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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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Danach zog sie den Zoom zurück, beschloss, dass sie dieses Bild nicht ausdrucken würde – es war einfach zu furchtbar. Sie machte mit einem Mausklick den Ordner zu und ging mit einem seltsamen Gefühl der Erleichterung wieder an ihre Arbeit.
    »Beschreiben Sie sie!«
    Sabite biss sich auf die Unterlippe; sie musste zuerst überlegen, wie viel Wahrheit ihre Ziele vertrugen.
    »Sie ist zwanzig… ruhig… fleißig, geht nicht aus, liest gern Bücher, immer liest sie Bücher… näht gern… hatte immer gute Schulnoten, sehr, sehr klug, aber ruhig… ähm, schüchtern… ähm… keine Scherereien, ist nicht gern unter Leuten, keine Pubs, Clubs, Tanzlokale. Und sie will fünf Kinder.«
    In der Küche der Familie Gevaş saß der Ehevermittler vor einem reichverzierten Glas mit heißem Tee und schüttelte ernst den Kopf. »Hmmm. Nicht einfach.«
    »Wieso nicht einfach? Sehr einfach. Nicht einfach?«
    »Nicht einfach.«
    »Sie müssen helfen. Was soll denn aus einer solchen Tochter werden, noch dazu der Erstgeborenen? Schon zwanzig und noch kein Mann? Bald ist sie zu alt, um noch Kinder zu bekommen, und zu was ist sie dann noch nütze? Stimmt’s?«
    Der Ehevermittler nickte, machte aber ein besorgtes Gesicht, das mit Schwierigkeiten rechnete, wo Sabite keine sah. Nachdem er sich mit einem von vielen schwierigen Verhandlungen zu einem erbärmlichen Stummel geschrumpften Bleistift in einem Büchlein rasch ein paar Notizen gemacht hatte, schlug er es wieder zu und verkündete sein Urteil. Ein solches Mädchen würde Sabite einhundertfünfzig Pfund extra kosten, zusätzlich zu den vierhundert, die sie bereits für die Namen von sechs passenden Männern auf den Tisch gelegt hatte.
    »Wieso extra? Wieso noch mal hundertfünfzig?«
    Erregt wickelte Sabite eine Praline aus ihrer rosa Cellophanhülle, eine von sechs, die sie am Morgen oben auf einem Korb Wäsche in der Waschküche gefunden hatte, der Beweis dafür – wenn es denn eines solchen Beweises bedurft hätte –, dass aus arrangierten Ehen respekt- und liebevolle lebenslange Beziehungen werden konnten, Beziehungen mit vielen Schokoladenseiten.
    »Ich muss mein Netz weiter auswerfen. Es hört sich an, als ob die hier einen eigenen Kopf hätte, und solche Mädchen sind nie leicht unter die Haube zu bringen.«
    Deniz bot Azime an, sie zu dem kleinen türkischen Café an der Stoke Newington Road zu fahren, wo sie den neuesten Bewerber treffen sollte, den ihre Mutter und deren Ehevermittler als Heiratskandidaten auserkoren hatten.
    Deniz ließ sie nicht direkt vor dem Haus der Familie Gevaş einsteigen, denn er wollte nicht gesehen werden. Ihm war klar, dass Azime sich nicht ohne Billigung ihrer Familie mit männlichen Wesen abgeben durfte, genau wie die Mädchen in seiner eigenen Familie. Auf der Fahrt zu dem potentiell romantischen Rendezvous versuchte er sich das Lachen zu verkneifen und gab ihr Ratschläge, wie sie das Treffen am besten sabotieren konnte. Nicht dass Azime diese Ratschläge gebraucht hätte, denn sie hatte schon an die fünfzehn solcher Treffen erfolgreich scheitern lassen, und das so geschickt, dass man schon fast von einer besonderen Begabung sprechen konnte, denn keiner dieser fünfzehn kurdischen Kandidaten hatte sich je wieder gemeldet, geschweige denn noch einmal blicken lassen.
    Deniz hielt mit seinem Renault Clio in einiger Entfernung von dem Café.
    »Wie lang wird es dauern?«, fragte er.
    »Eine halbe Stunde, höchstens. Es darf nicht zu schnell gehen, sonst kriegt meine Mum irgendwann spitz, dass ich diese Treffen mit Absicht schiefgehen lasse.«
    »Ich warte auf dich.«
    »Bist du sicher?«
    »Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen, Mann. Vielleicht kann ich das irgendwie verwenden. Für einen Sketch oder so. He, ich drück dir die Daumen, dass es so schlecht läuft, wie du es gern hättest.«
    Azime suchte in Deniz’ Miene nach irgendwelchen Anzeichen von Eifersucht, einem versteckten Hinweis darauf, dass auch er sich wünschte, dass das Treffen schiefging. Aber sie konnte keine Spur von Eifersucht entdecken. »Danke. Das ist lieb von dir«, sagte sie. Sie überlegte, ob sie ihn kurz auf die Wange küssen sollte, nur damit er wüsste, dass ihr Interesse eher ihm galt als dem Fremden, mit dem sie sich gleich treffen würde. Doch bis jetzt hatten sich ihre Lippen nie auch nur flüchtig gestreift. »Gib mir einen Countdown«, bat sie.
    Deniz sah auf seine Uhr: »Drei, zwei, eins… Start.«
    Innen. Türkisches Café. Tag.
    Es herrschte

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