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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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wir jetzt nicht lange um den heißen Brei reden. Wollen wir es nicht einfach zusammen versuchen?«
    So einfach war das also, dachte Sebastian. Er musste nur Ja sagen, denn er wusste längst, dass er es wollte. Und wenn es schief ging . . . Verdammt, einen Versuch war es doch wohl wert, und es gab Augenblicke, da spielte die Zukunft keine Rolle.
    »Ich will«, sagte er, legte die rechte Hand auf sein Herz und sie lachte. Dann nahm sie ihn in den Arm. Er spürte ihre Brust an seiner und sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Ihr Gesicht drückte sich weich an seine unrasierte Wange. Sie küssten sich, und als sie ihren Körper an seinen presste, wurde ihm peinlich bewusst, dass sie seine Erregung spürten musste. Sie löste ihre Lippen von seinen und lächelte ihn verheißungsvoll an. Dann gab sie ihm einen letzten Kuss und ging auf das Haus zu. Bevor sie den Eingang erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um.
    »Wenn du es dir doch noch anders überlegst, dann tu das bald.«
    »Ich . . . Gute Nacht . . .«, flüsterte er, und die Haustür fiel hinter ihr ins Schloss. Sebastian machte sich auf den Heimweg.
    Eine ganze Weile wirkte ihre Berührung noch nach, und er brachte den halben Weg nach Hause hinter sich, ohne an etwas anderes zu denken als an sie.
    Doch mit jedem Schritt verloren diese Gedanken und der Kuss ihre berauschende Wirkung. Und obwohl er sich heftig widersetzte, krochen wieder die Bilder vom Mord an seinemVater hervor, wie Regenwürmer aus der gewitternassen Erde. Er schaffte es nicht, sie zurückzudrängen. Als er endlich zu Hause war, legte er sich mit seinen Klamotten auf die Couch und bemühte sich noch einmal, an Sareah zu denken. Doch sie war weit weg, nicht realer als ein Traumbild.

Mitschnitt der Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte« vom 25. April, Abschrift in Auszügen
    Dr. Reinhard B. (SPD): Meine Damen und Herren. Ich möchte Sie zu dieser Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte« begrüßen. Sie haben sich einverstanden erklärt, den Auftrag des Ausschusses ab sofort wie folgt zu interpretieren: Wir wollen klären, wie es dazu kommen konnte, dass Angehörige der deutschen Bundeswehr während der Operation »Freedom Encouragement« im Sudan sudanesische Zivilisten umgebracht haben.
Was konnte deutsche Soldaten dazu bringen, so etwas zu tun? Wir haben heute Professor Rudolf Leicht von der Bundeswehrhochschule in München zu uns gebeten. Herr Professor Leicht, würden Sie uns bitte etwas zu Ihrer Person sagen? Und dann fahren Sie einfach fort.
    Sachverständiger: Ja, danke für die Einladung. Ich fühle mich geehrt. Zu meiner Person. Ich bin Militärhistoriker. Einfach ausgedrückt, beschäftige ich mich mit der Geschichte der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Menschen, speziell mit dem Verhalten von Soldaten.
Nun, Sie möchten etwas verstehen, das sich nur schwer verstehen oder erklären lässt. Vielleicht wird Sie das, was ich Ihnen sage, schockieren. Wobei ich Ihnen nicht einmal Neues erzählen werde.
Ich habe hier eine Mappe mit Artikeln, die in den letzten Jahren in deutschen Zeitungen erschienen sind. Ich ziehe willkürlich einen Ausschnitt heraus. ›Süddeutsche Zeitung‹ vom 20. September 2000. Der Titel lautet E INSATZMOTTO: » S CHIEß’ IHNEN INS G ESICHT «. Untertitel: Bericht der US-Armee wirft einer im Kosovo eingesetzten Elitekampftruppe Misshandlungen von albanischen Zivilisten vor. – Esgeht um einen Untersuchungsbericht, demzufolge sich Angehörige der 82. Luftlandedivision im Kosovo aggressive Übergriffe gegen Zivilisten haben zuschulden kommen lassen. Erklärung: Die Soldaten waren nicht richtig auf ihren Einsatz vorbereitet worden. Sie hatten fälschlicherweise erwartet, in Kampfhandlungen verwickelt zu werden.
Ich ziehe einen weiteren Text aus der Mappe. ›Der Spiegel‹ vom 26. August 2002. N EUE V ORWÜRFE GEGEN DIE US - A RMEE . Wegen neuer Veröffentlichungen über ein Massaker im Norden Afghanistans an Taliban-Gefangenen im vergangenen November, so steht hier, gerät das Pentagon unter Druck. Gut 100 Kilometer westlich der afghanischen Provinzhauptstadt Masar-i-Scharif sollen möglicherweise 1000 ermordete Taliban in Massengräbern in der Wüste liegen. Das Pentagon räumte ein, dass sich zur Zeit des Massakers auch eine Einheit von US-Soldaten in der Region befunden habe. Mit dem Massaker hätten die Angehörigen des Special-Forces-Teams aber nichts zu tun. Es gibt allerdings einige

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