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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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was sie suchte. Ein kleines ovales Etikett mit der Aufschrift: Britten G. Stellman — Ausgesuchte Antiquitäten.
    Bertha stellte die Spieldose auf den Tisch zurück. Als der Deckel zuklappte, brach die Musik jäh ab. Bertha drehte sich um, ging in Richtung Tür, machte eine Kehrtwendung, um ihre Fingerabdrücke von der Dose zu wischen.
    Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe schwang zur Tür. Vage tanzende Schatten huschten über die Wand wie dunkle Gestalten, die dort lauerten, um sich auf sie zu stürzen. Bertha erkannte die Fledermaus, die in wirren Kreisen durch das Zimmer flatterte, jedesmal Schatten auf die Wand werfend, wenn sie den Lichtkegel kreuzte. Offensichtlich sehnte sie sich nach menschlicher Nähe, spürte aber, daß Bertha nicht der Blinde war. Bertha versuchte, die Fledermaus anzulocken, damit sie die Tür schließen konnte. Aber das Tier zog es vor, drinnen zu bleiben.
    Bertha gab kleine glucksende Geräusche von sich. Sie war am Ende ihrer Kraft. »Komm her, Freddie, dummes Vieh! Geh mal endlich raus. Ich mache jetzt die Tür zu und werde abschließen. Du wirst krepieren, wenn du hier drinnen bleibst.«
    Vielleicht hatte die Fledermaus sie verstanden. Oder der Klang ihrer Stimme veranlaßte das Tier, nochmals um Berthas Kopf zu kreisen. »Verschwinde«, schimpfte Bertha und scheuchte das Vieh mit der Hand fort. »Du machst mich nervös, und wenn du mir noch mal am Hals landest, werde ich...«
    »Was tun, Mrs. Cool? Das würde mich brennend interessieren«, erklang Sergeant Sellers' Stimme.
    Bertha fuhr hoch, als ob jemand sie mit einer Stecknadel malträtiert hätte, aber es gelang ihr nicht, sofort das Versteck des Sergeanten zu entdecken. Dann sah sie ihn: Vor der weinumrankten Ecke der Veranda, die Hände auf der Brüstung, Kinn auf die Handrücken gestützt. Da er auf ebener Erde stand, war er einen halben Meter kleiner als Bertha. Bertha blickte auf ihn hinab und spürte den Triumph in seinem grinsenden Gesicht.
    »Also schön«, fauchte Bertha. »Dann legen Sie los.«
    »Diebstahl«, meinte Sergeant Sellers, »ist ein sehr schwerwiegendes Delikt.«
    »Das hier ist kein Diebstahl«, fauchte Bertha.
    »Wirklich? Vielleicht hat man für Sie ein besonderes Gesetz im Parlament verabschiedet, oder Sie haben eine Ausnahmegenehmigung vom Obersten Richter, aber einbrechen, wie Sie es gerade getan haben...«
    »Es war nur ein kleiner Trick, von dem Sie zufällig keine Ahnung haben«, behauptete Bertha. »Um eines Diebstahls schuldig zu werden, muß man mit der Absicht einbrechen, Raub oder ein anderes Verbrechen ausführen zu wollen.«
    Sellers überlegte kurze Zeit, dann lachte er und sagte: »Da laust mich doch der Affe. Ich glaube, Sie könnten sogar recht haben.«
    »Ich weiß, daß ich recht habe«, zischte Bertha. »Ich habe doch nicht für die Katz einige Jahre mit den besten juristischen Gehirnen dieses Landes zusammengearbeitet.«
    »Das bringt mich auf eine sehr interessante Frage. Was genau hatten Sie denn vor, als Sie in das Haus einbrachen?«
    Bertha überlegte schnell und sagte dann triumphierend: »Ich mußte die Fledermaus rauslassen.«
    »Ach ja, die Fledermaus«, meinte Sergeant Sellers. »Ich gebe zu, die ist mir nicht in den Sinn gekommen. Sie haben sie mit Namen gerufen, wenn ich mich nicht irre. Freddie, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Sehr interessant. Eine zahme Fledermaus?«
    »Ja.«
    »Wird immer interessanter. Und Sie sind hergekommen, um sie rauszulassen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich wußte, sie würde verhungern und verdursten, wenn nicht jemand sie rausließ.«
    Sergeant Sellers kam um die Ecke der Veranda gestapft, ging die Treppe hoch und stand nun auf gleicher Höhe mit Bertha Cool. »Ich habe keine Lust, Witze zu machen. Ich versuche, höflich zu sein. Sie werden vielleicht ahnen, daß ich Ihnen diese Fragen nicht aus purer Neugierde stelle, sondern in offizieller Eigenschaft.«
    »Ist mir klar«, sagte Bertha. »Sie ziehen zwar eine eindrucksvolle
    Schau ab, aber trotzdem fallen Sie mir auf den Wecker. Ich habe redegewandten Bullen schon immer mißtraut.«
    Sellers lachte.
    »Als sie anfingen, intellektuelle Cops einzustellen, haben sie die Polizei so gut wie ruiniert.«
    »Nun regen Sie sich mal ab, Mrs. Cool. So schlimm ist es ja auch wieder nicht.«
    »Noch viel schlimmer.«
    »Auf jeden Fall ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, abstrakte Gespräche über die Polizei zu führen. Ich interessiere mich für Fledermäuse. Und für eine ganz besonders, nämlich für

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