Furchtlos
Allianz-Schiffe beinhaltet, denen der Sprung nach Corvus gelingt.
Vier
Die Sonne, die die Menschheit unter dem Namen Corvus kannte, leuchtete vor dem sternenübersäten Schwarz des Normalraums wie ein kleine, helle Münze, als die Allianz-Flotte aus dem Sprung kam. Geary versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie angespannt er war. Er warf einen Blick auf die Kontrollen in seiner Armlehne und sah dabei, dass seine Hand die Lehne so verkrampft umfasste, dass die Knöchel weiß hervortraten. Geary atmete tief durch und starrte das Display an, als könne sein bloßer Blick die benötigten Informationen hervorrufen.
»Keine Minen«, meldete Captain Desjani.
Als Erwiderung nickte Geary nur knapp. Wäre am Ausgang des Sprungpunkts ein Minenfeld gelegt worden, dann hätten sie es längst auf die harte Tour herausgefunden. Doch er hatte im Gefühl gehabt, dass sie nicht auf Minen stoßen würden. Selbst zu der Zeit, als der Sprung von System zu System die einzige Methode dargestellt hatte, um zu den Sternen zu reisen, wurden nur wenige Sprungpunkte durch Minenfelder gesichert, weil sie für eigene Schiffe genauso gefährlich waren wie für feindliche. Und so wie die Allianz würden auch die Syndiks keine Ressourcen tief innerhalb des eigenen Territoriums vergeuden.
Das war allerdings auch das einzig Positive, das Geary der Tatsache abgewinnen konnte, dass sie sich so tief im Syndik-Gebiet aufhielten.
»Erste Scans können keinen Schiffsverkehr in der näheren Umgebung feststellen«, ließ ihn ein Wachhabender wissen.
Wieder nickte Geary. Diese Meldung hatte nicht viel zu bedeuten. Sie hatten gut eine Milliarde Kilometer von Corvus entfernt den Sprungpunkt verlassen, aber Geary rechnete schon lange nicht mehr in Kilometern, wenn es um die Navigation im All ging. Vielmehr achtete er auf die Anzeige der Lichtentfernung, die eine Strecke von achteinhalb Lichtstunden zum Stern nannte. Wenn die sehr alten Aufzeichnungen zutrafen, auf die sie sich verlassen mussten, dann kreiste eine bewohnte Welt in einer Entfernung von 1,2 Lichtstunden um den Stern namens Corvus. Das wiederum bedeutete, dass alles, was sie jetzt sehen und analysieren konnten, bereits vor über sieben Stunden geschehen war.
Von der bewohnten Welt abgesehen besaß Corvus drei weitere Trabanten, die den Namen Planet verdienten. Einer davon war ein zerklüfteter Felsblock, der in einer Entfernung von etwas weniger als einer Lichtstunde in einem leicht exzentrischen Orbit um den Stern kreiste. Der zweite war ein rund sechs Lichtstunden entfernter Gasriese. Der äußerste Planet war ein Eisklumpen in einem Orbit, der nur eine halbe Stunde vom Sprungpunkt entfernt seine Bahnen zog.
»Captain Desjani.« Sie drehte sich zu ihm um. »Es gehörte zur Routine, dass die Syndiks Verteidigungsbasen in der Nähe von Sprungpunkten unterhielten, so wie wir auch. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind etliche dieser Syndik-Basen immer noch im Dienst.«
Desjani machte eine nachdenkliche Miene. »Wir gehen immer davon aus, dass die alten Basen weiter aktiv bleiben. Wenn ein Hypernet-Portal gebaut wird, dann richtet man auch eine neue Verteidigungsanlage ein. Aber bei Sternen ohne Anschluss ans Hypernet ist die Allianz der Ansicht, wenn eine Verteidigungsbasis im System bleiben soll, dann rechnet es sich nicht, sie zu verlagern. Die Syndiks scheinen nach dem gleichen Prinzip vorzugehen.«
»Das erscheint sinnvoll. Warum sollte man auch Geld zum Fenster rauswerfen? Die Frage ist nur, ob sie sich die Mühe gemacht haben, so tief in ihrem eigenen Territorium eine Basis beizubehalten.« Er rieb sich die Stirn und betrachtete das Display, wo eine sich langsam ausdehnende Sphäre den Bereich rund um die Flotte kennzeichnete, der ein Echtzeitbild erlaubte. Die Sphäre wirkte immer noch lachhaft winzig, wenn man sie mit der Größe des Systems verglich, in das sie eingefallen waren. Zum Glück würde sie aber schon bald den Orbit der Eiswelt erfassen. »Wenn sie noch eine Basis haben, dann wird sie sich dort befinden«, sprach er seinen Gedanken laut aus.
Captain Desjani nickte. »Das werden wir bald wissen. Erste optische und Spektralscans zeigen Anlagen an, die Wärme abgeben, also ist da immer noch etwas aktiv. Aber wir haben noch zu wenig Daten. Sicher ist nur, dass sich keine große Streitmacht in unserer Nähe befindet. Selbst bei der Zeitverzögerung, mit der die Informationen eingehen, hätten wir da längst irgendwelche Anzeichen entdecken müssen.«
Dank sei den
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