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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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beide …?«
    Endlich fängt mein Herz zu tanzen an. »Sehr gerne«, lache ich erleichtert und gebe ihm einen langen Kuss auf seine unglaublich weichen Lippen. »Aber am Nachmittag habe ich schon etwas vor.«
    »Ach ja? Was denn?«, will er wissen.
    »Das ist eine Überraschung«, kichere ich und drücke ihm gleich noch einmal einen Kuss auf die Lippen, weil es einfach grad so schön ist und Finn mich dabei so herrlich neugierig mit seinen blauen Augen anhimmelt.
     
    »Hannah, deine Mama angerufen hat. Du nicht gehen an dein Handy. Und sie wissen wollte, ob du hier bist«, meint Karolina, nachdem sie den Laden für heute dicht gemacht hat. »Ist alles in Ordnung bei euch? Sie hat sich angehört besorgt.«
    Ich lümmle mit Jelly auf dem Küchensofa und knabbere an einer Fertigpizza, die Karolina kurz nach Mittag in den Backofen geschoben hat.
    Ich habe Mamas Anrufe vorhin einfach ignoriert. Wer weiß, mit welcher Arbeit sie sonst wieder angekommen wäre. Mürrisch zupfe ich einen Champignon von dem Belag runter.
    Als ich nicht gleich antworte, meint Jelly neben mir mit vollem Mund: »Ärgere dich nicht, die kriegen sich schon wieder ein!«
    Ihre Mutter sieht Jelly an. »Lass doch Hannah reden, draga!« Sie schnappt sich ebenfalls ein Stück und quetscht sich zu uns auf das Sofa. »Also, was los ist?«
    Zögernd kaue ich auf dem Teig herum. Draga. So würde ich auch gern einmal von meiner Mutter genannt werden. Denn draga ist bosnisch und heißt so was wie: mein Schatz! Aber meine Eltern behandeln mich derzeit wirklich nicht so, als ob ich ihre draga wäre.
    Deshalb kommt mir ein langer Seufzer über die Lippen. »Die haben sicher wieder nur angerufen, weil sie Arbeit für mich haben. Aber heute komme ich bestimmt nicht nach Hause! Da können sie anrufen, so oft sie wollen. Immerhin ist Wochenende!«
    Karolina sieht mich an. »Ist nicht leicht in letzter Zeit, was?«
    Lautlos zucke ich mit den Schultern.
    »Sag es ruhig«, stöhnt Jelly stattdessen und fängt wie aufgezogen zu schimpfen an. »Die sind so unfair!«, ruft sie und wendet sich ihrer Mutter zu. »Wenn die so weitermachen, dann wird Hannah bald mit irgendeinem trotteligen Bauernsohn verkuppelt werden, den sie gar nicht leiden kann. Und das nur, damit der Hof ja nicht vor die Hunde geht …«
    »Jetzt übertreibst du aber«, rufe ich dazwischen, weil ich nicht will, dass Jelly so über meine Eltern redet. Schon gar nicht vor Karolina! Immerhin kommt Mama regelmäßig zum Haareschneiden in Karos Frisierstube. Nicht auszudenken, wenn sie etwas davon erfährt!
    »Du hast recht.« Jelly kommt noch mehr in Fahrt. »Den trotteligen Bauernsohn können sie sich sparen. Sie haben ja dich! Hauptsache, den Schweinen geht’s gut!« Sie grunzt spöttisch.
    »Was ist denn los mit dir?«, frage ich. Meine Freundin scheint heute wirklich miese Laune zu haben. Nichts von wegen Jelly-Bean. Außen süß und innen auch. Das Gegenteil ist der Fall.
    »Ach, weil es doch wahr ist!«, schnauft sie und lässt die Schultern hängen. »Immer dieser bescheuerte Bauernhof. Alles dreht sich nur um ihn. Aber was soll’s: Ohne Liebe ist man ohnehin besser dran!«
    Ich fasse es nicht. »Und das sagst ausgerechnet du?!«
    Meine Freundin murrt: »Klar! Nimm doch Mama als Beispiel. Mein Erzeuger ist abgehauen, da war ich noch klein. Und? Hat sich Mama deswegen unterkriegen lassen? Nein! Geht es uns deswegen schlecht? Überhaupt nicht! Im Gegenteil. Wir können tun und lassen, was wir wollen. Stimmt’s?« Jelly dreht den Kopf zu ihrer Mutter und schaut sie herausfordernd an. »Oder etwa nicht?«
    Karolina, dicht neben mir auf dem Sofa, wirkt auf einmal ziemlich blass. Nervös streicht sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ja«, sagt sie schließlich. Leise und traurig. »Das mussten wir. Aber das nicht heißt, dass es nicht schön gewesen wäre, jemanden an Seite zu haben, der mit gleichen Herz geht durchs Leben.«
    »Willst du mir etwa damit sagen, dass du den Kerl vermisst, der uns damals sitzen gelassen hat?« Jelly sieht ihre Mutter fassungslos an. »Der Typ ist nach dem Krieg ohne uns nach Bosnien zurück! Schon vergessen?«
    Karo blinzelt. »Ja. Nein. Ich meine, lassen wir Thema!« Ihre Augen suchen einen Ausweg. »Das ist jetzt nicht richtiger Zeitpunkt, um alte Geschichte wieder herzuholen. Esst lieber Pizza! Kalt schmeckt furchtbar!« Sie lächelt krampfhaft und steht vom Sofa auf. »Und jetzt ich schnell suchen tolles Haarfärbemittel, das irgendwo im Lager muss sein. Das

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