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funny girl

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Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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spreche mit der chirurgischen Präzision einer Landmine. Sie habe ihn ja gern und so, aber, na ja, er sei nicht besonders schlau. Wenn man neben ihm stehe, könne man das Meer rauschen hören.
    »Das Meer! Ha! ha! Wie bei einer Muschel! Versteht ihr? Sie sagt, ich bin so hohl wie eine Muschel!«
    Da lachte nun endlich die ganze Familie. Selbst Sabite musste – hinter vorgehaltener Hand – lachen, während sie pro forma missbilligend den Kopf schüttelte. Das Meer. Ein Mann mit einem Kopf wie eine Muschel. Ja, das war nicht nur lustig, es steckte auch ein Körnchen Wahrheit darin. Zeki und Döndü allerdings lachten hauptsächlich, weil es so lustig war, dass Aristot dermaßen über einen Witz lachte, bei dem er selbst der Dumme war.
    Azime hatte jetzt Mut gefasst und machte als Nächstes ihrem Vater ein Kompliment, nämlich, dass er ein wahrer Komiker sei, weil er Sachen sage wie »Der einzige Ort, wo Erfolg vor Mühe kommt, ist im Wörterbuch«.
    Da kicherten alle, denn es war eine Lieblingswendung von Aristot, genau wie die, dass ein erfolgreicher Mann der sei, der mehr Geld verdiene, als seine Frau ausgeben könne.
    Dafür erntete sie den größten Lacher. Sabite nahm dafür sogar die Hand vom Mund, der Mund ein glückliches O. Ja, der Witz war wirklich gut, das musste sie zugeben. Albern und dumm, aber gut. Ha! ha! ha!
    »Und gerade erst g estern beim Abendessen hat er von seinem Teller aufgesehen – alle lagen sich wegen irgendwas in den Haaren . Er hat sich zu mir umgedreht und gesagt: ›Es stimmt, dass verheiratete Männer länger leben als unverheiratete, aber verheiratete Männer sterben auch lieber.‹«
    Jetzt prustete die ganze Familie. Döndü hob sogar die Füße und rollte sich auf der Couch hin und her. Sie drückte ihre Mutter, die nun auch nicht mehr an sich halten konnte. Und so kamen sie stillschweigend, doch gemeinschaftlich überein, dass Azime auf die Bühne zurückkehren würde.
    Eine Frage blieb allerdings noch. Zeki stellte sie: Was war mit dem Drohbrief? Mit den Morddrohungen. Man konnte nicht einfach so tun, als habe es sie nicht gegeben. Sabite stimmte zu: »Ja. Wenn du auf die Bühne gehst, könnte dieser Mensch im Publikum sitzen.«
    Doch Aristot schüttelte den Kopf: »Nein. Wir bekommen ihn zu fassen. Und Azime verspricht, dass sie nichts tut, was uns neue Schande bringt.«
    Jetzt meldete sich Zeki zu Wort. Er erzählte, dass er seine Kumpel schon losgeschickt habe, um sich in der Gemeinde umzuhören, wer als Absender für den Brief und die E-Mails in Frage kam. Wenn es Azime-Hasser in Green Lanes gab, würde er bald wissen, wo sie wohnten. »Und Raza und Omar helfen schließlich auch. Sie haben die Fahrgestellnummer des Rollers. Dann finden sie auch den, dem er gehört.«
    »Wann ist dein nächster Auftritt?«, wollte Aristot von Azime wissen.
    Azime zuckte mit den Schultern: »Ich hab noch keinen. Vielleicht will mich jetzt überhaupt niemand mehr.«
    »Ich bringe Leute mit«, schlug Zeki vor. »Dann bist du sicher. Ich und meine Kumpels sorgen dafür.«
    Azime war gerührt. Ihr Bruder der Vollstrecker. Jetzt auf ihrer Seite. An seiner Zimmertür hing dieser Tage ein Schild, geschrieben von Aristot: »Zu räumen mit 18. Kein späterer Check-out!« Aber bei aller männlichen Kraftmeierei war er noch nicht so weit, dass er allein in der Welt bestehen konnte.
    »Danke, Zeki. Und ich habe einen Freund, der Erfahrungen als Bodyguard hat, der hat auch versprochen, dass er aufpasst.«
    Sabite schloss die Augen – ein Bodyguard! Das musste sie erst mal verdauen, eine Gevaş-Tochter, die einen Bodyguard brauchte! Schließlich öffnete sie die Augen wieder, ließ sie von Azime zu Zeki zu Döndü wandern und endlich zu ihrem Ehemann, der zustimmend nickte.
    »Ich halte mich da raus«, sagte sie abschließend und mit erhobenen Händen, womit sie zwar ihrer Tochter ermöglichte zu tun, was in einem freien Land getan werden kann, sich aber gleichzeitig das Recht vorbehielt, ihre Familie mit den Worten »Ich hab’s euch ja gesagt« zurechtzuweisen.
    Aristot warf nachdenklich ein: »Was sind das für Leute, die glauben, sie können uns sagen, was wir zu tun haben? Das ist ein freies Land. Was glauben die eigentlich? Dass wir im Mittelalter leben?«
    Jetzt, wo zu Hause Waffenstillstand herrschte, stand ein weiterer Termin an, ein dringender Besuch im Stadtzentrum. Manny Dorfman, der berühmte New Yorker Promoter, hatte sich bereit erklärt, sie zu sehen. Wenn sie Komikerin werden wollte,

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