Furious love
Programmheften schneiden. Ein gewisses Problem für das Paar war außerdem, dass Suzy kein einziger der im Publikum vertretenen großen Namen geläufig war. Auf einer Party bei den Kissingers musste Richard Suzy im Flüsterton erklären, mit welcher Prominenz sie es zu tun hatten – da war John Alsop, der berühmte politische Autor, das hier ist William F. Buckley, dort ist Happy Rockefeller, Nelson Rockefellers Frau (»und eigentlich kein bisschen happy«, schrieb er, nachdem ihr Ehemann in den Armen einer anderen gestorben war). Ref 678 Ref 679
In New York quälte es Suzy, dass sie überall mit prüfenden Blicken angestarrt wurden. Sie war eigentlich eine zurückhaltende Natur und
konnte sich nicht daran gewöhnen, dass Fremde ihre Frisur, ihren Schmuck, ihr Make-up begutachteten und ihr sogar auf dem Weg zur Toilette folgten, in der Hoffnung, irgendetwas Persönliches aufzuschnappen. Ihr fehlte Elizabeths Fähigkeit, in der Öffentlichkeit hinter einem imaginären Schleier ihre Privatsphäre zu wahren.
Ein eingeklemmter Nerv im Nacken und die hartnäckigen Folgen der alten Verletzungen quälten Richard, als die Tournee begann. Er konnte seinen rechten Arm nicht mehr bewegen, und Suzy musste für ihn packen, was er als entwürdigend empfand. König Artus war eine besonders fordernde Rolle – er musste Tausende Zuschauer in riesigen Amphitheatern erreichen, mit einem Schwert hantieren und zudem singen. Er sehnte sich nach dem »Allheilmittel Alkohol« (»Ein doppelter, eiskalter Wodka-Martini, das Glas beschlagen, ohne Eis und ohne Umschweife die Kehle hinunter … Die warme, wohltuende Wirkung breitet sich im Magen aus, dann im Gehirn, und es folgt eine Stunde bittersüßer Euphorie. Stattdessen werde ich wohl eine Pille schlucken. Ekelhaft«, klagte er.) Er nahm Schmerzmittel wegen des Nervs. Sie verursachten Übelkeit, sodass er manchmal zwischen den Szenen hinter die Bühne laufen musste, um sich zu übergeben. Ref 680
Kurz nach der New-York-Premiere schien Richard auf der Bühne herumzutorkeln. Jemand aus dem Publikum rief: »Gebt ihm noch einen Drink!« Der Vorhang fiel und Richard wurde ersetzt. Hunderte verärgerter Zuschauer verließen den Saal. Doch Richard war nicht betrunken. Er hatte ein, zwei Gläser Wein mit seinem alten Freund Richard Harris getrunken (der einige Jahre zuvor an Richards Stelle in einer Verfilmung von Camelot König Artus gespielt hatte), die sich schlecht mit den Schmerzmitteln vertrugen.
Vielleicht um das Publikum davon zu überzeugen, dass er durchaus noch im Vollbesitz seiner Kräfte war, trat Burton vier Abende hintereinander in der Talkshow von Dick Cavett auf. Und in der Tat sah er gut aus und wirkte klar, würdevoll und charmant. Danach bekam er während der ganzen Tournee begeisterten Applaus. Einige Lieder aus dem Programm
berührten die Zuschauer besonders. Ein Mann bot der Besetzung tausend Dollar, wenn sie die letzte Szene des Stückes wiederholen würden. Sang Richard »How to Handle a Woman«, blieb kein Auge trocken. Das Publikum glaubte, tief im Herzen widme er den Song Elizabeth. Bei einer Vorstellung in New Orleans ging das Gerücht um, dass sie im Zuschauerraum saß, sodass Richard das Lied also tatsächlich für sie sang.
Irgendwann waren die Schmerzen durch die übermäßige Belastung auf der Tournee jedoch zu stark und Burton war von 175 auf 140 Pfund abgemagert. Als sie die Westküste erreichten, brach er nach einer Vorstellung zusammen und wurde am 26. März 1981 wieder ins St. John’s Hospital in Santa Monica gebracht – just an den Ort, wo ihm sieben Jahre vorher mit einer Entgiftung das Leben gerettet wurde. Dort unterzog er sich einer Laminektomie, einer riskanten Operation am Nacken. Man hatte ihn gewarnt, dass die Schmerzen nach der Operation unter Umständen noch stärker sein könnten. Aber er war so verzweifelt, dass er bereit war, dieses Risiko einzugehen. Doch die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich: Burton litt danach unter kontinuierlichen starken Schmerzen und musste aus Camelot aussteigen. Wie im Film ersetzte ihn auch diesmal Richard Harris.
Suzy versuchte, ihn gesund zu pflegen, aber es lief nicht gut: Am 7. Oktober wurde Richard mit einem perforierten Ulkus ins Krankenhaus eingeliefert. Er war ein bitterer Kranker, litt unter seinen Schmerzen und wurde Suzy gegenüber ausfallend. Er verabscheute sein eigenes Verhalten, konnte aber nicht anders. Schließlich verließ sie ihn. Am 20. Februar 1982 verkündeten sie die
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