Furchtlos
den Sprung nach Kaliban unternehmen?«
Geary nickte und zwang sich zur Gelassenheit. Er war inzwischen an einem Punkt angelangt, da musste er nur an Captain Faresa oder Captain Numos denken, und schon wurde er wütend. Er konnte sich eine solche Ablenkung nicht leisten. Außerdem war das unprofessionell, und er durfte wohl kaum von anderen professionelles Verhalten erwarten, wenn er selbst nicht dazu fähig war. »Ich habe meine Gründe erklärt.«
Captain Numos schüttelte den Kopf auf eine Weise, die Geary an den bürokratischen Syndik-Commander erinnerte. »Ich kann einem so überhasteten und sinnlosen Vorgehen nicht zustimmen.«
»Für mich ergibt das durchaus einen Sinn«, warf Captain Tulev ein.
»Das wundert mich nicht«, konterte Numos herablassend.
Tulev wurde rot, redete aber ruhig weiter. »Captain Geary hat die zu erwartenden Reaktionen des Feindes auf unsere gegenwärtige Situation analysiert. Ich kann an seinen Argumenten keinen Denkfehler entdecken. Die Syndiks sind keine Narren, sie werden bei Yuon mit einer großen Streitmacht auf uns warten.«
»Dann werden wir uns mit ihnen beschäftigen.«
»Diese Flotte erholt sich noch immer von der Konfrontation im Heimatsystem der Syndiks! Unsere Verluste können erst ersetzt werden, nachdem wir heimgekehrt sind. Ihnen muss doch klar sein, dass wir uns keine weitere Auseinandersetzung mit einem großen Kampfverband erlauben können.«
»Ängstlichkeit im Angesicht des Feindes …«, setzte Numos an.
»Wir sind nicht durch Ängstlichkeit in diese Lage geraten«, unterbrach ihn Captain Desjani und ignorierte Numos’ zornigen Blick. »Wir sind hier, weil unsere vorrangige Sorge einem aggressiven Auftreten galt, anstatt darüber nachzudenken, was wir eigentlich machen.« Sie verstummte, während die anderen Offiziere sie zum Teil ungläubig, zum Teil verständnislos ansahen.
Captain Faresa strengte sich sichtlich an, einen herablassenden Tonfall anzuschlagen. »Soll ich das so verstehen, dass der befehlshabende Offizier eines Schiffs der Allianz-Flotte Aggressivität als eine schlechte Eigenschaft betrachtet?«
Geary beugte sich vor. »Nein. Sie sollen das so verstehen, dass Aggressivität in Kombination mit unüberlegtem Handeln eine schlechte Eigenschaft ist. Das ist meine Meinung, Captain Faresa.«
Sie kniff die Augen zusammen und setzte zum Reden an, doch dann verharrte sie in dieser Haltung. Geary betrachtete sie und musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie wollten jetzt Flottentraditionen zitieren, nicht wahr, Faresa? Vielleicht sogar Black Jack Geary zitieren. Aber ich bin die eine Person, mit der Sie Ihre Argumente nicht untermauern können.
Ein Stück weiter den Tisch entlang meldete sich ein Commander zu Wort, der hastig redete. »Es ist allgemein bekannt, dass zu langer künstlicher Tiefschlaf nicht ohne Folgen für die betreffende Person bleibt.« Er hielt inne, als er merkte, wie sich alle Augen auf ihn richteten, dann fuhr er fort: »Dies ist nicht der Offizier, dessen Vorbild diese Flotte ein Jahrhundert lang zum Handeln inspiriert hat. Zumindest ist er es nicht mehr.«
Alle sahen Geary an, dem klar wurde, dass dieser Commander nur laut ausgesprochen hatte, was seine Feinde längst hinter seinem Rücken tuschelten. Zu seiner eigenen Verwunderung machte ihm der Vorwurf nichts aus. Vielleicht lag es daran, dass Geary das heldenhafte Bild von Black Jack so sehr hasste, dass es ihn nicht störte, wenn ein anderer sich die Mühe machte, ihn von dieser mythischen Gestalt zu befreien. Die Gesichter der anderen Offiziere am Tisch verrieten ihm jedoch auch, wie viele der Anwesenden sich eindeutig von den Worten dieses Mannes distanzierten, da sie Black Jack Geary unverändert verehrten. Wieder andere schienen sich daran zu stören, wie unprofessionell die Kommentare des Commanders waren. Er hoffte, dass wenigstens ein paar von ihnen ihm aufgrund seines bisherigen Verhaltens vertrauten.
Anstatt voller Leidenschaft zu reagieren, lehnte sich Geary gemächlich zurück und musterte seinen Herausforderer. Ein Namensschild tauchte neben ihm auf und identifizierte den Mann als Commander Vebos von der Arrogant. Ja, natürlich. »Commander Vebos, ich gebe nicht vor, irgendetwas anderes als ein Mensch zu sein. Ich bin aber auch der Offizier, der diese Flotte aus dem Heimatsystem der Syndiks geführt hat, als ihr die vollständige Vernichtung drohte. Ich weiß, wie ich eine Flotte befehligen muss, und ich weiß, wie ich Befehle geben muss. Das liegt daran, dass ich
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