Furious love
Summe größer ist als seine Teile und dessen Hin und Her beständig in der Öffentlichkeit ausgetragen wird (»Hast du schon gehört, ~ haben letzte Woche eine Wiederaufführung von Noël Cowards Private Lives mit begrenzter Laufzeit gestartet!«) 3. Jedes Paar, das zusammenkommt, sich trennt, zusammenkommt und sich wieder trennt, bis es wirkt, als würden sie das beruflich tun, oder bis ihre Bekannten kein Mitgefühl mehr, sondern nur noch Überdruss empfinden.
Elizabeth versuchte, die Kritiken nicht zu lesen, aber es war unvermeidbar. Der Kommentar des Boston Globe ließ sie in Tränen ausbrechen (»die Karikatur einer Coward-Heldin, gespielt von der Karikatur einer Darstellerin, gespielt von einer Elizabeth-Taylor-Karikatur«.) Cullum merkte, dass sie »verletzt war. Und sie verstand nicht, warum die Presse so gehässig war. Aber sie trug es mit Fassung. Man musste sie einfach bewundern, denn sie schrieben wirklich gemeine Dinge und genossen es regelrecht, diese berühmte, großartige Person anzugreifen.« Die schlechten Kritiken
verkürzten die Laufzeit des Stücks in New York um einige Wochen, doch Elizabeth und Richard ließen sich nicht unterkriegen. Die New York Post trompetete: »Liz & Dick: Zum Teufel mit den Kritikern, volle Kraft voraus!« und »Liz & Dick vs. Die Kritiker«. Ref 691
Tatsächlich hatte die Presse es noch nie so gut gehabt. Sie kaute auch ihre jungen Jahre noch einmal durch, spekulierte mit Genuss, ob das Paar sich wieder zusammentun werde und widmete »Liz and Dick« ganze Kolumnen. Ein Kolumnist der New York Times , Russel Baker, und ein Journalist der Daily News führten ein Interview mit Burton im Lombardy. Sie sprachen über den Kampf des Darstellers mit dem Alkohol. »Ich hätte um nichts in der Welt auf irgendetwas davon verzichten wollen. Und ich müsste mir ordentlich einen hinter die Binde kippen, um Ihnen einen interessanten Menschen zu nennen, der nicht trinkt«, sagte Burton. Er erwähnte auch, wie ihn der neue Trend in New Yorker Restaurants irritierte, statt einem harten Drink nur ein kleines Glas Weißwein zum Essen zu bestellen. »Wann hat das nur angefangen?«, fragte er Breslin von den Daily News , selbst ein knallharter Trinker. »Neulich habe ich gehört, wie jemand sagte: ›Ich nehme einen Wodka-Martini ohne Eis.‹ Ich drehte mich zu ihm um und sagte: ›Sehr gut. Das ist mal ein anständiger Drink.‹« Ref 692
Eines Abends gingen Richard und Elizabeth nach der Vorstellung ins Sardi’s. Richard kommentierte unaufhörlich ihr Spiel. Beide schütteten jede Menge Drinks in sich hinein. »Es war leicht, Richard wieder zum Trinken zu verführen«, meinte Cullum. »Auf jeden Fall erschien Elizabeth am nächsten Abend nicht, sodass er mit der Zweitbesetzung spielen musste. Richard war erbost. Sie kam weder am Donnerstag noch am Freitag oder Samstag, sodass er zwei Vorstellungen mit der Zweitbesetzung spielen musste. Die war zwar ziemlich gut, aber sein Vertrag sah vor, mit Elizabeth zu spielen. Er wusste, dass sie wegen seiner Kommentare sauer war. Da wurde er selbst immer wütender. Und am Montag, unserem freien Tag, sagte er, er werde nicht mehr mit der Ersatzspielerin auftreten, und verschwand.«
Einige Tage darauf verkündeten die Schlagzeilen: »Richard Burton heiratet.«
Richard war mit seiner jungen Assistentin Sally Hay nach Las Vegas geflogen. Sie hatten in der Hochzeitssuite des Frontier-Hotels eingecheckt, die tausend Dollar pro Nacht kostete. Am 3. Juli 1983 heiratete er die Australierin. Sie war damals 34. Sie hatten sich in Wien am Set von Wagner kennengelernt, wo sie das Scriptgirl der Produktion gewesen war. In den sieben Monaten der Dreharbeiten waren sie sich nähergekommen. Sally hatte helle Haare, war schlank, klug und sanft – ähnelte eher Sybil als Elizabeth. Sie sah Sybil und ihrer Tochter Kate sogar richtig ähnlich. Und sie konnte Richard geben, was er zu diesem Zeitpunkt am meisten benötigte: Freundschaft und Fürsorge. Wenn sie unterwegs waren, hatte sie zum Beispiel immer ein löffelähnliches Instrument in der Tasche, mit dem sie bei einem der gelegentlich auftretenden epileptischen Anfälle verhindern konnte, dass Richard sich auf die Zunge biss.
»Sie kann alles«, vertraute Richard seinem ständigen Begleiter Brook Williams an. »Kochen, Schreibmaschine schreiben, stenografieren – es gibt wirklich nichts, was sie nicht kann. Und sie kümmert sich so wunderbar um mich. Gott sei Dank bin ich ihr begegnet, Brookie.« In seinem
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