Furious love
quälte Richard der Verlust von Elizabeth und er schrieb ihr kurz vor dem Abflug nach New York aus Venedig:
Hotel Danieli/Royal Excelsior/Venedig
Du batest mich, die Wahrheit über uns zu schreiben … Ich leide an einem schweren Fall von »Hybris«, einem maßlosen Stolz. Prometheus wurde von den Göttern dafür bestraft und leidet noch immer in allen von uns, dass er das Feuer erfand und den Göttern stahl. Ich bin für immer vom Zorn der Götter verfolgt, weil ich versucht habe, das mir anvertraute Feuer zu löschen. Dieses Feuer, das bist natürlich Du.
Du bist wahrscheinlich die beste Schauspielerin der Welt und in Verbindung mit Deiner außergewöhnlichen Schönheit macht Dich das einzigartig. Die Duse kommt vielleicht an Dich heran (über Garbo und Bernhardt kann ich nur lachen). Wenn Du als Schauspielerin etwas Lustiges darstellen willst, bist Du lustiger als W.C. Fields, und wenn Du etwas Tragisches spielen sollst, bist Du tragisch.
… Dass nun zwischen uns Kriegszustand herrscht, ist unerklärlich. Liebe ist jedoch (egal, wie sehr ich darüber spotte) eine überwältigende Kraft. Etwas, das mir immer bleiben wird, mit Dir oder ohne Dich. Es geht mich genaugenommen nicht mehr viel an, aber wenn ich zum Beispiel einen Schnappschuss sehen würde – Du lachend mit ein paar unbekannten Leuten
in einem Nachtclub –, würde mein Schmerz noch schmerzhafter.
…
Am 28. Oktober 1973 kam Elizabeth für eine weitere Operation, die Entfernung einer Zyste an den Eierstöcken, in das University of California Medical Center. Henry Wynberg verbrachte die Nacht im Zimmer nebenan. Doch seine Anwesenheit genügte ihr nicht. Als sie nach dem dreistündigen Eingriff auch noch die Nachricht vom Tod Laurence Harveys bekam, fühlte Elizabeth sich so einsam, dass sie das Einzige tat, was ihren Schmerz lindern konnte: Sie rief Richard an und sagte ihm, sie könne die Vorstellung nicht ertragen, allein zu leben und zu sterben. Er hatte ihr bekanntlich geschrieben, er werde »schneller als der Schall« bei ihr sein, wenn sie ihm ein Signal gebe.
Und Elizabeths Worte waren unmissverständlich ein solches Signal: »Kann ich nach Hause kommen?«
Burton zahlte Ponti 45 000 Dollar für drei Tage Drehpause und flog von Sizilien nach Los Angeles. Die anstrengende Reise führte ihn sogar über den Nordpol. Er ging in Elizabeths Krankenzimmer und seine ersten Worte waren: »Hallo, Lumpy, wie fühlst du dich?«
Und Elizabeth, außer sich vor Freude, antwortete: »Hi, Kratergesicht.«
»Im nächsten Augenblick stand er neben meinem Bett, und wir drückten uns, bis wir keine Luft mehr bekamen, küssten uns und weinten. ›Bitte komm zu mir zurück‹, bat er. So schnell wie ich ist noch niemand gesund geworden. Es war, als hätte der Große Maestro seine Hand auf meine Schnittwunde gelegt und sie geheilt«, erzählte Elizabeth später.
Burton wandte sich mit seiner besten Heinrich-VIII.-Stimme an eine Krankenschwester und erklärte: »Ich bin der Ehemann. Ich will mein Bett.«
Henry Wynberg verließ diskret das Krankenhaus und machte sich auf den Heimweg.
Am nächsten Tag fuhr Richard Elizabeth im Rollstuhl aus der Klinik. Diesmal verschwendete er keinen Gedanken daran, was für Auswirkungen dieser Anblick auf ihre Filmkarrieren haben könnte. Ihm genügte, dass es ihr gut ging und sie zusammen waren. Gemeinsam flogen sie zurück nach Italien, wo Richard die Dreharbeiten wieder aufnahm.
Die Nachricht von ihrer Wiederversöhnung ging um die ganze Welt. In der NBC verkündete der Nachrichtensprecher John Chancellor trocken: »Elizabeth Taylor und Richard Burton versöhnen sich mal wieder für immer.« In Madame Tussaud’s Kabinett in London wurden ihre wächsernen Ebenbilder wieder zusammengerückt, allerdings nicht ganz so nah wie vorher.
Das Paar verbrachte Weihnachten in der Casa Kimberley in Puerto Vallarta. Burton schenkte Taylor einen 38-Karat-Diamanten. Doch solange Richard nicht seine Dämonen besiegte und endgültig trocken wurde, waren sie in seinen Worten »zum Scheitern verurteilte Narren«.
Drei Monate später flogen die Burtons nach Oroville in Nordkalifornien. Dort sollte Richard The Klansmann – Verflucht sind sie alle drehen, einen Film über rassistische Gewalt in einer kleinen Stadt im Süden vor der Zeit der Bürgerrechtsbewegung. Geschrieben wurde das Drama von dem Südstaaten-Chronisten William Bradford Huie. Nach einer langen Pause drehte Burton damit wieder einen Film in den USA. Sein Filmpartner
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