Furious love
Sondheim übernommen, für die sie tatsächlich singen musste (und dann auch noch die Schnulze »Send in the Clowns«), eine Herausforderung, die sie jedoch tapfer und selbstironisch meisterte. Sie sandte Richard Glückwünsche und bat Warner, zu ihr nach Wien zu kommen.
Elizabeth und Warner heirateten am 4. Dezember 1976. Kurz darauf ließ Warner sich für die Senatswahlen aufstellen und baute dabei auf die nicht besonders geheime Waffe von Elizabeths Berühmtheit. Die Rechnung ging auf, er bekam seinen Platz im Senat sogar kampflos, weil sein Gegner in den Vorwahlen, Richard Obenshain, bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam. Nachdem er Senator von Virginia geworden war, hatte Warner alles erreicht, was ihm wichtig war. Und wie ein guter republikanischer Ehemann, der findet, dass die Frau an den Herd gehört, bat er Elizabeth, ihren Beruf aufzugeben. Nach den beißenden Kritiken zu
Das Lächeln einer Sommernacht schien ihr das wohl kein großes Opfer zu sein und sie folgte seinem Wunsch.
Da der aufregende Wahlkampf nun vorüber war, hatte Elizabeth nicht mehr viel zu tun, was an ihrem Selbstbewusstsein nagte. Einem Senator den Rücken freizuhalten, das genügte dieser weltberühmten, anspruchsvollen, brillanten Frau nicht. Richard hatte sie nie nur als Ehefrau, Sexobjekt oder gar wie ein dummes Huhn behandelt – er hatte Respekt vor ihrer Klugheit, und sie waren immer gleichberechtigte Partner gewesen. Doch bei Senator Warner, der die meiste Zeit in Washington verbrachte und sie allein auf dem weitläufigen Anwesen zurückließ, fühlte sie sich »überflüssig«. Rückblickend sagte sie: »Wie so viele Frauen, besonders die der Washingtonmänner, hatte ich nichts zu tun.« Als dann auch ein paar republikanische Ladys sie einmal beiseite nahmen, um ihr zu sagen, sie könne nicht länger Violett – ihre Lieblingsfarbe – tragen, weil es »zu leidenschaftlich« sei, war der Tiefpunkt erreicht. Sie fügte sich, mottete ihre Halston-Outfits mitsamt ihrer Heißblütigkeit vorübergehend ein, trug stattdessen »gesittete kleine republikanische Ensembles« und spielte die Frau des Senators. Ref 671
Vor lauter Überdruss und weil sie auf dem Land in Virginia nichts mit sich anzufangen wusste, aß und trank Elizabeth hemmungslos und kam von 130 auf 180 Pfund. »Die einsamen Stunden füllte ich mit Essen«, erzählte sie später. Der Designer Halston musste immer größere Hosenanzüge für sie anfertigen – in allen Farben außer Violett. »In den Sechzigerjahren konkurrierte die ›profane‹ Romanze der Burtons mit der ›heiligen‹ [der Kennedys] in Washington, D.C. Dieselben Blätter, die erste Bilder von Richard Burton und mir am Strand den Bildern der Kennedys im Weißen Haus vorzogen, brachten nun Berichte über meine neuen, wenig schmeichelhaften Maße«, meinte Elizabeth einmal. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie die Zielscheibe gemeiner Witze – nicht über ihre Ehen, wie in Oscar Levants Bonmot »Immer Braut, nie Brautjungfer« –, sondern über ihr Aussehen. Joan Rivers begann damit in The Tonight Show with Johnny Carson und brachte eine Lawine ins Rollen. Der
Einzige, der nicht mitlachte, war Richard. Er durfte Elizabeth mit »Kosenamen« wie »meine fette jüdische Schlampe« oder »däumchendrehender Döskopp« bedenken, aber niemand sonst. Als Joan Rivers’ Ehemann Edgar Rosenberg einige Zeit später Selbstmord beging, zeigte Elizabeth wahre Größe und kondolierte ihr trotz allem mit Blumen. Ref 672 Ref 673
Elizabeth gab nicht nur ihre übliche Garderobe und ihre Karriere auf, sondern brachte noch weitere Opfer in ihrer Ehe: Zum Beispiel verkaufte sie den legendären Taylor-Burton-Diamanten, um etwas Geld hereinzubringen (und vielleicht auch, um Burtons Geist zu vertreiben). »Er steht für eine andere Phase meines Lebens«, erklärte sie. »Die unbekümmerte.« Der New Yorker Juwelier Henry Lambert kaufte ihn für drei Millionen Dollar, zweimal so viel, wie Burton dafür ausgegeben hatte. Ref 674
Elizabeth war an glamourösen Trubel gewöhnt, aber Warner zog ein ruhiges Leben vor. »John und ich hatten nie jemanden zu Besuch«, erzählte sie, »und wir gingen kaum aus. Meistens schlug er mir abends vor: ›Geh doch rauf und sieh fern, Pupsi.‹« (Er nannte sie auch »Kälbchen«.) Irgendwann hatte sie die Faxen dicke, holte ihren violetten Hosenanzug aus der Mottenkiste und trug ihn bei einem Mittagessen, das die republikanischen Damen ihr zu Ehren gaben. Sie musste unbedingt ihr Leben
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