn heran? Und wie! Alleine vom Zuschauen kriege ich Tomatensuppenfarbe. Verlegen drehe ich mich um und blicke in das mit einem Mal versteinerte Gesicht meines Bruders. »Was ist los?«, frage ich erschrocken. »Geht es dir nicht gut? Ist dir schlecht? Hast du

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