funny girl
sitzt seine Frau jeden Tag bei ihm am Bett…«
Banu hielt sich die Hand vor den Mund: »Mach schon. Erzähl weiter. Schnell.«
»Als der Mann wieder zu sich kommt, gibt er ihr Zeichen, sie solle näher kommen. Als sie neben ihm sitzt, sagt er: ›Weißt du was?‹«
Banu , die schon jetzt lächelte, fragte: »Was?«
»›In all diesen schlechten Zeiten warst du an meiner Seite. Als ich meine Arbeit verlor, warst du bei mir. Als mein Geschäft pleiteging, warst du da. Du gingst neben mir, als auf mich geschossen wurde. Du warst bei mir, als sie uns das Haus weggenommen haben. Als mein Herz versagte, warst du immer noch da. Weißt du was?‹ – ›Was, mein Lieber?‹, fragt seine Frau zärtlich. – ›Ich glaube, du bringst mir Unglück.‹«
Banu brüllte vor Lachen. Sie kriegte sich gar nicht mehr ein. Der ganze Saal hatte sich zu ihr hingewandt und sah sie an, allen voran ihr Ehemann, der eben noch seine Augen mit dem weißen Taschentuch betupft hatte. Banu, noch immer lachend, breitete die Arme aus, in die sich Azime bereitwillig fallen ließ, und Arm in Arm wiegten sie sich zu der Musik, die gerade eben von einem flotten narînk zu einem melancholischen heyran wechselte. Die Musik wurde immer lauter, und die kleine Döndü wurde auf zwei Männerschultern gehievt wie eine Kriegerprinzessin. Sie strahlte. Was war passiert? Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile. Das Mädchen hatte sich soeben bereit erklärt, weiterhin den Hidschab zu tragen. Applaus von allen Seiten. Blumen wurden geworfen. Alle gratulierten Aristot, und Sabite, die den Takt der Musik mitklatschte, wurde von den anderen Müttern umringt. Als Letzte umarmte sie Rojda, eine Frau in Sabites Alter, die aus demselben Dorf stammte wie sie. Die beiden Frauen waren ungefähr gleich lang in England, hatten schon mehrere Länder und Schicksale hinter sich, bis sie hier gelandet waren. Jetzt sei endlich alles gut, versicherten sie sich in ihrer Muttersprache. Nach so vielen Schwierigkeiten waren nun alle an dem Platz angekommen, der ihnen zugedacht war. Rojda merkte philosophisch an, dass Eltern nicht überrascht sein sollten, wenn die Kinder ihnen manchmal widersprächen. »So sind Kinder nun mal. Und haben nicht auch wir uns unseren Eltern widersetzt, als wir jung waren?« Sabite dachte einen Moment nach, dann verneinte sie – sie habe sich ihren Eltern niemals widersetzt. »Nie.«
Aber Rojda lachte leise, fasste ihre Freundin am Arm und erinnerte sie, mit wem sie da gerade sprach. Bei ihr seien Sabites Geheimnisse sicher, flüsterte sie verschwörerisch.
»Was denn für Geheimnisse?«, fragte Sabite, empört über die Andeutung. »Es gibt keine Geheimnisse. Kein einziges!«
»Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass du den Verehrer vergessen hast, den du vor der Ehe mit Aristot hattest? Den aus einer schlechten Familie?«
»Was denn für einen Verehrer aus schlechter Familie?«, fragte Sabite unwillkürlich lauter, aller Selbstkontrolle zum Trotz. »Geh zurück zu deiner Familie, du blöde Kuh, du!«
»Na, den Sohn des Schmieds«, erinnerte Rojda sie. »Deine Jugendliebe, die du vor den Eltern geheim gehalten hast. Aber alle jungen Mädchen im Dorf haben Bescheid gewusst, und sie waren sogar ziemlich neidisch. Du warst so etwas wie ein Vorbild, weil du dich mit so einem Fakir eingelassen hast.«
Sabite fragte ihre alte Freundin, ob sie getrunken habe. »An einem so hohen Feiertag ist das eine unverzeihliche Sünde!« Damit rauschte sie davon.
Azime, die im Saal allein stand, sah zu, wie Döndü wieder abgesetzt wurde, nur um sogleich mit Tanzeinladungen älterer Partner überflutet zu werden. Sie verstand, warum ihre Schwester beschlossen hatte, von nun an das Kopftuch zu tragen. Wenn das Sich-Fügen mit solcher Liebe belohnt wurde, welcher Dummkopf würde dann den Widerstand wählen? Welcher Dummkopf?
Nach dem Festmahl des Fastenbrechens, als die letzten Töne der Kapelle verklungen waren und die ruhebedürftigen Älteren die Wagen hatten vorfahren lassen, versammelten sich auch die Mitglieder der Familie Gevaş, suchten ihre Geschenke zusammen und machten sich auf den Heimweg.
Ein paar Stunden später, als sie alle zusammen im Wohnzimmer Tee tranken und übriggebliebene aşure naschten, erklärte Azime der versammelten Familie, sie habe etwas zu sagen.
Sie wolle auf die Bühne zurück. Sie werde noch einmal versuchen, sich ihren Lebensunterhalt als Komikerin zu verdienen, mit Witzeerzählen. Sie entschuldige sich dafür,
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