Furious love
als Musterbeispiele des »Zeitalters der Vulgarität« bezeichnet:
Das gemeine Volk stand dieser Tage Schlange, um einen Diamanten so groß wie das Ritz zu begaffen, der weit über eine Million Dollar gekostet hat. Er ist dazu ausersehen, an Mrs. Richard Burtons Hals zu hängen … Auf der Yacht, ob nun irgendwo bei den Bahamas oder im Mittelmeer liegend, wo die Reichen und Schönen ihre Zeit vergeuden, ganz zu schweigen von ihrem Geld, mit dem sie sich gegenseitig zu beeindrucken suchen, ist er bestimmt am richtigen Platz. Ref 509
Im Zeitalter der Vulgarität, das von so nebensächlichen Dingen wie Krieg und Armut geprägt ist, wird es von Tag zu Tag schwieriger, den Gipfel echten Vulgärseins zu erklimmen. Aber wenn man ein paar Millionen lockermacht, kann man es schaffen und wird sogar – was noch schlimmer ist – dafür bewundert.
Mit feinem Spott fragt Brenda Maddox in ihrer Taylor-Biographie: »Wie viele Frauen können schon von sich behaupten, sowohl von der New York Times als auch vom Vatikan kritisiert worden zu sein?« Ref 510
Abgesehen davon, dass er den Burtons Vergnügen bereitete, war der Diamant auch eine kluge Investition. Der gewissenhafte Aaron Frosch und Richards Sekretär Jim Benton registrierten, dass die Wohlhabenden überall auf der Welt ihr Vermögen in den späten Sechzigerjahren schützten, indem sie es in »Gebrauchsgüter« anlegten. Brenda Maddox schrieb 1977: »Allein der Wert des Cartier-Diamanten ist auf 2,5 Millionen Dollar gestiegen, seit Burton ihn kaufte.« Sie hatte außerdem die Theorie, dass Elizabeth sich von großen, legendären Diamanten angezogen fühlte, weil sie »sicherstellten, dass sich immer alle Augen auf sie richteten, wenn sie den Raum betrat – wie sie es schon ihr Leben lang gewohnt war«. Die Juwelen waren eine Möglichkeit, weiterhin auf der Weltbühne zu glänzen. Ref 511
Obwohl das Jahr mit dem Erwerb zweier fantastischer Schmuckstücke begonnen und geendet hatte und Richard nun endlich die vollständige Everyman’s Library besaß, war es in vielerlei Hinsicht hart gewesen. Das Kritikerlob zur Premiere von Königin für tausend Tage am 10. Dezember 1969 war daher sicher Balsam für Richards Seele. Seine schauspielerische Leistung in der Rolle von Heinrich VIII. wurde gepriesen: Sie sei sogar Scofields Darstellung des Thomas Morus in Ein Mann zu jeder Jahreszeit überlegen. (Und das war ein großes Lob, schließlich hatte Scofield dafür den Oscar bekommen, der jetzt auf seinem Kaminsims stand und eigentlich Richard für Wer hat Angst vor Virginia Woolf? zugestanden hätte.) Als Richard ein Telegramm aus Hollywood bekam, war seine Melancholie für einen Augenblick wie weggeblasen: Man hatte ihn zum sechsten Mal für den Oscar nominiert – und zwar für den »mittelmäßigen Mist«, in dem er trotz vieler schlafloser Sommernächte brilliert hatte. Niemand freute sich mehr für ihn als Elizabeth, und niemand wünschte sich sehnlicher, er würde gewinnen.
12
DER STERN IST GESUNKEN
»Niemand, aber auch niemand wird uns in nächster Zukunft eine Million Dollar für einen Film bezahlen.« Ref 512
– Richard Burton
»Wir haben wie die Zigeuner gelebt.« Ref 513
– Elizabeth Taylor
Z um Glück war es nun vorbei, dieses schwierige Jahr 1969 – die Streitereien, die Trinkerei, Krankheiten und der mühselige Dreh von Königin für tausend Tage . Nach neun gemeinsamen Jahren im Blick der Öffentlichkeit wollten die Burtons nichts lieber, als von diesem Karussell abzusteigen. Durch Richards zunehmenden Alkoholismus und Elizabeths ständige körperliche Beschwerden schwanden ihrer beider Kräfte zusehends. Richard dachte immer häufiger daran, sich zur Ruhe zu setzen – und welcher Zeitpunkt wäre geeigneter als der lang ersehnte Oscar-Gewinn? Seine Karriere schien gut zu laufen, während es bei Elizabeth auf und ab ging. Doch sie hatte ihre zwei Oscars in der Tasche, und er musste in diesem Punkt noch aufholen, bevor er einen Schlussstrich ziehen konnte. Er liebte und brauchte seine Frau, betrachtete sie aber auch stets als Konkurrenz.
Sie zogen sich nach Puerto Vallarta zurück, wo Burton dem Schreiben nachging. Er durchforstete seine Tagebücher und begann mit der Arbeit
an seinem autobiographischen Roman. Er schrieb zwei oder drei Stunden täglich. Ihm war eine Lehrtätigkeit am St. Peter’s College in Oxford angeboten worden – ein lang gehegter Wunsch. (»Das wird ein Spaß, ohne Abschluss in Oxford Vorlesungen zu halten!«, schrieb er in sein
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