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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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ist rein pflanzlich, wisst ihr? Genau richtig für unsere Naturschönheit.« Sie lacht eine Spur zu laut und eilt zur Tür hinaus.
    Als Karolina um die Ecke gebogen ist, nehme ich Jelly ins Visier. »Was ist denn auf einmal mit dir los?«, fauche ich. »Auch wenn ich deine Mama echt gern hab, muss sie nicht unbedingt alles wissen. Du hast mir doch versprochen, die Klappe zu halten! Außerdem kann sie nichts dafür!«
    Jelly schnaubt: »Hast ja recht«, und springt auf, um ihrer Mutter hinterherzueilen.
     
    Mit einer halben Pizza, die mittlerweile kalt geworden ist, bleibe ich auf dem Sofa zurück. Ich nippe an meiner Cola und grüble. Als Jellena und Karolina zurückkommen, mit einem künstlichen Lächeln auf ihren Gesichtern und einer Packung natürlichem Haarfärbemittel in den Händen, bin ich erleichtert. Egal, was da los ist … ich will heute einfach keine Spielverderberin sein. Und … ich will eine neue Frisur haben. Am liebsten irgendetwas Mondänes. Ich mag dieses Wort. Mondän. So hat meine Oma immer zu den Dingen gesagt, die ihr besonders gut gefallen haben. Meist waren das irgendwelche ausgeflippten Sachen aus den Seniorenzeitschriften, wie bunte Stützstrümpfe oder Nackenrollen im Tigerlook, die sie sich nie zu bestellen traute.
    Ich aber traue mich jetzt, und deshalb ignoriere ich einfach Karos traurige Augen und Jellys aufgesetztes Lächeln und bin froh, als mir die beiden endlich das Pflanzenzeugs ins Haar schmieren, um meiner mistbraunen Matte einen mondänen Look zu verpassen.

Liebe überall
    Stunden später klopft mein Herz bis zum Hals, als ich mich auf dem Jungfrauenfelsen niederlasse. Die Abendsonne glitzert geheimnisvoll auf der Wasseroberfläche. Eine warme Sommerbrise streicht mir über die neue Frisur und lässt meine Haare wie zarte Feuerzungen tanzen, während der Wind an Kraft gewinnt. Ich fühle mich in diesem Moment unglaublich stark. Wie eine Amazone komme ich mir auf dem Felsen vor. Die frisch geschnittenen Haare, in weichem Rotbraun. Die Augenbrauen gezupft. Die Fingernägel lackiert. Ein Hauch Parfüm umweht meinen Nacken, während das geborgte Oberteil von Jelly keck mein Dekolleté betont.
    »Wow«, raunt Finn mir ins Ohr. »Du siehst so toll aus. Ich meine, du hast vorher auch schon toll ausgesehen. Sehr sogar«, stottert er nervös. »Aber jetzt …«, seine Augen verdunkeln sich zu einem tiefen Blau.
    Ich schenke ihm ein majestätisches Lächeln. »Schön, dass es dir gefällt«, sage ich und lasse meine mondäne Mähne im Wind flattern.
    Langsam zieht mich Finn zu sich rüber und fängt an, mich zu küssen. Zuerst küsst er meine Sommersprossen, die sich nach dem Sonnenbrand so zahlreich wie die Sterne am Himmel auf meinen Wangen ausgebreitet haben. Er küsst meine Stirn, denn auch dort findet er kleine Sommersprossensterne. Schließlich küsst er meinen Mund und eine prickelnde Woge überrollt mich. Behutsam streicht er mir die Spaghettiträger von den Schultern. Ganz langsam. Ganz sanft. Und während das Oberteil ein Stück weit nach unten rutscht, fange ich zu zittern an. Auch Finn zieht sein T-Shirt aus. Galant breitet er es auf dem groben Felsen aus, um mich darauf zu betten. Unsere Hände beginnen sich zu suchen. Und sanft umherzuwandern. Ertasten. Forschen. Spüren. Dabei scheint die Zeit stillzustehen, während wir uns gegenseitig finden. Das Plätschern und Gurgeln des Sees hat keine Bedeutung mehr. Nichts hat noch Bedeutung. Nur unsere Herzen, die in diesem Moment im selben Rhythmus schlagen. Die Richtung angeben. Finns warmer Körper. Der fröstelnde Wind. Mein eigenes Beben und Zittern. Schnell schlinge ich meine Arme um ihn, um von seiner Wärme zu kosten. Ich fühle mich richtig. Geborgen. In seinen Armen. Eingetaucht in die Liebe. Und während ich tiefer in mich hineinhorche, um meinen Gefühlen nachzugehen, durchdringt ein Rascheln die Wärme. Es ist kalt und lässt mich aufhorchen. Lässt mich aufwachen. Träge schlage ich die Augen auf.
    »Was hast du da?«, flüstere ich. Das Rascheln kommt von Finns Händen. Erst jetzt sehe ich, was Finn aus seiner Hosentasche gezerrt hat. Dabei sieht er mich stumm an, während das kalte Geräusch zwischen uns den Platz einnimmt.
    »Ach so«, murmle ich langsam. Ich richte mich auf und betrachte das kleine Päckchen in seiner Hand. Es ist ein Kondom. Silbern glänzt die Verpackung in der Abendsonne.
    »Ich hab mir gedacht, dass …«, murmelt Finn, doch dann bricht er ab, als er sieht, wie ich hastig mein Oberteil nach

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