Furious love
dem Weg ins Theater.) Ref 689
Trotz der Schwierigkeiten am ersten Abend erhob sich das Publikum nach der Vorstellung von den Sitzen und holte Elizabeth und Richard fünfmal vor den Vorhang. Und so geschah es bei jeder Premiere, egal in welcher Stadt auf dem Weg nach Westen: Philadelphia, Washington, Chicago, Los Angeles. Doch es war klar, dass der Applaus nicht Noël Cowards geistreichem Stück galt, sondern der »Liz and Dick Show«.
Cullum erkannte: »Sie hatten Private Lives gelebt, und deshalb funktionierte es nicht. Das Stück wurde zu einer Karikatur.« Es sollte eine leichte Komödie, keine Parodie sein, aber dafür gab es zu viele Parallelen – genau wie in Cleopatra , Hotel International , … die alles begehren , Der Widerspenstigen Zähmung , Brandung und Seine Scheidung, ihre Scheidung . Doch nun wirkten diese Parallelen nicht dramatisch, sondern komisch. Die Zuschauer kannten das öffentliche Leben hinter Private Lives , sodass das Schauspiel nicht zwei, sondern gewissermaßen drei Bedeutungsebenen besaß.
Elyots neue Frau zum Beispiel heißt Sibyl (verkörpert von Charlotte Moore). Sätze wie Amandas »Die arme Sybil … Ich glaube, sie liebt dich unheimlich« oder Elyots »Das würde ich so nicht sagen. So weit ist es gar nicht gekommen«, wiesen daraufhin, dass es in dem Stück eigentlich um Elizabeth und Richard ging.
Wenn Elizabeth/Amanda zu Richard/Elyot sagt: »Acht Jahre liebten wir uns. Drei davon verheiratet und fünf geschieden«, kommt das der Wahrheit allzu nahe. Und wenn er zu ihr sagt: »Kein Sinn für Glamour.
Absolut keinen Sinn für Glamour«, brach jedes Mal ein Riesengelächter aus. Elizabeths Satz »Ich habe eigentlich wirklich Angst vor der Ehe«, war gut für einen weiteren Lacher. Als sie fragt: »Wie lang wird sie wohl halten, unsere groteske, anmaßende Liebe? Werden wir ewig zetern und zanken?« , antwortet Richard: »Nein, das vergeht, genau wie unsere Leidenschaft.«
Und das sind nur einige der Wahrheiten, die in Gestalt von Amanda und Elyot über Elizabeth und Richard gesagt wurden. Elizabeth analysiert als Amanda: »Ich glaube, dass wir während unserer Ehe in der Öffentlichkeit als Einheit galten, hat uns scheitern lassen.«
Richard: »Das, und dass wir nicht wussten, wie wir miteinander umgehen sollten.«
Elizabeth: »Glaubst du, wir wissen es jetzt?« In den Köpfen der Zuschauer ratterte es. Und wenn Elizabeth sagte: »Diese Woche war ein ganzer Erfolg«, und dabei ihren Blick über das zum Bersten volle Haus schweifen ließ, verschmolzen »Liz and Dick« endgültig mit Amanda und Elyot.
So begeistert die Zuschauer, die 45 Dollar für die besten Plätze bezahlten, das Stück aufnahmen, so gnadenlos wurde es von den Rezensenten verrissen. Solch unterirdisch schlechte Kritiken hatte noch keiner von ihnen bekommen. Die Kritiker höhnten und johlten. Frank Rich bezeichnete die Produktion in der New York Times am 9. Mai 1983 als »kalkuliertes Geschäft« und eine »auf billige Weise amüsante, altmodische Burleske«, in der »Miss Taylor und Mr. Burton den Eindruck von zwei geprügelten Hunden vermitteln«. Richard wirke »roboterhaft« (er konnte seine Arme und Schultern nicht ohne Schmerzen bewegen). An einer Stelle kneift Richard/Elyot Elizabeth/Amanda in die Brust (»drückt auf die Hupe«, wie ein Theaterbesucher es ausdrückte) »mit der kühlen Distanz eines Arztes, der an dem Tag schon viele Patienten untersucht hat«, wie Frank Rich meinte.
James Brady verglich Elizabeths Spiel mit den »Hitler-Tagebüchern. Man glaubt es nicht, aber man muss es einfach sehen.« Der Christian
Science Monitor klagte: »Sie sind zu einem Wort geworden: Liz’n’Dick … verurteilt, in einer endlosen, alltäglichen Fortsetzung Antonius und Kleopatra zu sein. Ihre Flucht in die persönliche Freiheit vor zwei Jahrzehnten hat sie zu Sklaven der Öffentlichkeit gemacht. Sie sind zu unseren Tanzbären geworden, mit Eisenringen um den Hals.« Und die Variety schrieb eiskalt: »Der Totentanz wäre die passendere Wahl gewesen.« Das Magazin People (23. Mai 1983) quittierte das Stück mit einem Wörterbucheintrag für »Lizandick«: Ref 690
LIZANDICK (’liz n ’dik) n. pl. [gängige Form von »Liz and Dick«, häufig gefolgt von einem Ausrufungszeichen, d. h. Lizandick! ] 1. Veraltet. Mythos einer amerikanischen Schauspielerin und eines walisischen Schauspielers, deren Namen auf ewig untrennbar waren trotz ihrer zelebrierten Trennung(en). 2. Alterndes, theatralisches Duo, dessen
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