Furor
letzte Loch.
»Gewonnen.«
»Gratuliere.«
Sie setzten sich an einen leeren Tisch und legten die Füße hoch.
»Ich habe etwas sehr, sehr Seltsames herausgefunden«, sagte Hobbes. »Dein Vater ist nie im Bundeswehrkrankenhaus gewesen.«
Sebastian richtete sich auf.
»War nicht mal schwer, das rauszukriegen«, fuhr Hobbes fort. »Hab mich als Arzt aus dem Klinikum ausgegeben, der noch eine Frage zu den Krankenakten hat. Zuerst wussten sie gar nicht, wovon ich rede. Nachdem ich dann etwas ins Detail gegangen bin, hat sich die gute Frau in der Zentrale erinnert. An dem Tag sei zwar ein Krankenwagen angekommen, und es wurde auch jemand eingeliefert, aber schon bald darauf weitergeleitet. Wegen schwerer Kopfverletzungen, die dort nicht behandelt werden konnten.«
Hobbes verzog das Gesicht. »Dein Vater ist gleich weitertransportiert worden. Die Sanis, die ihn vom Unfallort weggebracht hatten, mussten annehmen, dass er im Bundeswehrkrankenhaus war. Und was du von der Ärztin im Klinikum erzählt hast: in ihren Akten stand nichts davon, dass er nicht im Bundeswehrkrankenhaus behandelt wurde. Eigentlich seltsam, dass ich das so leicht herausgefunden habe, was? Diejenigen, die ihn von dort weggebracht haben, haben sich keine besondere Mühe gegeben, ihre Spuren zu verwischen.« Er schüttelte ungläubig den Kopf.
»Aber wo ist er denn dann die ganze Zeit gewesen?« Sebastian war fassungslos. »Wer hat ihn denn weggebracht – und wohin? Und vor allem: warum?«
»Tja, so weit bin ich noch nicht gekommen. Die nette Dame in der Zentrale hat in ihren Akten gewühlt und nur das gefunden, was ich schon gesagt habe: weitergeleitet, ohne weitere Informationen. Sie hat sich selbst gewundert. Meinte, das müsste ein Fehler sein. Sie wolle sich aber gern erkundigen. Ich habe das Gespräch dann abgebrochen und ihr gesagt, ich würde mich später wieder melden.« Hobbes machte eine kurze Pause und nahm einen Schluck Weißbier.
»Aber dass er nicht dort war, davon bin ich überzeugt. Wenn sie dich glauben machen wollten, dass dein Vater in diesem Krankenhaus behandelt wurde – und das wollten sie doch offensichtlich, sonst stünde es wohl nicht so in den Akten –, dann haben sie schlicht vergessen, ihre eigenen Leute in der Zentrale auf Nachfragen vorzubereiten. Wir könnten in den Krankenakten deines Vaters nachsehen, wer ihn – angeblich – im Bundeswehrkrankenhaus behandelt hat. Da hast du ja Einblick. Aber ich schätze, wenn wir diese Personen befragen, dann kriegen wir vorbereitete Antworten. Die sind sicher besser instruiert als diese Telefondame.«
Hobbes ließ sich durch Matos Ankunft kaum unterbrechen.
». . . und ich habe noch etwas herausgefunden«, fuhr er fort. »Von wegen: ›wohin‹. Ich habe über die Stationsärztin, die deinen Vater im Klinikum betreut hat, diesen Sanitäter gefunden. Den Mann, der deinen Vater in der Ambulanz behandelt hat und der dann gesagt hat, er hätte etwas am Kopf deines Vaters bemerkt. Wir haben ziemliches Glück gehabt: ein Zivi auf gepackten Koffern. Er geht nach Hamburg. Ist ganz kurzfristig abkommandiert worden. Dass er noch da war, war reiner Zufall. Eigentlich hätte er schon gestern fliegen sollen, aber sie hatten ihn nicht erreicht, da er gerade ein paar Tage Urlaub hatte und erst seit gestern Abend zurück ist. Also, ich habe ihn jedenfalls gesprochen. Und er hat mir erzählt, was ihm aufgefallen ist.« Hobbes lehnte sich auf seinem Stuhl zurückund fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Dann wandte er sich an Sebastian. »Halt dich fest. Das, was er mir beschrieben hat, deutet ziemlich sicher darauf hin, dass dein Vater wie eine Leiche an einen Memo-Scanner angeschlossen worden ist!«
»Was? Jemand hat versucht, seine Erinnerungen zu speichern? Aber . . . aber . . . er war doch noch nicht . . . tot. Ich meine . . .« Sebastian verstand gar nichts mehr.
»Das ist doch klar«, warf Mato ein. »Die, die ihn sozusagen entführt haben, wollten an die Erinnerungen oder an die Daten, die du inzwischen hast. Und da sie nicht an den Rechner in seinem Büro gekommen sind, haben sie versucht, über sein Gedächtnis da ranzukommen. Oder vielleicht haben sie gehofft, aus dem Kurzzeitgedächtnis das Passwort zu kriegen. Etwas in diese Richtung.«
Er konnte das alles nicht glauben. »Das würde ja bedeuten . . .« Er stockte.
Hobbes führte seinen Satz zu Ende: »Dass jemand am Institut mitgemacht hat.«
Sebastian starrte in sein Glas. Sie schwiegen bedrückt. Die Erkenntnis,
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