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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Luftstoß.
    Als ich hochsah, lag die Tür flach vor mir, und dahinter standen zwei Beine in Jeans. Ich sah langsam an den Beinen hoch, die meiner festen Überzeugung zufolge die Beine von Sarahs Geist waren … bis zu dem Bauch, der meiner festen Überzeugung zufolge der Bauch der toten Sarah war … zu einem Gesicht, das unter keinen Umständen Sarahs Gesicht war.
    Denn es war Chas’ Gesicht.

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    Kapitel vierundzwanzig
    Nachdem er sich von Krissies Eltern verabschiedet hatte, war Chas zu seiner Familie in Edinburgh gefahren, die ihm ein fantastisches Willkommen bereitet hatte. Da Krissie ihm nicht aus dem Kopf ging, versuchte er, sie auf ihrem Handy zu erreichen. Sie ging nicht dran, und so rief er ihre Mutter an, um sich zu vergewissern, dass er die richtige Nummer hatte. Anna erzählte ihm, dass der Urlaub eine Katastrophe gewesen sei. Sie hätten sich gestritten. Krissie sei gestürzt. Und sie sei wieder zuhause. Chas erkannte an Annas Stimme, dass sie wirklich aufgebracht war.
    »Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll«, sagte sie zu Chas. »Nichts von dem, was wir sagen, scheint zu ihr durchzudringen. Dave versucht, mich zu überzeugen, dass wir wegfahren müssen. Wirklich, wir sind beide ziemlich erschöpft. Er hat einige Sonderangebote im Internet gefunden.«
    »Das solltet ihr tun«, sagte Chas.
    »Aber ich muss auf sie aufpassen.«
    »Ich werde auf sie aufpassen«, sagte Chas. »Ihr fahrt los und spannt ein bisschen aus.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Anna. »Vielleicht ist es keine schlechte Idee … Vielleicht reagiert sie besser auf dich … Aber ruf uns an. Gib uns Bescheid, wie du vorankommst.«
    ***
    Während der fünfzigminütigen Zugfahrt zurück nach Glasgow dachte Chas über Krissie nach. Er war seit Jahren in sie verliebt. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, als sie in Goa in einemStrandcafé Curry mit den Fingern gegessen hatte. Sie hatte sich große Mühe gegeben, cool zu sein und wie eine Einheimische zu wirken, und trotzdem hatte sie alles falsch gemacht. Ihre Blicke waren sich begegnet. Ihre Augen waren leuchtend blau und tief gewesen und hatten vor Energie und Wissbegier gestrahlt.
    Nachdem er sie besser kennengelernt hatte, liebte er ihre Resolutheit, ihre Entschlossenheit, ihren Körper, ihr Aussehen, ihren Intellekt, ihre Jeans, die Bücher, die sie las, den Beruf, den sie ausüben wollte, alles.
    Aber aus irgendeinem Grund schien sie die Gefühle, die er für sie hatte, nicht zu bemerken und geriet ständig an irgendwelche Arschlöcher: Typen, die vorgaben, ihre Unabhängigkeit und ihren Feminismus zu mögen, und die ihre Meinung änderten, sobald es zum Austausch von Körperflüssigkeiten gekommen war. Chas wollte seine Chancen nicht schmälern, also wartete er und wartete, und dann wurden sie die besten Freunde. Einmal hatten sie sich in einem Taxi geküsst, und er war vor Erregung fast bis zum Mond geflogen, aber sie hatte nur »Igitt« gesagt.
    Als Chas vor Krissies Haus stand, sah er, dass jemand da sein musste. Licht war an- und wieder ausgegangen, Jalousien waren erst hochgezogen und dann wieder heruntergelassen worden. Aber Krissie ging weder an die Gegensprechanlage noch an ihren Festnetzapparat oder ihr Handy.
    Chas klingelte, aber sie öffnete nicht. Dann warf er mehrere Steine gegen das Küchenfenster. Dann klingelte er bei allen Nachbarn. Schließlich ließ ihn ein junger Typ rein.
    Als er im obersten Stockwerk ankam, beobachtete ihn die alte Dame von gegenüber aus dem Fenster ihrer Wohnungstür. Chas warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu und klopfte mehrmals an Krissies Tür. Aus der Wohnung drangen komische Geräusche, aber niemand öffnete.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte die Nachbarin. Sie kam aus ihrer Wohnung und gesellte sich zu ihm. »Es könnte ein Einbrecher sein. Bei mir ist vor Kurzem eingebrochen worden. Sie haben die Diamantenbrosche gestohlen, die meine Urgroßmutter ausPortree meiner Großmutter geschenkt hat … Soll ich die Polizei rufen?«
    »Nein, geben Sie mir etwas Zeit«, sagte Chas, der so kurz nach seiner Entlassung nur ungern mit der Polizei in Berührung gekommen wäre.
    Chas legte sein Ohr gegen die Tür. Er konnte Krissie hören, die herumrannte und nach ihrem Sohn schrie, und er wurde panisch und trat die Tür ein, während die alte Dame entsetzt zusah. Das war keine Sache von zwei oder drei Fußtritten; es dauerte ewig, und er verletzte sich dabei ernsthaft am rechten Fuß und am unteren Rücken.
    Als die Tür

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