funny girl
hier!«
»Was?«
»Dein Erstes ist viel größer als mein Erstes. Viel größer. Viel! Du wirst so ’ne Art riesiger Godzilla, und ich, ich bin dann nur noch der Schimpanse von Michael Jackson.«
»Es ist doch nicht größer, nur anders.«
»Bei dir geht’s um die Welt, bei mir um Großbritannien – wenn das nicht größer ist. Also wirklich.«
»Du willst nicht, dass ich an deinem Kurs teilnehme?«
»Hab ich mich etwa nicht klar genug ausgedrückt? Nein! Das will ich nicht!«
»Das ist echt gemein.«
»Ist mir scheißegal. Hier geht’s um meine Karriere ! Mann!«
»Ich kann das einfach nicht glauben!«
»Es ist nicht fair. Ich fang doch gerade erst an.«
»Wie du willst. Dann gehe ich eben nicht hin.«
»’türlich gehst du hin. Darum geht’s doch nicht. Ist doch toll, dass Kirsten dich eingeladen hat, das ist eine Sache zwischen euch beiden, ich halt mich da raus – aber ich darf ja wohl noch sauer sein, oder? Ich habe auch so schon so viel Konkurrenz, darum geht’s. Es kommt mir vor, als ob jeden Tag ein neues Arschloch versucht, mich aus meiner Nische zu verdrängen. Als ob die ganze Welt plötzlich Comedian werden will. Das breitet sich aus wie eine Epidemie; dieser Planet ist am Arsch, und die Leute wittern eine Chance, mit Comedy Geld zu verdienen.«
»Ich dachte, du siehst das locker.«
»Seit wann sehe ich irgendwas locker? Mal abgesehen von asiatischen Schulmädchen und geregelter Arbeit?«
»Reg dich nicht auf. Jetzt, wo ich weiß, wie du darüber denkst, mache ich es eben nicht.«
»Natürlich machst du es.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Ich dreh dir den Hals um, wenn du’s nicht machst. Jetzt bist du mit im Boot. Herzlich willkommen.«
»Ich mache es nicht.«
»Machst du doch.«
»Auf gar keinen Fall. Vergiss es.«
»Du machst das, und wenn ich dich an deinen fettigen Haaren hinzerren muss.« Deniz stieß einen tiefen Seufzer aus und zeigte ihr warnend seinen langen, dünnen Zeigefinger. »Aber sieh ja zu, dass du richtig scheiße bist.«
Kirsten ging auf der Bühne auf und ab. »Okay. Schauen wir mal, wer diese Woche seine Hausaufgaben gemacht hat. Das Thema lautet ›Dunkle Geheimnisse‹. Also seid ehrlich. Stellt euch euren inneren Dämonen. Selbstentblößung ist angesagt. Selbstoffenbarung. Johnny, du bist der Erste. Hopp-hopp.«
Johnny seufzte, hustete, rappelte sich von seinem Sitz auf, schlurfte zu der kleinen Bühne und streifte seine Kapuze ab. Er sah aus, als hätte er wochenlang nicht geschlafen.
»Na los, Johnny, drei Minuten!«
Johnny TKO , knorrig, proletarisch, ungehobelt, grob, immer wütend. Als Toptalent der Gruppe anerkannt, weshalb er eine Art Narrenfreiheit genoss. In seinen Augen hatte sich die Welt bis auf die Knochen blamiert, nur das Grundlegendste konnte man noch ernst nehmen. Und das waren seine Lieblingsthemen: Bumsen, Wichsen, Saufen, die großen Themen, wie er es nannte. »Ich bin der Mann für die Intellektuellen.« Sein Nihilismus verlieh ihm eine merkwürdige Art von Autorität.
JOHNNY TKO: Mein dunkles Geheimnis. Ich habe in letzter Zeit an mir gearbeitet. Hab ’ne Therapie begonnen. Selbsterforschung. Meine weibliche Seite erkundet. Letzte Woche hab ich endlich »die Frau in mir« getroffen. Hab sie natürlich gevögelt. Hab’s mit Hypnose probiert, um mein »inneres Kind« zu entdecken, und hab gemerkt, es ist ein ekelhafter kleiner Kotzbrocken, der auch noch klaut. Ich habe gemerkt… dass ich an unerwiderter Eigenliebe leide. Ich fühle mich von mir selbst zurückgestoßen. Ich hab gerade eine Beziehung mit einem kompletten Arschloch hinter mir. Also bin ich, um mich aufzumuntern, in den neuen Massagesalon in meinem Viertel gegangen, und da sehe ich ein Schild an der Wand: ›Schinkensandwich 2,50. Handjob 30,00‹. (Kratzt sich nachdenklich am Kinn.) Tja. Und da sitzt eine junge Dame auf einem Barhocker, in einem knappen BH und einem noch winzigeren, sexy Slip. Und ich frage sie: »Bist du hier für die Handarbeit zuständig?« Sie zwinkert mir aufreizend zu. »Und ob«, sagt sie. »Super«, antworte ich. »Dann wasch dir die Hände, Schätzchen, und mach mir ein Schinkensandwich, ja?«
Johnny ging von der Bühne und sagte: »Überraschung«, und dann: »Mehr hab ich nicht.« Er war schlecht drauf und hatte zu wenig Material – normalerweise dauerte ein Auftritt von ihm mindestens fünf Minuten.
In der hintersten Reihe wurde Azime zunehmend nervöser. Alle Kursteilnehmer lachten, alle außer Kirsten, die aufgestanden war, um
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