Furious love
Duvaliers Haiti spielt. Zum ersten Mal übertraf Richards Gage (750 000 Dollar) die von Elizabeth (500 000) und, ebenfalls zum ersten Mal, wurde Richard Burtons Name offiziell überall vor Elizabeth Taylors genannt. Peter Glenville,
Produzent und Regisseur des Films, wollte eigentlich nicht unbedingt, dass Elizabeth darin Richards Angebetete – die Frau des Botschafters, Martha Pineda – spielte, aber Burton bestand darauf. Angeblich habe sie die Rolle nur angenommen, um Richard nach Afrika begleiten zu können. »Ich bin bloß irgendeine Tussi, aber Richard ist ein großer Schauspieler«, sagte sie zu Glenville und verlangte nur die Hälfte ihrer üblichen Gage.
Man versprach sich viel von dem Film – brisantes politisches Thema, Spitzenbesetzung, ein anerkannter Autor. Burton, der Schriftsteller sehr bewunderte, schätzte auch Graham Greene, der Die Stunde der Komödianten schon vor der Veröffentlichung des Buches für die Verfilmung umschrieb. Auch auf Glenville, der in Becket so bravourös Regie geführt hatte, hielten die Burtons große Stücke, wie auch auf die beteiligten Kollegen, darunter Sir Alec Guinness, der den angeblichen Kommandosoldaten Major Jones spielte, oder Peter Ustinov, den Burton für einen glänzenden Gesellschafter hielt, in der Rolle des Botschafters. Zur Besetzung gehörten außerdem die ehemalige Stummfilmdarstellerin Lillian Gish, der altgediente Komödiant Paul Ford und herausragende schwarze Darsteller wie James Earl Jones, Roscoe Lee Brown, Raymond St. Jacques und die junge Cicely Tyson, für die dies erst der zweite Film war. (Im Jahr zuvor hatte sie in A Man Called Adam neben Sammy Davis jr., einem guten Freund der Burtons, ihr Debüt gegeben.)
Guinness war etwas unwohl dabei, Richard wiederzusehen. Immer wieder hatte er in den vergangenen Jahren versucht, die Burtons zu erreichen, hatte unbeantwortete Nachrichten im Dorchester hinterlassen und ihnen sogar Geschenke geschickt, die dann zurückkamen. Richard, der keine Ahnung davon hatte, war sehr überrascht, als er das erfuhr. Offensichtlich taten die Mitarbeiter mehr, als nur für ihren Schutz und einen zuverlässig und reibungslos funktionierenden Haushalt zu sorgen: Sie hielten die Burtons tatsächlich auch von ihren ältesten Freunden fern.
Während der Dreharbeiten zu Komödianten erweiterten die Burtons ihre Gefolgschaft um den noch sehr jungen Fotografen und Retuscheur
Gianni Bozzacchi. Elizabeth engagierte ihn, um sicherzustellen, dass nur die absolut schönsten Fotos von ihr in die Welt hinausgingen. »Ich wurde als bester Retuscheur Italiens gehandelt«, erinnert sich Bozzacchi, »und nicht nur in Italien, ich bekam sogar Material aus den USA zum Retuschieren geschickt.« Er hatte das Handwerk von seinem Vater Bruno Bozzacchi gelernt, einem berühmten Restaurateur unschätzbarer alter Handschriften und Fotografien, der in der Patologia del Libro unter anderem an Kostbarkeiten wie Machiavellis und Leonardo da Vincis Briefen arbeitete. Doch Gianni entschied schon früh, dass er sein Leben nicht in der Dunkelkammer verbringen wollte. Heute arbeitet er hauptsächlich als Filmproduzent und Fotograf. (»Ich muss nicht mehr retuschieren«, sagt er, »dafür kann ich heute das Licht verwenden.«)
Elizabeth kontrollierte ausnahmslos alle Aufnahmen von sich, bevor sie veröffentlicht wurden. Als die Filmgesellschaft nach Afrika ging, engagierte Glenville den berühmten Fotografen Pierluigi Praturlon, für den auch Bozzacchi damals arbeitete, und die beiden flogen mit ihrem mobilen Labor nach Dahomey. (Praturlon war sowohl Frank Sinatras als auch Federico Fellinis Lieblingsfotograf.) »Richard war nicht besonders eitel«, erinnert sich Bozzacchi. Er habe im Gegensatz zu Elizabeth nicht darauf bestanden, jedes einzelner seiner Bilder freizugeben. Doch ihr Gesicht war nun mal ihr Vermögen und sie musste aus jeder Perspektive makellos erscheinen.
Als Bozzacchi einmal Schnappschüsse von Elizabeth machte, reagierte sie zunächst verärgert, rief ihn zu sich und sagte: »Du bist wirklich gut, Gianni, aber du bist ein Arschloch, dass du diese Fotos ohne meine Zustimmung gemacht hast.« Doch dann gefielen sie ihr so gut, dass sie ihn einlud, sich zu ihrer fahrenden Truppe zu gesellen und deren Abenteuer mit der Kamera festzuhalten. Sie schätzte es, dass er sich dabei völlig unauffällig verhielt. »Wenn ich Menschen fotografiere, verschwinde ich«, sagt Bozzacchi. »Sie spüren die Kamera nicht, selbst ein Profi wie Elizabeth.
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