Furchtlos
eine Menge mehr, was man mit guter Kriegführung erreichen kann, selbst wenn man keine Spionage betreibt. Danke, ich weiß. Ich hatte nur einen Moment lang gehofft, da hätte man in den letzten hundert Jahren eine Lösung gefunden.« Geary grinste breit, als ihm auf einmal eine Idee kam. »Aber es gibt etwas auf der Arrogant, das ich kontrollieren kann.«
Desjani zog fragend eine Braue hoch.
»An Bord der Arrogant befinden sich doch Marines, oder?« Sie nickte.
Geary betätigte seine Kommunikationskontrollen. »Arrogant, hier
spricht Captain Geary. Sie gefährden unser Personal auf der Planetenoberfläche. Sie werden sofort das Feuer einstellen, sonst entziehe ich Ihrem Befehlshaber das Kommando und lasse ihn von den Marines an Bord Ihres Schiffs verhaften. Ich werde diesen Befehl nicht wiederholen.«
Obwohl er vor Wut kochte, fragte Geary sich unwillkürlich, wie die Flotte auf dieses Ultimatum reagieren würde. Captain Desjani dagegen schien von der Entwicklung begeistert zu sein. Offenbar war der Commander der Arrogant zumindest bei ihr nicht sehr beliebt.
»Die Arrogant hat das Feuer eingestellt«, meldete Desjani wenige
Sekunden später, sprach dabei aber in bewusst neutralem Tonfall. »Gut.« Auf Schatten zu schießen, ist eine Sache. Wenn man sich im Ge
fecht befindet, dann sieht man schnell mal ein feindliches Schiff, wo in
Wahrheit gar nichts ist. Aber dieser Trottel auf der Arrogant war zu stur
oder zu dumm oder beides gleichzeitig, um seinen Fehler einzusehen und
das Feuer einzustellen, als ich es befahl. Ich muss den befehlshabenden Offizier dieses Schiffs so bald wie möglich loswerden. Eine Sache mehr, um
die er sich kümmern musste.
»Sir?« Geary und Desjani sahen beide zu dem Wachhabenden, der
soeben gesprochen hatte. »Wir haben wieder Kontakt zu Colonel
Carabali.«
Carabali war so aufgebracht, wie sich Geary eben selbst gefühlt
hatte. »Entschuldigen Sie bitte, Captain Geary. Die Einheit, mit der
ich unterwegs war, musste in einem abgeschirmten Bunker Schutz
suchen, daher war keine Kommunikation möglich.«
»Sie mussten Schutz suchen? Ist der Widerstand der Syndiks rund
um die Basis etwa noch so heftig?«
»Nein, Sir.« Carabali schien sich zwingen zu müssen, nicht zu
knurren. »Wir waren ursprünglich einigen Syndiks in diesen Bunker
gefolgt, aber als wir nach draußen kamen, wurde die Umgebung
von einem unserer eigenen Schiffe bombardiert.«
Von der Arrogant! Wie kann man nur auf ein Gebiet feuern, in dem unsere eigenen Leute unterwegs sind? Wie kann man nur ein so jämmerlicher
Befehlshaber sein? »Haben Sie Verluste erlitten?«
»Bei der Gnade unserer Vorfahren, nein, Sir.«
»Gut.« Hätte sie allerdings jemanden verloren, dann wäre das ein Grund
mehr gewesen, diesen Dummkopf auf der Arrogant zum Teufel zu schicken. »Irgendeine Ahnung, worauf die Arrogant geschossen hat?« »Ich hatte gehofft, Sie wüssten das, Captain Geary«, antwortete sie
bedächtig.
Geary hätte fast gelächelt, als er die bewusst zurückhaltenden Worte hörte, doch er blieb ernst, weil er sich dachte, dass Carabali wohl noch nicht in der Lage war, den nötigen schwarzen Humor für diese Situation aufzubringen. »Nein. Entschuldigen Sie die lange Verzögerung, bis die Arrogant endlich ihr Feuer einstellte. Ich werde
sicherstellen, dass sich so etwas nicht wiederholen wird.« »Danke, Captain. Major Jalo sagte mir, Sie hätten mit ihm wegen
der Gefangenen gesprochen.«
»Richtig.« Er hielt kurz inne und überlegte, wie er weiterreden
sollte. Hatten Sie vor, Ihre Gefangenen zu ermorden, Colonel? »Ich bin
nicht mit der üblichen Verfahrensweise vertraut, was Gefangene angeht.«
Carabali kniff die Augen zusammen. »Die übliche Verfahrensweise ist die, dass wir Gefangene der Flotte übergeben, Sir.« Ihr Tonfall
und ihre Haltung ließen keinen Zweifel daran, welcher Satz dabei
unausgesprochen blieb. Ich bin mir sicher, Sie wissen, was die Flotte mit
ihnen macht, wenn wir erst mal nicht mehr für sie zuständig sind. Die Antwort ließ Gearys Wut wieder hochkochen. Wie kann sie es
wagen, sich so scheinheilig zu geben? Es sieht doch so aus, dass die Marines nicht direkt an der Ermordung von Gefangenen beteiligt sind, weil sie
einfach wegsehen. Das ist auch nicht gerade ein tugendhaftes Verhalten.
Aber immerhin haben sie sich nicht unmittelbar die Hände schmutzig gemacht, das muss ich ihnen zugestehen. Das Einzige, was er jedoch darauf erwiderte, war: »Das hat sich jetzt geändert. Sie werden weiter
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