Furchtlos in High Heels
sich mühelos drehen.
Danas und Marcos Mienen spiegelten die gleiche Mischung aus Überraschung und Sorge wider, die sich auch auf mein Gesicht malte. Das war kein gutes Zeichen. Niemand in dieser Gegend würde die Eingangstür unverschlossen lassen. Genau genommen ließ niemand, den ich hier in L.A. kannte, die Tür unverschlossen – selbst wenn er zu Hause war nicht.
Vorsichtig öffnete ich sie einen Spalt breit.
„Hallo?“, rief ich. „Becca?“
Niemand antwortete.
„Becca? Sind Sie da?“ Ich öffnete die Tür ganz, trat vorsichtig ins Zimmer.
Und erstarrte.
Mir bot sich ein Bild der Verwüstung. Sofakissen lagen überall herum, Tische waren umgestoßen, Lampen umgeworfen und der Inhalt der Küchenschränke auf dem ganzen Boden verstreut.
Hier war uns eindeutig jemand zuvorgekommen.
Kapitel 7
„Becca?“, rief ich wieder, hörte selbst den panischen Unterton in meiner Stimme.
Ich ging weiter ins Appartement, versuchte, nicht auf die Sachen auf dem Boden zu treten, hörte Dana und Marco hinter mir dasselbe tun.
Marco stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Oh je. Hier hat aber jemand gewütet.“
Kein Scherz.
Das Wohnzimmer war klein, hatte etwa die Größe meines Schrankes mit einer dazu passenden Küche in Puppenhausformat an der gegenüberliegenden Wand. Die gesamte Küche bestand aus Herd, Kühlschrank und Backofen, die allesamt rostig und abgenutzt aussahen, was aber zu dem Boden mit noch übler zerschlissenem Linoleum als in der Lobby passte. Hinter dem Wohnbereich befand sich eine Tür, die vermutlich ins Schlafzimmer führte. Ich machte vorsichtig einen Schritt über ein paar zerbrochene Bilderrahmen und zwei Sofakissen, um dorthin zu gelangen.
„Becca?“, rief ich wieder. „Sind Sie da?“ Obwohl ich, ehrlich gesagt, keine Antwort erwartete. Wenn sie hier wäre, hätte sie uns eindeutig mittlerweile in dem Schuhkarton-Appartement hören müssen. Dennoch ertappte ich mich dabei, wie ich den Atem anhielt, während ich um den Türrahmen spähte.
Wie erwartet war es ein Schlafzimmer mit einem Doppelbett und einer verkratzten Holzkommode. Das Bettzeug und die Laken waren von der Matratze gerissen und lagen in einem Haufen neben dem Bett, zusammen mit zwei Kissen, aus deren aufgerissenen Säumen Federn und Daunen quollen. Die Schubladen der Kommode standen offen, und Kleidungsstücke waren halb herausgezogen oder auf den Boden geworfen.
„Ist sie da drin?“, rief Dana und kam hinter mir ins Zimmer.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es ist leer.“ Und das war, wie mir jetzt auffiel, auch ihr Schrank. Der winzige Wandschrank enthielt eine einzelne Holzstange, an der nur ein paar leere Drahtkleiderbügel hingen. Jemand hatte Beccas Habseligkeiten in aller Eile eingepackt und fortgeschafft.
„Das Badezimmer ist auch leer“, rief Marco und steckte den Kopf durch die Tür. „Und ihr Makeup ist ebenfalls weg.“
Was alles nur eines heißen konnte, wurde mir mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengrube klar: Unsere Hauptverdächtige war abgängig.
Als ich nach Hause kam, erwartete mich eine Nachricht auf dem Küchentisch, die besagte, dass Ramirez erst spät von der Arbeit heimkommen werde (was für eine Überraschung), dass seine Mutter jedoch Enchiladas vorbeigebracht habe, die im Kühlschrank stünden (juche!). Ich holte mir sofort die Auflaufform, deren Inhalt köstlich nach Chili, Kreuzkümmel und Koriander duftete, und steckte das Gericht zum Erwärmen in die Mikrowelle. Ein Schälchen Sauerrahm und eine zerdrückte Avocado später befand ich mich im siebten Himmel. Ich näherte mich gerade dem kulinarischen Höhepunkt, als die Türklingel ertönte.
Zögernd ließ ich mein Festmahl stehen und öffnete die Tür, sah meine Mutter und meinen Stiefvater davor.
„Wie geht’s meinem Enkelkind?“, fragte Mom meinen Bauch, legte gleich zwei Hände auf die Beule.
„Mir geht es großartig. Danke der Nachfrage.“
Mom schaute zu mir hoch. „Oh, tut mir leid. Ich kann es gar nicht erwarten, ihn zu sehen“, sagte sie und schnitt vor meinem Bauch drollige Grimassen.
„Wie geht es unserem schwangeren Prinzesschen, meine Süße?“, erkundigte sich mein Stiefvater hinter ihr. Ralph oder Faux Dad, wie ich ihn liebevoll getauft hatte, war der Besitzer von Fernandos Salon, glaubte fest an den Einsatz von Bräunungsspray und Botox und hatte fast die ganze Welt in ihren Grundfesten erschüttert, als er meine Mutter geheiratet hatte, wodurch er die Überzeugung aller (meine
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