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funny girl

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Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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musste sie zu ihrer eigenen Sicherheit in großen Clubs auftreten, die so viel zahlendes Publikum anlockten, dass ihre Sicherheit damit ganz von selbst gewährt war. Jemand wie Azime konnte nicht auf das Podium eines düsteren Schuppens steigen. Dort war sie weder in Sicherheit, noch würde jemand sie hören wollen. Sie brauchte echte Comedy-Auftritte, echtes Comedy-Publikum.
    Die U-Bahn schlängelte sich südwärts durch krumme Tunnel. In der Tottenham Court Road kam Azime wieder an die frische Luft. Manny hatte ein Büro im Untergeschoss eines alten Westend-Theaters. Man betrat das Theater durch den Haupteingang und folgte dann den Pfeilen nach unten in Richtung »Toiletten«.
    Das Büro war ein Kellerraum, groß, aber vollgestopft mit Papieren, Büchern, Plakaten, Erinnerungsstücken, Verträgen, Stößen von Aktenmappen, Familienfotos auf dem Schreibtisch, Fotos von Stars an den Wänden (mit Autogrammen und Küsschen in Filzstift). Dazu mehrere Telefone in verschiedenen Farben – heiße Drähte zu wem? Azime war pünktlich erschienen. Er hingegen ließ sie eine Viertelstunde warten, telefonierte und fand offenbar gar nichts dabei, dass eine Fremde zuhörte. Es ging um einen Auftritt, den er für einen seiner Comedians organisiert hatte und der nun abgesagt worden war. Das machte ihn nicht glücklich. Es machte ihn sogar stinkwütend. Trotzdem riss er seine grimmigen Witze, drängelte, drohte, unterdrückte einen Fluch, schmeichelte und ließ nie zu, dass seine schlechte Laune die Oberhand gewann. Sicher, der Anrufer bekam allerhand zu hören, Manny erklärte ihm, er lasse nicht mit sich Schlitten fahren, erklärte dem Mann, er habe »die letzte Ausfahrt für Profis verpasst« und sei nun »auf der Einbahnstraße nach Shit City, du Schmock«. Aber sein großes Talent war es, die Leute mit Humor zu entwaffnen, bis sie ihm am Ende zu dem verhelfen wollten, was er wollte. Ein alter Jude, ein lustiger Vogel; oben auf dem Kopf schon kahl, graue Haarbüschel mit Pomade hinter die großen Ohren gekämmt, wo sie hinten in Entenschwänzen ausliefen. Die Brille mit einer doppelten Brücke über der Nase hatte lichtempfindliche Gläser, aber Azime konnte ihn sich ohne seine Telefone kaum vorstellen und erst recht nicht draußen an der frischen Luft.
    Manny bekam seinen Willen. Knallte den altmodischen Telefonhörer auf die Gabel und drehte sich mit einem triumphierenden Lächeln auf seinem Schreibtischstuhl zu ihr um.
    »Also. Worum geht es? Sorry, dass Sie das mit anhören mussten. Danke, dass Sie gekommen sind. Also dann. Azime, nicht wahr? Azime – Ihr echter Name?«
    »Ja.«
    »Die Sache mit der Burka ist also nur für die Bühne?«
    »Derzeit ja.«
    »Derzeit ja! Ha! Das gefällt mir. Sekunde.«
    Plötzlich stand er auf. Er ging, so unglaublich das war, zu einer Sauerstoffflasche, drehte ein Ventil auf, setzte sich auf einen Blechstuhl und atmete ein paar Sekunden lang Sauerstoff durch eine Maske wie die eines Kampfpiloten. Die Augen hielt er vor Konzentration geschlossen, atmete tief ein, bis die Brust sich hob, dann atmete er aus. Er wiederholte das Ganze sechsmal, dann drehte er das Ventil zu und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. »Emphysem. Ich sterbe. Was soll man machen?«
    Doch Azime war schon der Aschenbecher voll mit den ausgedrückten Zigarettenstummeln aufgefallen. Ob er wirklich todkrank war? Aber wie sollte man das schon wissen bei einem wie Manny, der ebenso gut ein Multimillionär wie ein Bankrotteur sein konnte?
    »Na, jedenfalls. Azime. Der Name gefällt mir. Ich möchte, dass du mein Abschiedsgeschenk für diese elende Welt wirst. Möchtest du mein Abschiedsgeschenk für diese elende Welt sein?«
    Sie nickte.
    »Gut. Die Welt braucht Komiker. War schon immer so, wird immer so bleiben. Scherze sind wie Gedichte. Habe ich recht? Kleine Gedichte für die menschliche Seele. Aber sie sind besser als Gedichte, der Schluss ist besser. Sie haben einen Knalleffekt zum Schluss.« Er grinste. Perfekte Zähne – Keramik oder echt?
    Azime nickte wieder. »Stimmt.«
    »Azime… ich habe das Gefühl, du bist so eine Dichterin. Eine kleine Dichterin, die die Leute nervt.« Wieder das breite Porzellangrinsen. »Also. In drei Wochen steigt in der O2-Arena eine große Wohltätigkeits-Comedy-Gala, Hilfe für irgendwas beschissen Schlimmes… na, egal… Lenny Jones hat ausGesundheitsgründen absagen müssen – chronische Unlustigkeit, nehme ich an. Da haben wir also eine Vakanz, wie man sagt. Bei der bescheuerten

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