Furious love
von Trotz, das ihnen in den Sechzigern eine solche aufrührerische Energie gegeben hatte«. Ref 619
Doch sie waren schon lange keine Außenseiter mehr, keine »Piraten im offenen Meer, die auf den großen Galeonen der Studios und Staaten Beute machten«, wie es einmal formuliert wurde. War Richard es leid, in seinen Tausend-Dollar-Anzügen die Hinterlassenschaften der Hunde zu beseitigen, eifersüchtig überwacht und »Mr. Elizabeth Taylor« genannt zu werden? Und hatte Elizabeth genug von Richards melancholischen Stimmungen, seinen Saufgelagen und der daraus manchmal erwachsenden Gemeinheit?
Man weiß es nicht. Auf jeden Fall waren sie einander nach wie vor sexuell verfallen, wie ein handgeschriebener Brief von Burton an Taylor beweist. Darin bedankt er sich für ihr Weihnachtsgeschenk, einen Füllfederhalter.
27. Dezember
Weiter mit dem geschenkten Füller. Es hat keinen Zweck, so zu tun, als wärst Du eine gewöhnliche Frau. Du bist es ebenso wenig wie dieser Füllfederhalter. Damit meine ich natürlich um Himmels willen nicht, dass Du mit einem Schreibwerkzeug vergleichbar wärst. Und doch bist Du, genau wie dieser herrliche Füller, schwer und leicht zugleich … Du bist einzigartig. Du hast dieselbe Schwere wie der Füller – Dein Arsch, Deine Titten, die Glätte Deines Rückens betören. Aber sie sind schwer. Perfekt ausbalanciert wie das Pendel einer unendlich begehrenswerten Uhr. Wie soll ich sagen, wie es ist, wenn sich die Wollust in das strenge Gesicht schleicht? Wie beschreiben, dass diese Uhr innehält und für den Bruchteil einer Sekunde zu dem wilden Tier wird, von dem alle Männer hoffen, es in ihren Frauen zu finden? Und – wo wir schon von Füllern und Dir sprechen – wie es ist, wenn die Tinte aus dem Stift sprudelt … aus der Tiefe des göttlichen Körpers. Ach übrigens, darf ich Dich heute Nachmittag vögeln? Ergebenst (Du musst nur in mein Zimmer kommen), R.B. Ref 620
Kaum war die letzte Klappe von Seine Scheidung, ihre Scheidung gefallen, kaufte ABC den Zweiteiler John Heyman unbesehen ab. Selbst im kleinen Fernsehformat hatten die Burtons noch genügend Ausstrahlung, um ihr Publikum zu erreichen – das schienen zumindest die Verantwortlichen des Senders zu glauben. Doch als Barry Diller, der damals bei ABC war, sich das Ergebnis ansah, fand er es laut Waris Hussein »unmöglich«.
Währenddessen bekam Heyman die Hotelrechnung der Burtons in die Hand. Die Höhe der Schäden im Four Seasons war »astronomisch«. Die Summe setzte sich zusammen aus »Schäden an den Teppichen, den Möbeln, den Spiegeln und der Reinigung vom Hundekot«, erinnert er sich. »Es ging dort zu wie in einer Hundehütte.« Das Hotelpersonal feierte die
Abreise der Burtons mit einem kleinen Umtrunk im Untergeschoss. »Sie waren froh, als die beiden abreisten. Es war unglaublich anstrengend für sie, jeder ihrer Launen nachzukommen«, so Heyman. Ref 621
Als Seine Scheidung, ihre Scheidung am 6. und 7. Februar 1973 in den USA ausgestrahlt wurde, »hatten die Kritiker schon die Messer gewetzt«. Die Rezensionen »waren die schlimmsten, die es je gegeben hatte«, sagte Hussein. Im Time -Magazin wurde das Drama als »gigantische Katastrophe in zwei Teilen« bezeichnet; der Hollywood Reporter beschrieb es als »langatmige Studie der zerfallenden Ehe eines uninteressanten Paares« und Variety , den Burtons sonst wohlgesinnt, schrieb, das Drama zu sehen bereite »dieselbe Freude wie einer Autopsie beizuwohnen«. Ref 622
Den Film von heute aus einzuschätzen fällt einigermaßen schwer, weil die erhaltenen Kopien von äußerst schlechter Tonqualität sind und auf Englisch wie ein schlecht synchronisierter ausländischer Film klingen. Auch wirkt es so, als habe der Drehbuchautor Hopkins, wie andere vor ihm, Fakten aus dem Leben der Burtons eins zu eins in das Skript übernommen. Jane Reynolds (Taylor) beklagt sich über ihr Nomadenleben, darüber, dass ihr Mann Martin (Burton) so viel reist – er sei nie länger als zehn Minuten am selben Ort. Und er grämt sich, dass eine seiner Töchter ihn nicht sehen will. Einmal sagt Martin: »Natürlich reise ich mit einem riesigen Gefolge.« Diese Parallelität waren einmal das Rezept für den Erfolg an den Kinokassen gewesen, doch inzwischen lief ein Film Gefahr, dadurch zu einer unfreiwilligen Parodie zu werden.
Angesichts der Bewunderung des Regisseurs für Burton und seiner Schwierigkeiten mit Taylor überrascht es, dass die Qualität ihrer Darstellungen genau
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