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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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hatte.
    »Gott. Da ist wieder eine.«
    »Halt den Mund, Azi.«
    »Ein Anschlagsopfer. Eindeutig. Ich sehe sie überall in der Stadt. Es ist schrecklich.«
    »Halt den Mund. Nicht jeder verletzte Mensch in England ist Opfer der Bombenanschläge.«
    Doch nichts konnte bei Azime den Gedanken vertreiben, dass diese Frau durch die Attentäter zu Schaden gekommen war. War das verletzte Auge blind? Würde sie von jetzt an immer hinken?
    In der Pause beim nächsten Treffen des Comedy-Kurses kam Johnny TKO zu ihrem Platz ganz hinten. Sie saß im Halbdunkel, den Block aufgeschlagen, und versuchte aus der immer noch unvollständigen Zehnerliste einen neuen Text zu machen. Er hockte sich neben sie hin.
    »Hi. Wie geht’s?«
    »Oh. Hi.«
    Johnny. Haare zerzaust in alle Richtungen, immer angespannt, sah ihr nicht in die Augen. »Ich hab von diesem Gig gehört, den ihr machen wollt. Tolle Sache.«
    »Gig?«
    »Muslime gegen die Anschläge? So hieß es doch? Hab gehört, dass du dabei bist. Cool. Echt cool. Weiter so.«
    »Ich überlege noch.«
    »Die werden begeistert sein. Die werden dich lieben.«
    »Danke.«
    »Nein, ich mein’s ernst. Wie ich höre, ist die ganze Presse da. Wow. Das könnte dich ganz groß rausbringen. Das wird der Durchbruch. Nicht zu fassen. Wahnsinn.«
    »Schon. Aber was ist, wenn ich nicht witzig bin?«
    »Was spielt das schon für eine Rolle, ob du witzig bist oder nicht? Bei so einer Gelegenheit? Du bist eine muslimische Frau mit einem Mikrophon.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich mein ja nur. Ich bin neidisch, das ist alles. Neidisch. Weil ich furchtbar, furchtbar gern auch so eine Chance hätte. Mannomann. Die Chance, das Leiden anderer für meine Karriere auszuschlachten. Wow.«
    Azime war so erschrocken, dass ihr keine Antwort einfiel. Ihr Verstand hatte die Worte noch gar nicht verarbeitet.
    » Muslimische Comedians gegen die Anschläge? Also wirklich. Muslimische Armleuchter wittern ihre Chance. Seid doch ehrlich. Muslimische Möchtegern-Comedians tun alles für Publicity. Ich frage dich, hat diese Stadt nicht genug gelitten, auch ohne dass dieser Deniz-Ali-Wasweißichfürnscheiß – wahrscheinlich der unkomischste Mensch, der sich in Großbritannien je für einen Komiker gehalten hat – sich hinstellt und sagt, wie nah ihm all dieses Blutvergießen geht, und dann zieht er seine Nummer ab? Seine Pantomime? Also wirklich. Sorry, aber das geht mir doch ein ganz klein wenig auf den Keks. Wütend, verstehst du? Tut mir leid, Azime, aber mir ist Comedy wichtig, ich nehme Comedy zu ernst, mir bedeuten auch die Leute in dieser Stadt zu viel… Ja verdammt noch mal, mir bedeutet selbst Pantomime zu viel!«
    »Bist du betrunken oder was? Hast du getrunken, Johnny?«
    »Hat der Papst einen blöden Hut auf? Das muss dir klar sein – entweder beutet ihr diese Sache aus, weil ihr damit Karriere machen wollt, oder ihr alle zusammen, als Kultur, wollt euch der Strafe entziehen oder die Schuld von euch weisen oder beides. Weißt du, was die größte Lüge auf der ganzen Welt ist? ›Wir sitzen alle im selben Boot.‹ Nein. Tun wir nicht! Hier steht jeder für sich allein. Also verschon mich mit diesem Solidaritätsscheiß. Ist ja auch lustig, wie schnell ihr spitzgekriegt habt, dass wir nach der Tragödie jetzt komische Muslime brauchen. Wie viele Tage? Sechs? Vom Massenmord zum Witz in nur sechs Tagen – beeindruckend. Schneller Start, das muss man euch lassen. Oh, und mir ist auch ein Titel für eure Show eingefallen. Ich dachte, ich sag euch den mal. ›Peng! Ha! Ha!‹ Na? Das fetzt, was? ›Peng-Ha-Ha Comedy-Jam‹. Also wenn ich einer von diesen Verschwörungsheinis wäre, würde ich sagen, das mit den Bomben hat für euch echt gut funktioniert. Die hätten zu keinem besseren Zeitpunkt hochgehen können. Aber keine Angst, ich frage dich nicht, wo du am Morgen des 7. 7. warst. Ich meine ja nur. Gott, was bin ich für ein wütender, bitterer Typ. Wie bin ich bloß so wütend geworden?«
    »Ich hätte nichts dagegen, wenn du jetzt wieder verschwinden würdest.«
    »Aber ich bin sicher, das wird ein Riesenerfolg. Glaub mir, ich gönne dir das, Azime. Die Leute werden dich lieben. Ob witzig oder nicht. Du kommst wie bestellt.«
    »Bitte, lass mich in Ruhe.«
    »Sorry. Mir sind nur die Sicherungen rausgeflogen. Ehrlich, ich bitte um Verzeihung. Du bist cool. Und du hast viel mehr Talent als dein Freund. Aber du gehst mir genauso auf die Nerven. Nicht du persönlich, aber das, wofür du stehst.«
    »Was habe

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