Furious love
Tagebuch.) Außerdem ging das Gerücht um, Queen Elizabeth – die andere Königin Elizabeth – werde wie schon Sir John Gielgud und Sir Laurence Olivier auch ihm die Ehre der Ritterschaft verleihen. Die Burtons folgten weiterhin ihrem gewohnten Rhythmus: Saufen, Streiten, Sex. Doch Richard träumte von einer anderen Zukunft, einem ruhigeren Leben, in dem er schreiben und lehren würde. Er trug seine Reiseschreibmaschine mit sich durch die ganze Casa Kimberley, von der unteren der beiden Villen auf den obersten Balkon und wieder zurück zum Haupthaus mit Blick über den Ozean und die aufragenden Küstenberge. Nach vielen Wutanfällen und Neuanfängen hatte er irgendwann die ersten 20 000 Wörter seines Romans zu Papier gebracht. Ref 514
Um Richards Verbindungen nach Oxford aufrechtzuerhalten, stellten die Burtons John David Morley, einen ehemaligen Studenten von Neville Coghill, als Hauslehrer für Liza und Maria ein. Morley beobachtete, dass Elizabeth mit ihren Kindern spielte, als wäre sie selbst eines, und sah, wie sie alle es genossen, als Familie zusammen in Puerto Vallarta zu sein. Richard und Elizabeth waren erleichtert, dass der Wahnsinn um sie als Paar endlich etwas nachgelassen hatte. Wenn sie sich nun auch gelegentlich miteinander langweilten – Elizabeth beschrieb ausführlich ihre Leiden und Operationen, Richard erzählte die besten Geschichten aus seiner Jugend in Wales immer und immer wieder –, gab ihnen das Familienleben doch Kraft. »Keines der Kinder betrachtet ihn als Stiefvater«, erzählte Elizabeth einem Journalisten. »Er ist ihr Vater . Und zwar ein großartiger.« Ref 515
Doch im März machte Elizabeth sich wieder Sorgen wegen Richards Alkoholkonsum und versuchte, ihn zu einem Arztbesuch zu bewegen – kein leichtes Vorhaben, da Richard Ärzte bekanntlich hasste und sich weigerte, sie zu konsultieren. Es war schwer genug für ihn, dass Elizabeths
Wohlergehen wegen ihrer vielen Krankheiten in den Händen dieses schrecklichen Berufsstands lag. »Als schlechter Schauspieler bekommt man keine Engagements«, pflegte er zu sagen. »Aber als schlechter Mediziner kann man immer noch Arzt werden.« Trotzdem bestand Elizabeth darauf, dass er im Presbyterian Hospital in Hollywood ein paar Tests machen ließ. Also flogen sie nach Los Angeles. Im Krankenhaus erwartete sie Rex Kenemer, ein Arzt, dem Elizabeth vertraute, und einer ihrer ältesten Freunde. Er war es, der ihr vor einer halben Ewigkeit die Nachricht von Mike Todds Tod überbracht hatte. Ref 516
Dr. Kenemer untersuchte Richard und konnte durch bloßes Tasten feststellen, dass die Leber vergrößert war. Er nahm ihn für weitere Untersuchungen im Krankenhaus auf, Richard musste also über Nacht bleiben. Eine Qual für Burton, der die kalten, sterilen Räume und die Monotonie des Wartens nicht ertragen konnte. Elizabeth schlief im Nebenzimmer.
Am nächsten Tag erklärte Dr. Kenemer Richard Burton, dass es für ihn um Leben und Tod ging: Er musste aufhören zu trinken. Der Arzt sagte ihm, er werde innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Leberzirrhose bekommen. Bis dahin werde sich der Zustand seiner Leber kontinuierlich verschlechtern, egal, ob er weiter trinke oder nicht. Er musste sofort aufhören.
Burton willigte ein: »Also gut. Ich höre auf zu trinken, komplett.« Ref 517
Sie kehrten nach Puerto Vallarta zurück und Burton trank zwei Wochen lang keinen Tropfen – so lange war er seit Camelot nicht mehr nüchtern gewesen. Er fand heraus, dass es sich nicht so schlimm anfühlte, wenn er Valium nahm. Dabei wünschte er sich eigentlich, er könnte seiner Trinkerei, »dem alten Grubenpferd«, ohne ein solches Hilfsmittel »das Genick brechen«. Morgens zog er seine Khakis und einen Pullover an, schlüpfte in seine italienischen Slipper und setzte einen Sombrero auf, um sein Gesicht vor der erbarmungslosen Sonne zu schützen. Dann verzog er sich für zwei, drei Stunden auf den oberen Balkon der Casa Kimberley und hämmerte auf seiner Schreibmaschine. Zu Elizabeths Leidwesen brachte der
Verzicht auf den Alkohol Richards düstere Stimmung wieder hervor. »Strahlender Sonnenschein«, schrieb er am 28. März 1970, »alle um mich herum sind bezaubernd, aber zumindest heute will ich niemanden sehen.« Ohne Alkohol fühlte Burton sich niedergeschlagen, wurde ungesellig und verlor seine Lust am Erzählen. Er wurde zynisch und schweigsam, doch zumindest, so seine Überlegung, ersparte er Elizabeth die endlosen Wiederholungen der alten
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