Furien im Finstern
als sie Bertha erkannte.
»Einen Augenblick bitte«, sagte Bertha schnell. »Ich kann Ihnen vielleicht zu Geld verhelfen.«
Die Frau zögerte, überlegte, fragte: »Und?«
»Ich suche jemanden, und wenn Sie mir dabei helfen, würde mein Klient seinem Dank sehr großzügig Ausdruck verleihen — glaube ich. Finanziellen.«
»Wen?«
»Die junge Frau, die bei Josephine Dell gewohnt hat.«
»Sie meinen Myrna Jackson.«
»Ja.«
»Warum suchen Sie die?«
Bertha Cool öffnete ihre Tasche, nahm eine Visitenkarte heraus und gab sie der Managerin. »Sie war Zeuge eines Autounfalls. Ich leite eine Detektei.«
»Wieviel?«
»Fünfzig Dollar.«
»Wann?«
»Sobald ich das Mädchen gefunden habe.«
»Das ist aber ein großes Glücksspiel um eine kleine Summe.«
Bertha Cool schenkte der Managerin ihr schönstes Lächeln. »Sie brauchen ja nicht viel zu tun. Nur mir alles erzählen, was Sie wissen.«
»Ist gut. Kommen Sie rein.«
Die Hausmeisterin führte Bertha in ein Apartment im Erdgeschoß, deutete auf einen Stuhl, öffnete eine Schublade und entnahm einer Kartei eine Karte mit Namen und Summen darauf.
»Vor genau einem Monat ist sie eingezogen«, sagte sie. »Das Zimmermädchen sagte mir, daß neben dem Namen von Miss Dell ein anderer Name angebracht worden war. So erfuhr ich davon. Ich habe Miss Dell am nächsten Abend darüber befragt. Sie teilte mir mit, eine Bekannte ihres Chefs sei bei ihr eingezogen. Ich habe ihr gesagt, daß unsere Miete auf der Basis eines einzelnen Mietverhältnisses vereinbart wäre. Da wurde sie böse und wollte wissen, was für einen Unterschied es denn machte, wenn zwei statt einer Person in einem Apartment wohnen. Sie sagte, sie würde ihre Miete bezahlen, und damit basta. Wenn zwei Leute in einem Apartment wohnten, dann wäre es für sie selber unbequem, aber dem Apartment werde das kaum schaden. Und um die Wahrheit zu sagen«, meinte die Managerin, »finde ich, daß sie recht hatte. Aber ich bin nicht für die Vorschriften hier verantwortlich. Ich setze sie nur durch. Einer Bank gehört das Haus, und die schreibt mir genau vor, was ich machen muß. Na ja, es steht nichts in dem Mietvertrag darüber. Das einzige, was man tun kann, ist, beim nächsten Zahltag die Miete um zwanzig Dollar zu erhöhen. Aber das muß man dreißig Tage vorher schriftlich mitteilen. Wir haben vorgedruckte Formulare, in die nur noch die Nummer des Apartments und die Unterschriften eingetragen werden müssen, dann die Höhe der Miete und das Datum. Ich hatte schon ein solches Formular ausgefüllt, um ihr mitzuteilen, daß die Miete um zwanzig Dollar steigen würde. Das habe ich ihr gegeben. Sie war ganz schön sauer.«
»Hat sie damals gesagt, daß sie ausziehen würde?«
»Nein, zu dem Zeitpunkt noch nicht.«
»Wie lange hat Miss Dell hier gewohnt?«
»Gestern vor fünf Monaten ist sie eingezogen.«
»Haben Sie diese Myrna Jackson jemals zu Gesicht bekommen?«
»Ja. Zweimal. Zum erstenmal kurz nach der Unterredung mit Miss Dell. Miss Jackson kam zu mir und wollte mir die Mieterhöhung aus-reden. Ich habe ihr gesagt, daß es eine Hausvorschrift sei und sich nicht ändern ließe. Ich wäre nicht die Hauseigentümerin.«
»Und das zweitemal?«
»Gestern abend. Sie kam, um mir den Schlüssel abzuliefern. Dazu sagte sie, Josephine Dell würde ab sofort für einen Mann arbeiten, der viel herumkäme, und sie würde nicht mehr hier bleiben. Also wollte sie das Apartment aufgeben. Es gibt eine Bestimmung im Mietvertrag, daß der Mieter eine Reinigungsgebühr bei seinem Auszug zu bezahlen hat. Die Gebühr für dieses Apartment beträgt zwanzig Dollar. Ich habe Myrna Jackson danach gefragt. Sie sagte, sie würde nicht einmal die Hälfte davon bezahlen. Sie würde nicht vier Wochen in einem Apartment wohnen und dann zehn Dollar für die Reinigung bezahlen, wenn die Mitmieterin, die schon vorher dort wohnte, ohnehin die ganzen zwanzig Dollar übernehmen müßte. Es schien so, als hätten sich die Mädchen darüber gestritten. Zuletzt sind sie sich wohl doch noch einig geworden, und Myrna Jackson hat vier Dollar bezahlt, Josephine Dell sechzehn Dollar. Sie müssen irgendeine Abmachung deswegen getroffen haben. Ich glaube, sie haben sich beide deswegen aufgeregt, aber im Endeffekt kam Myrna Jackson mit dem Schlüssel und einem Umschlag mit der Reinigungsgebühr darin. Ich habe Miss Jackson gesagt, wenn sie allein dableiben wolle, würde die Mieterhöhung hinfällig. Miss Jackson scheint mir ein sehr nettes
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