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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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verkauft hat. Irgendein Antiquitätenhändler. Ich habe den Namen vergessen. Er sagte, er hätte Anordnung, die Spieldose bei mir abzuliefern. Sie hätten die Spieldose eine Zeitlang reserviert gehabt für eine junge Dame, die eine Anzahlung darauf geleistet hätte und die gerade vor kurzer Zeit die Restsumme...«
    »Das haben Sie Bollman erzählt? Wem sonst haben Sie davon erzählt?«
    »Thinwell, dem Mann, der mich herumfährt und...«
    »Na, da brat mir doch einer 'nen Storch«, stieß Bertha hervor. Sie sprang auf.
    »Was ist denn los?«
    »Was für ein Trottel, was für ein dickschädeliger Trottel.«
    »Wer?«
    »Ich!«
    »Das verstehe ich nicht ganz«, meinte Kosling.
    »Gab es ein Etikett auf der Spieldose, irgend etwas mit dem Namen des Händlers, irgend etwas...«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, entschuldigte sich Kosling. »Ich weiß, wie sie aussieht, aber nur vom Fühlen. Komisch, daß Sie mich fragen, ob ich sonst jemandem davon erzählt habe, daß Miss Dell ihr Gedächtnis bei dem Unfall verloren haben könnte. Ich erinnere mich jetzt, daß Jerry Bollman mir die gleichen Fragen gestellt hat.«
    »Und Sie haben ihm gesagt, Sie hätten Thinwell davon erzählt?«
    »Ja. Ich bin mit einem Arzt befreundet, und Thinwell schlug vor, ich sollte mit ihm Miss Dell persönlich aufsuchen und ihr Fragen stellen, ohne daß sie wüßte, daß er ein Arzt ist. Aber als erstes sollte ich mich vergewissern, ob sie mir tatsächlich die Spieldose geschickt hätte. Thinwell meinte, es könnte vielleicht jemand anderes gewesen sein. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wer sonst es gewesen sein soll. Sonst habe ich niemandem erzählt...«
    »Lag kein Zettel bei der Spieldose?« fragte Bertha.
    »Nein, der Brief war bei den Blumen. Die Spieldose kam so, wie ich es eben beschrieben habe, ohne Brief.«
    Bertha stürzte aufgeregt zur Tür, hielt inne, drehte sich um, streckte sich, gähnte absichtlich und sagte: »Nun, nach so viel Nachdenken sind Sie sicher müde. Was halten Sie von dem Vorschlag, zu Bett zu gehen?«
    »Habe ich vielleicht irgend etwas gesagt, das Sie aufgeregt hat?«
    »Ach, ich dachte nur«, sagte Bertha und gähnte wieder. »Aber ich glaube, es war blinder Alarm. Sie wissen nicht, was sie für die Spieldose bezahlt hat?«
    »Nein, leider nicht, aber ich glaube, es war eine ziemlich große Summe. Es ist ein sehr schönes Stück mit einem Gemälde darauf. Irgendeine Landschaft in Öl.«
    »Hat Ihnen jemand das Bild beschrieben?«
    »Nein, ich habe es mit den Fingern getastet.«
    Bertha hielt offenbar mühsam ein weiteres Gähnen zurück.
    »Ich gehe jetzt schlafen. Schlafen Sie morgens lange?«
    »Eigentlich ja.«
    »Ich stehe selten vor neun oder neun Uhr dreißig auf«, verkündete Bertha. »Das ist nicht zu spät für Sie, oder?«
    »So, wie ich mich jetzt fühle, könnte ich einmal rund um die Uhr schlafen.«
    »Gut, dann gehen Sie jetzt zu Bett und schlafen aus. Wir sehen uns morgen früh.«
    Bertha führte ihn durch die Verbindungstür, half ihm aus den Frauenkleidern, geleitete ihn im Zimmer umher, bis er die Anordnung des Raumes kannte, stellte seinen Stock neben das Bett, damit er ihn leicht erreichen konnte, und sagte: »Also, gute Nacht. Ich werde mich auf die Socken machen. Schlafen Sie gut.«
    Sie schloß die Verbindungstür hinter sich, lauschte einen Augenblick, grapschte dann Mantel und Hut, schlich auf Zehenspitzen durchs Zimmer und ging leise über den Gang zum Aufzug. Zehn Minuten später befand sie sich auf einer halsbrecherischen Fahrt in Richtung Los Angeles.
    Hinter Pomona fiel ihr plötzlich ein, daß sie genau dasselbe tat wie Jerry Bollman vor vierundzwanzig Stunden. Wahrscheinlich aus genau demselben Grund. Und Jerry Bollman lag jetzt im Leichenschauhaus.

26

    Wieder war es neblig. Oben auf dem Hügel blendete Bertha die Scheinwerfer ab und fuhr im Schrittempo weiter. Dann brachte sie den Wagen am Straßenrand zum Stehen, schaltete den Motor ab und lauschte. Nichts war zu hören außer den kleinen Nachtgeräuschen zirpender Zikaden und dem schrillen Chor eines Froschkonzertes. Und ein paar anderen, undefinierbaren Lauten, wie man sie nur in weniger besiedelten Gegenden hören kann.
    Bertha kramte ihre Taschenlampe hervor. Mit Hilfe des geisterhaften, unwirklichen Lichtes, fahl wie blasser Mondschein, fand sie den Weg zum Haus.
    Der Bungalow trat unvermittelt aus der Dunkelheit, selber nicht mehr als ein dunkler Schattenriß. Sie folgte dem Weg mit der eisernen

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