Furien im Finstern
Freddie.«
»Und was ist mit Freddie? Ich habe Ihnen schon gesagt, warum ich hierhergefahren bin.«
»Sie wollten Freddie rauslassen. Sie wußten also, daß er sich im Haus befand.«
»Ich habe es mir gedacht.«
»Wie sind Sie darauf gekommen?«
»Kosling hat es immer so eingerichtet, daß die Fledermaus rein und raus konnte. Er hat die Tür etwas offenstehen lassen und mit einem Gummikeil arretiert, damit der Wind sie nicht zuschlagen konnte. Ich habe mir dauernd überlegt, ob Ihre Männer so blöd gewesen sein könnten, die Tür zuzumachen und die Fledermaus drinnen zu lassen.«
»Ich bin ganz sicher, daß wir das nicht getan haben, Mrs. Cool. Ich glaube, sie ist von draußen reingekommen.«
»Das könnte sogar stimmen.«
»Und Sie haben sich erschreckt. Sie schrien und...«
»Na und? Sie würden auch einen Schreck bekommen, wenn etwas aus der Dunkelheit auf taucht und auf Ihrer Brust landet.«
»Das hat die Fledermaus getan?«
»Ja.«
»Sehr interessant. Wissen Sie was, Mrs. Cool? Ich glaube, das ist das erstemal, daß ich von jemandem höre, der eine Fledermaus zu seinem Haustier macht.«
»Sie sind noch jung.«
»Danke bestens.«
»Und wie kommt es, daß Sie zufällig hier lauern und darauf warten, daß ich herkomme, um die Fledermaus rauszulassen?« fragte Bertha.
»Das ist wahrhaftig ein Zufall. Ich habe mir dauernd darüber den Kopf zerbrochen, ob wir die richtige Theorie aufgestellt haben über das, was sich letzte Nacht hier ereignete. Ich dachte, es könnte eine ganz geringe Chance bestehen, daß Ihr Freund, Jerry Bollman, vielleicht den Blinden ausgehorcht und dabei einige interessante Informationen aufgeschnappt hat, die ihm das Gefühl gaben, der Blinde habe hier etwas verborgen, das er gern selber hätte. Statt mit Kosling hierherzufahren, hat er Kosling irgendwo untergebracht und ist allein hergefahren, um das zu holen, was er wollte. Offenbar hat er es nicht gefunden. Und wenn er es doch bekommen haben sollte, dann hat er es sicherlich nicht weggeschafft. Alle Anzeichen deuten nämlich darauf hin, daß er bereits beim Betreten des Hauses in die Falle stolperte und umkam. In einer Falle, die ein Blinder aufgebaut hat, für ein blindes Opfer. Äußerst interessant. Ich habe zwar schon davon gehört, daß ein Blinder einen anderen Blinden führen kann, aber es ist das erstemal, daß ein Blinder einen anderen Blinden umzubringen versucht.«
»Reden Sie nur weiter«, sagte Bertha. »Ich habe Zeit.«
»Dann ist mir langsam aufgegangen«, fuhr Sellers fort, »daß ich vielleicht etwas zu leichtgläubig war. Als ich heute nachmittag in Ihrem Büro saß, da kam ein R-Gespräch.«
»Was ist daran so merkwürdig?« fauchte Bertha. »Hat Sie noch nie jemand per R-Gespräch angerufen?«
Sellers' triumphierendes Grinsen verriet ihr, daß sie in ein Fettnäpfchen getreten war.
»Das Bemerkenswerte an diesem Anruf war, daß Sie ihn erst annahmen, nachdem Sie wußten, von wem er kam, Mrs. Cool. Und dann fiel mir ein weiterer bemerkenswerter Umstand auf. Nachdem Sie aufgelegt hatten, ging unser Gespräch über Kosling weiter. Aber nachdem Sie aufgelegt hatten, sagten Sie nicht mehr, Sie wüßten nicht, wo er sei, sondern benutzten einen ungewöhnlichen Satzbau. Sie sagten, Sie hätten alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, entsprechend den Informationen, die Sie zur Zeit besäßen. Ich muß zugeben, Mrs. Cool, mir wurde das erst nach dem Abendessen klar, aber dann sah ich meine Chance.
Ich wollte vor meinen Untergebenen nicht das Gesicht verlieren, indem ich sie hier herausschickte. Ich konnte mich ja irren. Und außerdem wollte ich die Untersuchung nicht jemand anderem überlassen, für den Fall, daß ich recht haben sollte. Aber es war eine interessante Möglichkeit. Nehmen wir an, Bollman ist hierhergekommen, um etwas zu holen. Und nehmen wir an, Sie haben herausgefunden, was es war, hinter dem Bollman her war. Und nehmen wir an, daß Sie hierherkommen mußten, um dieses bestimmte Etwas zu holen. Mir schien das ein interessanter Aspekt.«
»Ich habe nichts aus diesem Haus mitgenommen«, sagte Bertha.
»Das ist eine Behauptung, die selbstverständlich nachgeprüft werden muß«, sagte Sellers. »So leid es mir tut, Mrs. Cool, ich muß Sie bitten, in meinen Wagen zu steigen und mit mir zum Hauptquartier zu fahren, wo ein weiblicher Polizist Sie durchsuchen wird. Wenn es sich herausstellt, daß Sie nichts mitgenommen haben, ändert sich die Lage grundsätzlich. Aber wenn es auch nur den
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