Furchtlos in High Heels
Reborn-Baby.“
„Reborn… was?“, wollte Marco wissen.
„Mom denkt, ich bräuchte Übung, um eine gute Mutter zu sein, daher hat sie mir diese lebensechte Babypuppe gekauft, die ich mit mir herumschleppen soll.“
„Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob gute Mütter ihre Kinder in Handtaschen stopfen, selbst wenn die Tasche von Santana ist“, unterrichtete mich Marco.
Ich sandte ihm einen eisigen Blick, der seinen Latte binnen zwei Sekunden zu Eis gefrieren lassen würde. „Steig einfach ins Auto, Tante Marco.“
Corona del Mar, spanisch für „Krone des Meeres“, liegt ungefähr eine Stunde südlich von Los Angeles in einer Bucht von Newport Beach, die gerade exklusiv genug ist, um einen eigenen Namen zu bekommen. Dana hatte die Adresse, die ich gestern aus Ramirez‘ Bericht aufgeschnappt hatte, in ihr Navi einprogrammiert, und nach nur zweimal falschem Abbiegen hielten wir vor Cambert Drive 712 an, dem Heim von Phoebe und Bill Blaise. Es war ein einstöckiges Haus im für Südkalifornien typischen Ranchstil in einer Straße, die mit Palmen gesäumt war. Obwohl wir hier gute zwei Meilen vom Ozean entfernt waren, lag Salzgeschmack in der Luft. Ich atmete tief ein. Der Duft war eine willkommene Abwechslung zu dem immerwährenden Eau de Smog, das in der Luft über Los Angeles lag, da es eine Weile her war, dass es das letzte Mal heftiger geregnet hatte.
Dana parkte den Mustang am Straßenrand und wir gingen zur Haustür, wo Marco anklopfte.
Kurz darauf wurde uns von einem großen Mann mit dichtem dunklem Haar, dicken Brillengläsern und einem feisten Hals geöffnet, der aussah, als sei er aus fleischfarbener Knete. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit tiefer Stimme.
„Wir suchen nach Phoebe Blaise“, sagte ich und versuchte, an ihm vorbei ins Hausinnere zu spähen. Nach allem, was ich vom Wohnzimmer sehen konnte, herrschten helle Kieferholztöne und Marineblau vor, und große, bequem wirkende Möbel füllten jeden verfügbaren Platz.
„Darf ich fragen, wer Sie sind?“, erkundigte er sich und musterte uns argwöhnisch.
„Ich heiße Maddie Springer“, stellte ich mich vor und versuchte, möglichst selbstsicher zu wirken. „Und dies hier sind meine Kollegen. Wir untersuchen den Tod von Alexa Weston.“
„Die Polizei war bereits hier“, antwortete er ausweichend, während sein Blick von Dana (heute in einem schwarzen Schlauchtop, einem rosa Minirock und dazu passenden rosa Sandalen) zu Marco (immer noch in seinem rosa Trenchcoat, allerdings heute kombiniert mit Hosen im Leopardenmuster) zu mir und meinem Shopper mit dem Baby drin wanderte.
„Wir sind nicht von der Polizei“, versicherte ich ihm rasch. „Wir vertreten den Club, in dem Alexa umgebracht wurde.“
Er nickte, schien das leichter glauben zu können. „Es tut mir leid, aber ich bin nicht sicher, ob wir Ihnen helfen können.“
„Wir möchten nur Alexas Schwester rasch ein paar Fragen stellen, dann verschwinden wir wieder“, versprach ich.
Obwohl wir in seiner Miene sehen konnten, dass er nach wie vor Vorbehalte hatte, nickte er wieder. „Wenn Sie es kurz machen. Die ganze Sache nimmt sie sehr mit.“
„Natürlich“, pflichtete ich ihm bei.
„Ich bin ihr Ehemann Bill“, sagte er und hielt uns die Tür auf. „Bitte kommen Sie herein.“
Das taten wir, folgten ihm durch das Wohnzimmer im Marinelook in die Küche dahinter, die ebenfalls im Strandstil eingerichtet war. Muscheln in allen Formen und Größen klebten auf allen möglichen Oberflächen geklebt und zierten sogar den Kronleuchter über dem weiß lasierten Esstisch. Am Tisch saß eine Frau mit kurzem offensichtlich selbst blondiertem Haar und dunklen Augenbrauen, die schon seit einer Woche hätten gezupft werden müssen. Ihre Hände hatte sie um einen Kaffeebecher gelegt, als sei das ihr einziger Anker, der ihr in diesem Augenblick Halt gab. Ich atmete tief den Duft frisch gebrühten Kaffees ein, französische Röstung, und konnte nicht verhindern, dass mir ein wehmütiges Seufzen entwich.
„Phoebe?“, sagte der Mann leise, als wir die Küche betraten. „Wir haben Besuch.“
Die Frau schaute auf, und es war nicht zu übersehen, dass sie vor Kurzem erst geweint hatte. Ihre Augen waren rotgerändert, und sie hatte dunkle Schatten darunter.
„Ja?“, fragte sie und blickte von ihrem Mann zu uns.
„Sie sind hier, um dir ein paar Fragen über Alexa zu stellen“, teilte er ihr mit. Er sank neben ihr in den Stuhl, bedeutete uns, ebenfalls Platz zu
Weitere Kostenlose Bücher