Furchtbar lieb
mir in Verbindung«, sagte er eindringlich und brachte mich zur Hintertür. »Ich schicke dir eine SMS, sobald ich fertig bin. Ich schreibe Ja, sonst nichts. Bloß Ja, und du weißt Bescheid. Geh jetzt.« Er ignorierte meinen Protest und schob mich durch die Tür.
»Geh hinten herum und pass auf, dass niemand dich sieht!« Dann schlug er die Tür hinter mir zu.
Ich lief zum Tor und in die dunkle Gasse, wo ich mit einer braunen Mülltonne zusammenstieß. Ganz in der Nähe ertönte ein gewaltiger Knall, der mir einen Mordsschrecken einjagte, bis mir klar wurde, dass es nur die Kinder aus der Nachbarschaft waren, die zum Guy-Fawkes-Tag Böller anzündeten. Ich rannte drei Meilen, als ob Sarahs abstoßender Geist mir auf den Fersen wäre.
Es war ungefähr zehn Uhr abends, als ich an meinem Haus ankam. In den meisten Gebäuden dieser Gegend wurden die Lichter nachts ausgemacht, aber in meinem schien jede einzelne Lampe an zu sein. Alle acht Wohnungen, zwei auf jedem Stockwerk, erstrahlten in hellem Licht. Ich betrat das Treppenhaus und hörte Stimmengewirr. Auf dem Weg nach oben wurden die Stimmen lauter und lauter. Mehrere Türen standen auf.
Die alte Schachtel von gegenüber spähte wieder einmal durch ihr Fenster, und meine Tür lehnte nicht mehr unsicher am Rahmen, sondern lag auf dem Boden. Ich stieg über sie hinweg und hörte mehrere Menschen, die im Wohnzimmer sprachen. Ich warf erst einen Blick in Robbies Zimmer, um zu sehen, ob mit ihm alles in Ordnung wäre (er schlief fest in seinem Bettchen), dann ging ich ins Wohnzimmer.
Dort auf dem Sofa saßen Chas, Wachtmeister Johnny Wallace und die allzu hübsche Polizistin, die in der Woche vor dem Urlaub vor meiner Tür gestanden hatten. Außerdem eine gediegene Sozialarbeiterin (Pullover mit passender Strickjacke plus Perlenkette) und ihr blasser, schwuler Azubi.
»Was ist hier los?«, fragte ich.
Wenn ich es jetzt im Rückblick betrachte, waren sie sehr höflich, aber ich reagierte nicht gut darauf. Marco hatte sie gerufen, nachdem Chas sich ausgeschlossen hatte und Robbie allein in der Wohnung zurückgeblieben war. Sie hatten Nachbarn befragt. Die Nachbarn hatten am Abend Schreie und Schläge gehört. Sie hatten gehört, wie ich auf dem Dachboden herumgekrochen war; sie hatten gesehen, wie ich seltsam gekleidet auf der Gardner Street versucht hatte davonzulaufen; und sie hatten schließlich einen Mann von der Straße aus hochrufen hören, dass ein Kind sich allein in der Wohnung befinde. Und es sei nicht das erste Mal, dass ich das Kind allein gelassen hätte, wie die junge Polizistin betonte. Ungefähr eine Woche zuvor habe es einen ähnlichen Zwischenfall gegeben.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich kontrolliertes Weinen angewandt habe!«, lautete mein kläglicher Einwand. »Und außerdem hat Chas diesmal auf ihn aufgepasst!«
»Mr. Worthington hat das Gebäude verlassen«, sagte die Polizistin.
»Ich bin kurz rausgegangen, als ich einen Alarm hörte, und dann ist die Tür hinter mir zugefallen!« wandte Chas ein.
Ich hätte ihn umbringen können.
»Ist Ihnen klar, das Mr. Worthington gerade erst auf Bewährung entlassen wurde?« Das kam von Perlenkette, der Sozialarbeiterin.
»Ja, ist mir klar«, sagte ich. »Also gut!« Ich setzte mich hin und versuchte, vernünftig zu sein. »Ich bin selbst Sozialarbeiterin im Bereich Kinderschutz. Ich arbeite seit Jahren für die Evangelische Mission und verstehe vollkommen, warum Sie hier sind. Ich habe Unmengen von Kindern unter Beaufsichtigung, die wirklich in Gefahr sind, deren Eltern wirklich nicht imstandesind, auf sie aufzupassen. Aber das hier ist nicht dasselbe. Ich weiß, was ich tue. Ich komme aus einer guten Familie! Die letzten Tage waren wirklich nicht leicht, und es tut mir auch sehr leid, aber jetzt bin ich wieder da, und Robbie geht es gut. Wenn es Ihnen also recht ist, bringe ich Sie einfach zur Tür …«
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Kapitel sechsundzwanzig
Als Sozialarbeiterin hatte ich oft auf der anderen Seite gestanden. Ich war gegen Teenager vorgegangen, die der Kontrolle ihrer Eltern entglitten waren, und ich hatte über ihre Fortschritte in Assessment Centres oder geschlossenen Abteilungen berichtet. Ich hatte Berichte über Mütter verfasst, die nicht entschlossen genug versuchten, von ihrer Heroinsucht loszukommen, und ich hatte Vätern erklärt, dass sie keinen Kontakt mit ihren Kindern haben dürften, weil sie diesmal zu weit gegangen seien.
Und jetzt stand ich hier, auf der anderen Seite. Auf der
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