Furchtbar lieb
öffnen.
Verschlossen.
»Scheiße!«
Es war ihm zu peinlich, die Nachbarn schon wieder herauszuklingeln. Also lief Chas zur Rückseite des Gebäudes und kletterte über die Backsteinmauer zu den Gemeinschaftsgärten. Ein Bewegungsmelder ging an, und das Licht erschwerte es ihm, den Hintereingang zu sehen, aber schließlich fand er ihn und drehte den Türknauf.
Der Alarm war so laut, dass es ihn beinahe umgeworfen hätte. In den acht Wohnungen über ihm ging ein Licht nach dem anderen an. Er schrie die Gesichter in den Fenstern an: »LassenSie mich rein … Das Baby ist oben!« Zu seiner Erleichterung öffnete der benebelte Typ, der ihm vorhin die Tür aufgemacht hatte, sein Fenster.
»Was?«, fragte Marco.
»Lassen Sie mich rein. In der Wohnung über Ihnen ist ein Baby.«
»In Krissies Wohnung?«
»Ja, genau. Lassen Sie mich rein.«
Marco überlegte einen Moment, schloss das Fenster und rief die Polizei.
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Kapitel fünfundzwanzig
Ich stieg aus dem Taxi, ging zur Tür, klopfte und stand einen Augenblick lang im Dunkeln. Der Vogelbeerbaum verstreute braungelbe Blätter im Wind. Ich glaubte ein Flüstern zu hören.
»Krissie! Krissie!«
Ich drehte mich um und sah, wie die Blätter zu Boden fielen. Und dann sah ich Sarah, ihren weißroten Körper – Fleisch und Blut.
»Krissie! KRISSIE!«
Beim Klang von Kyles Stimme fuhr ich zusammen und drehte mich keuchend um.
Im Flur standen mehrere halbgepackte Koffer.
»Krissie!«
Ich sah mich nach dem Baum um. Sarah war nicht dort, bloß ein Baumstamm.
»Ich muss mit dir sprechen«, flüsterte ich.
Er ließ mich hinein, und wir gingen verlegen in die Küche.
Kyle sagte, er habe Sarah nicht gesehen. Sie sei vermutlich immer noch im Cottage am Loch Katrine und ignoriere seine Anrufe. Er werde eine Zeit lang bei seiner Familie wohnen, damit sie in Ruhe nach Hause kommen könne, wenn sie das wolle und –
»Sie ist nicht am Loch Katrine«, unterbrach ich ihn.
»Hast du mit ihr gesprochen?«
»Nein.«
»Was meinst du dann?«
Ich platzte so schnell damit heraus, wie ich konnte, damit es endlich vorbei wäre: Wie sie mir in jener Nacht gefolgt sei, wie wir gestritten hätten und sie mich angegriffen hätte, wie ich siegestoßen hätte, sie gefallen sei, ich gemerkt hätte, dass sie tot sei, und sie …
Er wankte und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er nahm seine Hand vom Mund und atmete schwer und seltsam. Dann verzerrte sich sein Gesicht vor Kummer. Er gab ein wildes Stöhnen von sich und fiel auf die Knie.
Ich wollte ihn berühren und beugte mich herab, um ihn zu halten, aber er stieß mich von sich. Sein Verhalten änderte sich erneut.
»Du Mörderschlampe!«
Er stand auf und fing an, auf meine Brust zu trommeln. Ich wehrte mich nicht und sagte die ganze Zeit: »Es war ein Unfall, und ich war panisch vor Angst. Ich wollte es nicht!«
Er hörte auf, mich zu schlagen und vergrub sich unkontrolliert schluchzend an meiner Brust.
»Es tut mir so leid, so leid …« Ich weinte.
Über seine Schulter fixierten meine Augen die Küchenanrichte, auf der wartend das silberfarbene Telefon stand.
Ich umschloss sein Gesicht mit den Händen und sah ihm in die Augen.
»Ich rufe jetzt die Polizei an«, sagte ich.
Nass und fleckig von Tränen, starrte er mich an, doch dann kehrte ein Hauch seiner professionellen Ruhe zurück: »Nein! Krissie, nein! Du kannst die Polizei nicht anrufen.«
Er beschloss, dass wir niemanden anriefen. Wegen unserer Affäre sei er verdächtig und werde alles verlieren, und ich verlöre Robbie. Stattdessen werde er mit der erforderlichen Ausrüstung nach Glencoe fahren und Sarahs Leiche gründlich entsorgen. Er werde jetzt fahren, und beim Morgengrauen werde die Sache erledigt sein und er werde mir eine SMS schicken. Unter keinerlei Umständen solle ich mit ihm in Kontakt treten, und wir würden uns nie wieder sehen.
Ich stritt mit ihm. Ich sagte, es sei nutzlos, der Sache entkommen zu wollen. Sie würde immer da sein und uns verfolgen. Aber er beharrte verärgert auf seiner Haltung. »Wir gehen beide ins Gefängnis. Man hat uns im Hotel tanzen sehen, manhat gesehen, wie ihr in der Hotelhalle gestritten habt. Herr im Himmel, jeder muss mitbekommen haben, dass wir etwas miteinander hatten! Wie sähe das aus? Wir bekommen beide lebenslänglich!«
Er fing an, im Haus herumzulaufen und Sachen zusammenzusuchen. Er fragte mich, wo genau der Felsspalt sei, und kramte unter der Spüle nach schwarzen Müllbeuteln …
»Tritt nicht mit
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